Die goldenen Jahre
Die IDM fördert zehn Filmprojekte, darunter einen Film über den Bergsteiger Walter Bonatti und eine Doku über Gustav Thöni und die „valanga azzurra“.
Ein Gestaltwandler, Wilhelm Tell, eine gescheiterte Musikerin, der Bergsteiger Walter Bonatti und Gustav Thöni: Das sind nur einige der Protagonisten in jenen Filmprojekten der zweiten Förderrunde des Jahres, die von IDM Südtirol zur Förderung zugelassen wurden.
Insgesamt zehn Projekte kommen in den Genuss von Geldern aus dem Südtiroler Filmfonds, der von IDM verwaltet wird: vier Spielfilme, zwei Dokumentarfilme, zwei Kurzfilme und zwei Serienprojekte. Zwei Produktionen stammen aus Deutschland, sechs Projekte aus Italien, davon vier aus Südtirol, ein Projekt aus Österreich sowie eines aus Großbritannien. Insgesamt sollen rund 77 Drehtage in Südtirol realisiert werden.
„Die Mischung von Genres in diesem zweiten Call ist sehr bunt und vielversprechend. Dass vierder zehn geförderten Projekte aus Südtirol kommen und zudem weitere lokale Produktionsunternehmen und Filmschaffende an den Projekten mitwirken, freut uns besonders, zeigt es doch, wie aktiv die Südtiroler Filmbranche ist“, sagt Vera Leonardelli, Direktorin Business Development von IDM. Bemerkenswert sei auch der bei diesem Call bereits geplante Südtiroleffekt, also die Wertschöpfung, die dank der Ausgaben der Produktion vor Ort erzielt wird. Sie übersteige bei weitem die obligatorischen 150 Prozent der Fördersumme, die laut Fördervertrag in Südtirol ausgegeben werden müssen.
Tatsächlich ist die Palette der Themen, die in den Filmprojekten abgehandelt werden, sehr breit. Der Familien-Fantasyfilm „Woodwalkers“ begleitet Gestaltenwandler Carag, halb Mensch und halb Berglöwe, auf der Suche nach seiner Bestimmung. Der Film wird von der Münchner blue eyes Fiction in Zusammenarbeit mit Filmvergnuegen aus Pfitsch und Dor Film aus Wien produziert. Damian John Harper führt Regie. Einen Klassiker aus der Schweizer Geschichte hat das Historiendrama „Wilhelm Tell“ zum Inhalt. Es erzählt den Kampf des schwyzerischen Nationalhelden und seiner Freunde gegen die Österreicher im Dienste der Freiheit. Das Drehbuch stammt von Nick Hamm, der auch Regie führt.
Die Südtiroler Regisseurin und Drehbuchautorin Evi Romen, bereits bekannt durch Erfolgswerke wie „Hochwald“, wird das Drama „Happyland“ umsetzen. Die Geschichte des Films dreht sich um die gescheiterte Musikerin Helen, die sich mit den Geistern ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss. Um eine zweijährliche Kunstausstellung in den Dolomiten mit außergewöhnlichen Ausstellungsobjekten im hochalpinen Gelände geht es im Dokumentarfilm „SMACH“, der das gleichnamige Kunstprojekt von Michael Moling thematisiert. Für Treatment und Regie ist Timian Hopf verantwortlich.
Die Erfolgsgeschichte des italienischen Nationalskiteams der 70er Jahre steht im Mittelpunkt des Biopics „La valanga azzurra“ von Giovanni Veronesi. Er zeichnet mit Originalaufnahmen von Protagonisten wie Gustav Thoeni, Anekdoten und Behind-the-Scenes–Material die goldenen Jahre des italienischen Skisports nach. Reinhold Messner zeigt in seinem Dokumentarfilm „K2 – Der große Berg“ die tragische Geschichte des Bergsteigers Walter Bonattis und die weniger heldenhafte Begebenheit hinter der ersten Besteigung des K2. Messner führt auch Regie, produziert wird der Film von seiner Produktionsfirma Dolomites aus Bozen.
