„Ein echtes Durcheinander“
Bis Jahresende soll die DNA jedes Südtiroler Hundes in einer Hundedatenbank abgespeichert sein. Jetzt aber werden Unterschriften gegen diese Regelung gesammelt.
Tageszeitung: Frau Brillo, Sie fordern über eine Unterschriftensammlung die Aufhebung des Landesgesetztes, welches ab 31. Dezember 2023 eine verpflichtende genetische Erfassung von Südtiroler Hunden vorsieht. Ihre Aktion hat schon einen beachtlichen Erfolg gefeiert, als am Samstag zum Start über 350 Unterschriften gesammelt werden konnten. Sind viele Hundebesitzer gegen dieses Landesgesetz?
Patrizia Brillo (Stadtviertelrätin in Bozen): Die meisten Hundehalter sind nicht gegen Strafen für die wenigen Besitzer, die nicht ihren Pflichten nachkommen, sondern sträuben sich vielmehr gegen die Diskriminierung einer ganzen Kategorie. Die Resonanz der Bevölkerung ist enorm, weshalb es in dieser Woche noch einen Stand in Bozen, Meran und Brixen geben wird, wobei wir uns im Juli und August auf andere Gemeinden der Provinz ausweiten werden. Ein solches Gesetz bedeutet, dass, angesichts der Unfähigkeit der Verwaltung, ein Problem einiger weniger so gelöst wird, indem alle in Sippenhaft genommen werden. Es ist die übliche Haltung der Linken: stark gegenüber den Schwachen und schwach gegenüber den Starken, das funktioniert so nicht. Es überrascht mich, dass auch die Lega – insbesondere Mattei und Bessone – diese Maßnahme unterstützt haben.
Ist diese Maßnahme Ihrer Meinung nach überhaupt umsetzbar?
Nein, diese Regelung wurde von jemandem geschrieben, der offensichtlich nicht viel von diesem Thema versteht. Zwar bin ich damit einverstanden, das unverschämte Verhalten derjenigen, die die Hinterlassenschaften ihrer Hunde zurücklassen, zu bekämpfen, jedoch muss dabei vernünftig gehandelt werden, da die Regelung selbst viele Schwachstellen hat. Beispielsweise betreffen die erfassten Daten nur die in Südtirol ansässigen Hunde, während die Hunde von Touristen nicht registriert werden, was zu einem doppelten Problem führt. Erstens sind die Daten völlig nutzlos, da sie unvollständig sind, und zweitens belastet eine Analyse von Hundekot ohne Übereinstimmung in der Datenbank lediglich die öffentliche Kasse mit nicht wieder erstattbaren Ausgaben. Eine enorme Verschwendung öffentlicher Ressourcen. Es gibt auch mehrere Probleme sowohl aus administrativer als auch aus technischer Sicht: Die Gemeindepolizei ist nicht für die Sammlung des Kots zuständig, daher müsste dies das Personal der SEAB erledigen, welches die Hinterlassenschaften einsammelt, sie in eine spezielle sterile Verpackung legt und zum Analyselabor schickt. All dies unter der Voraussetzung, dass der Kot in der Zwischenzeit nicht mit einer anderen DNA kontaminiert wurde, beispielsweise mit dem Urin anderer Hunde. Außerdem: Wie sollte überprüft werden, ob alle Hunde den Test durchgeführt haben? Wird eine Stichprobenkontrolle durchgeführt oder wird die DNA mit dem Mikrochip verknüpft und die Polizeibeamten überprüfen die Daten? In diesem Fall müsste die Gemeindepolizei mit Mikrochip-Lesegeräten ausgestattet werden, was zusätzliche Kosten verursacht. Es scheint mir wirklich umständlich und absurd, ein echtes Durcheinander. Die einzigen glücklichen Menschen bei dieser verrückten Maßnahme werden die Anwälte sein, angesichts der erwarteten Flut von Klagen.
Auch der Landtagsabgeordnete Marco Galateo äußerte seine Zweifel, wobei er befürchtet, dass für manche die Kosten der genetischen Erfassung wie auch die Strafen zu hoch sein könnten und manche Besitzer deshalb ihre Vierbeiner aussetzen könnten. Teilen Sie diese Sorge?
Meiner Meinung nach können die Strafen sogar erhöht werden, da diejenigen, die einen Fehler machen, auch dafür bezahlen sollten. Es ist jedoch etwas anderes, wenn Menschen, die sich korrekt verhalten, gezwungen werden, eine getarnte Eigentumssteuer zu zahlen. Außerdem finde ich es kleinlich, Zuneigung zu besteuern. Hunde sind vollwertige Mitglieder unserer Familien, keine Luxusgegenstände. Dies zeigt eine geringe Sensibilität und eine starke Dosis an Zynismus. Man muss nur an die Tausenden von Menschen – möglicherweise ältere Menschen – denken, die allein leben und deren einzige Gesellschaft ihr Hund ist. Nicht einmal der schlimmste Bösewicht in einem Disney-Film würde eine Steuer auf dieses Fellknäuel legen.
Haben Sie das Gefühl, dass die Maßnahme jetzt noch undurchsichtig ist?
Es wurde nur wenig und schlecht kommuniziert. Meiner Meinung nach hat die Landesregierung erkannt, dass sie einen Fehler gemacht hat, und hofft nun, dieses Thema nach den Wahlen anzugehen. Es ist auch kein Zufall, dass die Frist für den Test um ein Jahr verschoben wurde. Jetzt sollte sie öffentlich zugeben, dass sie einen Fehler gemacht hat, und dieses chaotische Gesetz zurückziehen und somit Verantwortungsbewusstsein zeigen. Die Tatsache, dass auch andere politische Kräfte auf das Problem hinweisen, zeigt, dass das Thema existiert, spürbar ist und alle betrifft.
Was könnte man stattdessen machen, um den liegengelassenen Hundekot Einhalt zu gebieten?
Die Alternative besteht darin, die Strafen zu verschärfen, aber vor allem die Kontrollen zu erhöhen, indem verdeckte Beamte eingesetzt werden, um die Übertreter zu bestrafen. Außerdem müssen die Anzahl und die Qualität der Hundezonen erhöht werden. In vielen Gebieten unserer Gemeinden gibt es keine oder sie sind nicht zugänglich. Wenn die Verwaltung etwas fordert, ist es richtig, dass sie dafür auch eine Gegenleistung erbringt.
Interview: Stefanie Putzer
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Kommentare (8)
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heracleummantegazziani
“ Es ist die übliche Haltung der Linken: stark gegenüber den Schwachen und schwach gegenüber den Starken“. Da hat sich wieder jemand am Phrasenschwein bedient. So ein Bullshit kann nur von einer Rechten kommen.
Die Regelung ist zwar tatsächlich etwas unausgegoren, aber Hundehalter mit Anstand haben ja nichts zu befürchten, von daher, was soll der Aufstand?
prof
@heracl……
Was heisst Hundehalter mit Anstand haben nichts zu befürchten.Ich lebe in einer Gemeinde wo es einige Leute gibt,die Hunde nicht mögen oder sogar hassen.
Es gibt (leider) viele solcher Leute,die auch nicht davor zurückschrecken würden ein entsorgtes Säckchen mit „Gagga“ wieder auf die Strasse zu entleeren um daß Hundebesitzer bestraft würden.
sigo70
Gibt es ein Land in dem sich diese Methode bereits bewährt hat, oder ist Südtirol hier wiedermal Vorreiter?
Meiner Meinung nach müsste es eine Hundesteuer aufrund Größe bzw. Rasse des Hundes geben und dies natürlich auch für Gäste. Zudem sollte mehr sensibilisiert werden, dass auch Hundeurin z.B. in Städten, Fussgängerzonen, vor Geschäften zu vermeiden wäre.
placeboeffekt
Doch
Einzelne Städte wie Tel Aviv z.B. ,wo das Problem viel krasser ist.
„Was machst du so beruflich?“
„Ich bin Hundescheissetester“
Wenn man ein Tinder-Date wieder schnell loswerden möchte….
prof
@sigo70
Hundeurin lässt sich einfach nicht vermeiden.Aber,es müsste eine Vorschrift geben, eine Flasche Wasser dabei zu haben um den Urin etwas zu entsorgen,,ansonsten gibt es Strafe. Stadtpolizisten können das auch kontrollieren so wie das Falsch-Parken.
robby
Mehr als Hundescheiße und Hundeutin sört mich die Scheiße von Menschen in jeder finsteren Gasse und besonders um die Bozner Pfarrkirche.
Darum erst einmal DNA Proben der Menschen.
Was hindert die Bozner Politik daran Pensionisten zur Kontrolle loszuschicken. Hunde kacken gut sichtbar. Nur Menschen suchen finstere Gassen auf.
wichtigmacher
Vielleicht mal auch bei denen in Bozen eine DNA Probe entnehmen,,,,,,
dn
Die bescheuerten Besitzer nerven noch mehr als ihre Köter. Hoffentlich frisst sie der Wolf, alle beide.