Zwei Projekte werden von IDM bei der Produktionsvorbereitung mit Förderungenbedacht. „Axis“ ist eine Thriller-Serie, die von einem ehemaligen Neonazi und dessen Konfrontation mit seiner Vergangenheit handelt; Regisseur ist Sven Bohse. „Confusia“ wird produziert von Albolina Film, Bozen, und zeigt eine Drag-Queen–Gruppe auf dem Weg zu einem Werbedreh, die unerwarteterweise in eine Detektivgeschichte verwickelt wird. Regisseurin der Krimikomödie wird Cecilia Bozza Wolf sein.
Bei der Kurzfilmförderung werden im zweiten Call des Jahres zwei Projekte bei der Entwicklung unterstützt. „Una memoria“ von Regisseurin Costanza Lettieri erzählt im animierten Drama von der 16-jährigen Franca, die im Jahr 1964 auf die Geschichte eines revolutionären Gerichtsprozess aus dem Jahr 1243 stößt.
Der von TAKT FILM aus Bozen produzierte zweisprachige Dokumentarfilm „Moussa & Rita“nimmt die Zuschauer/-/innen mit auf eine Reise zweier Menschen, die sich persönlichen Fragen stellen und mit Identität, Glaube und Zukunft befassen. Regie führt Andrea Costa.
Nachstehend folgen die Details zu den geförderten Projekten des zweiten Einreichtermins 2023:
Kurzfilmförderung:
1. Una Memoria (Arbeitstitel)
2. Moussa & Rita (Arbeitstitel)
Produktionsförderung:
1. Woodwalkers (Arbeitstitel)
2. Wilhelm Tell (Arbeitstitel)
3. Happyland (Arbeitstitel)
4. Smach (Arbeitstitel)
5. La valanga azzurra (Arbeitstitel)
6. K2 – Der große Berg (Arbeitstitel)
Produktionsvorbereitungsförderung:
1. Axis (Arbeitstitel)
2. Confusia (Arbeitstitel)
KURZFILMFÖRDERUNG
1. Una Memoria (Arbeitstitel)
Inhalt: 1964, Kommunalbibliothek von Alcamo, Sizilien. Die 16-jährige Franka liest in einem alten Buch über Gerichtsverhandlungen in ihrer Stadt aus dem Jahr 1243. Der reiche Kaufmann Goffredo wird beschuldigt, Benvenuta, ein Mädchen aus bescheidenen Verhältnissen, vergewaltigt zu haben. Er glaubt, dass sein Reichtum und sein Geschlecht ihm eine Art soziale Vormachtstellung verleihen, aber er wird dank der neuen Gesetze, die Friedrich II. von Schwaben eingeführt hat, für schuldig befunden. Diese Gesetze sind revolutionär und werden es acht Jahrhunderte lang bleiben. Die junge Francaverlässt die Bibliothek mit dieser alten und doch aktuellen Geschichte.
Produktion: Fantasmagorie Studio Srl, Rom
Drehbuch: Mario Cirillo, Arianna Rossini
Regie: Costanza Lettieri
Genre: Drama, Animation
Projektart: Kurzfilm
2. Moussa & Rita (Arbeitstitel)
Inhalt: Die zweisprachige Dokumentation handelt von Einwanderung, Akzeptanz, Solidarität und Familie und nimmt die Zuschauer-/-innen mit auf eine Reise mit dem jungen afrikanischen Immigranten Moussa. Dieser findet nach langer Zeit endlich ein zu Hause auf dem Bauernhof von Rita im malerischen Sarntal. Moussa versucht, ein neues Leben aufzubauen und nimmt dafür einen Job in der Holzindustrie an, sucht sich neue Freund/-innen und hilft weiter auf dem Hof aus. Die Zuschauer-/-innen begleiten die Protagonisten in ihrem Alltag, teilen ihre Gedanken über Glauben, Hindernisse und die Herausforderungen des Lebens.
Produktion: TAKT FILM Genossenschaft, Bozen
Treatment: Irene Reiserer, Andrea Costa
Regie: Andrea Costa
Genre: Dokumentarfilm
Projektart: Kurzfilm
Drehtage in Südtirol: 10
PRODUKTIONSFÖRDERUNG
1. Woodwalkers (Arbeitstitel)
Inhalt: Gestaltwandler Carag, halb Mensch, halb Berglöwe, wuchs in der Wildnis der Rocky Mountains auf. Doch die Neugier, mehr über seine menschliche Seite zu erfahren, hat ihn von seiner Berglöwenfamilie entfernt. Bei seiner menschlichen Pflegefamilie verbirgt er seine Identität als Woodwalker, realisiert jedoch, dass er nie ganz zur Welt der Menschen gehören wird. Erst als eine geheime Schule für Woodwalker ihn aufnimmt, findet er ein Zuhause und Freunde: Holly, ein freches Eichhörnchen, und Brandon, ein schüchterner Bison. Als Carag erfährt, dass sein Mentor, der Millionär Andrew Milling, einen finsteren Plan ausheckt, um sich an den Menschen zu rächen, muss er sich für eine Seite entscheiden.
Produktion: blue eyes Fiction GmbH & Co.KG, München
Koproduzent: Filmvergnuegen GmbH , Pfitsch, Dor Film Produktionsgesellschaft GmbH, Wien
Drehbuch: David Sandreuter
Regie: Damian John Harper
Genre: Family Fantasy
Projektart: Kino, Spielfilm
Drehtage in Südtirol: 15
Green Shooting: geplant
2. Wilhelm Tell (Arbeitstitel)
Inhalt: Wilhelm Tell lebt mit seiner Frau Suna und seinem Sohn Walter im Jahr 1307 in der Schweiz. Die Österreicher unterdrücken und plündern das Schweizer Volk und das von ihnen besetzte Land nach Herzenslust. Als sie ein nahe gelegenes Dorf angreifen, vergewaltigt und ermordet Gouverneur Wolfshot die Frau des Bauern Baumgarten. Es entwickelt sich eine Spirale der Gewalt und Vergeltung, in die auch Stauffacher gerät, ein alter Freund Tells, ein ehemaliger Kreuzfahrer, mit dem Tell in Jerusalem gekämpft hat. Obwohl dieser zuvor geschworen hat, nie wieder zur Gewalt zu greifen, sind er und seine Freunde sich einig, dass die Österreicher aufgehalten werden müssen.
Produktion: Free Turn, London, Tempo Productions, Carleton
Ausführender Produzent: Groenlandia, Rom
Drehbuch: Nick Hamm
Regie: Nick Hamm
Genre: Drama, Historisch
Projektart: Kino, Spielfilm
Drehtage in Südtirol: 20
3. Happyland (Arbeitstitel)
Inhalt: Die Musikerin Helen(e) kehrt nach vielen Jahren und einer letztendlich bescheidenen Karriere in der Londoner Britpopszene in ihren Heimatort zurück. Dort könnte sie das „Happyland“ übernehmen, ein von ihrer Mutter geführtes Mehrzweckgebäude. Sie begegnet den Mitgliedern ihrer ehemaligen Band und Tom, ihrergroße Liebe, den sie ebenfalls einst zurückgelassen hat. Er ist inzwischen verheiratetund geht ihr konsequent aus dem Weg, weil er ihrnie verziehen hat, dass sie ihn und die Band verlassen hat. Helen fühlt sich fremd, bis sie auf Joe trifft, der eine trotzige Affinität zur Pferdezucht hat. Helen fühlt sich magisch zu ihmhingezogen. Als sie dann aber wieder auf Tom trifft, kommt es zu einer alles verändernden Aussprache.
Produktion: Amour Fou Vienna GmbH, Wien
Koproduzent: Take Five GmbH, Brüssel
Drehbuch: Evi Romen
Regie: Evi Romen
Genre: Drama
Projektart: Kino, Spielfilm
4. Smach (Arbeitstitel)
Inhalt: Alle zwei Jahre veranstaltet das Team von Michael Moling eine einzigartige Kunstausstellung in den Dolomiten. Im Rahmen des Projekts SMACH. werden Werke von Künstlern aus der ganzen Welt in hochalpinem Gelände aufgestellt. Die Skulpturen werden speziell für diesen Zweck entworfen und fügen sich auf surreale Weise in die spektakuläre Landschaft ein. Gemeinsam leben die Künstler/-innen eine Woche lang in einer Residenz und arbeiten an ihren Installationen. Dabei stehen zwei Aspekte im Vordergrund: Zum einen die ganz physische Arbeit der Künstler vor Ort, zumanderen geht es um Anerkennung – sowohl als Teil der ladinischen Kultur als auch innerhalb der Dorfgemeinschaft selbst.
Produktion: Michael Kalb Filmproduktion Einzelunternehmen, Dinkelscherben
Treatment: Timian Hopf
Regie: Timian Hopf
Genre: Dokumentarfilm
Projektart: Kino, Dokumentarfilm
Drehtage Südtirol: 19
5. La valanga azzurra (Arbeitstitel)
Inhalt: Wie war die Abfahrt beim Skifahren in den 1970er Jahren? Oder noch wichtiger: Wofür stand die italienische Skinationalmannschaft in jenen Jahren? Zwei Fragen, auf die es nur eine Antwort geben kann: für einen Erfolg so groß und stark wie die „azurblaue Lawine“, die Farbe der Nationalmannschaft. Unter der Leitung eines Mannes mit außergewöhnlichem Gespür wieMario Cotelli, dem technischen Direktor der Azzurri, und mit Champion Gustav Thöni wurde die Mannschaft geboren, die zur stärksten in der italienischen Geschichte werden sollte. Während dieser Zeit gab Italien den Ton an – ein sportlicher Hurricane der durch mit den Stimmen der damaligen Protagonist-/innen, Anekdoten und Behind-the-Scenes Material wieder zum Leben erweckt wird,.
Produktion: Fandango Srl, Rom
Treatment: Domenico Procacci, Giovanni Veronesi, Lorenzo Fabiano
Regie: Giovanni Veronesi
Genre: Biopic, Doku
Projektart: TV, Serienformat
Drehtage in Südtirol: 7
Green Shooting: geplant
6. K2 – Der große Berg (Arbeitstitel)
Inhalt: Die meisten Geschichten über Bergabenteuer gehen als Heldengeschichten in die Alpinhistorie ein. So auch die offizielle Version der ersten Besteigung des K2, des zweithöchsten Berges der Welt, durch eine italienische Expedition von 1954. Es ist kaum bekannt, dass hinter dem Ruhm der Erstbesteigung eine Verleumdungsgeschichte steht. Reinhold Messner zeigt in seiner neuen Dokumentation, wie schnell Kameradschaft in Heimtücke umschlagen kann und begibt sich auf die Spur des großen Verlierers der Expedition: Walter Bonatti, der von seinen Kameraden beschuldigt und diskrediert wurde. Was wirklich geschah und wie Bonatti am Ende offiziell rehabilitiert wurde, erzählt Messner in einem spannenden Wechselspiel aus Archivmaterial und nachgestellten Szenen.
Produktion: Dolomites GmbH, Bozen
Treatment: Reinhold Messner
Regie: Reinhold Messner
Genre: Dokumentarfilm
Projektart: TV, Dokumentarfilmen
Drehtage in Südtirol: 6
PRODUKTIONSVORBEREITUNGSFÖRDERUNG
1. Axis (Arbeitstitel)
Inhalt: Ein ehemaliger Neonazi wird als Informant in seine alte Heimat zurückgeschickt, um einen drohenden Anschlag zu verhindern und heimlich seinen Bruder zu retten. Seine alten Kameraden sind „völkische“ Siedler, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in Norditalien immer mehr Land aufkaufen und ihr rechtspopulistisches Netzwerk geschickt ausbauen. Auf seiner Mission wird er mit den dunklen Kapiteln seines bisherigen Lebens konfrontiert – einer archaischen Welt voller Hass, aber auch mit seinem persönlichen Kampf um Anerkennung und Sicherheit.
Produktion: Ringel Film GmbH, Berlin
Treatment: Juliane Großheim, Sven Bhose
Regie: Sven Bohse
Genre: Thriller
Projektart: TV, Serienformat
2. Confusia (Arbeitstitel)
Inhalt: Lady Black und die Salamander Sisters, ein Trio von Drag Queens mit einer unsicheren künstlerischen Karriere und einem katastrophalen Privatleben, haben die unerwartete Chance, in einem Werbespot in den Alpen aufzutreten. Als sie mit ihrem bunten Kleinbus versehentlich einen Dorfbewohner überfahren, werden sie von einem Bauern erpresst: Wenn sie nicht im Gefängnis landen wollen, müssen sie an einem Holzfällerwettbewerb teilnehmen, um die Zahl der teilnehmenden Frauen zu erhöhen. Als der Wettbewerb startet, kommt es jedoch vermehrt zu mysteriösen Unfällen, bei denen ein Dorfbewohner nach dem anderen stirbt. Eine der Queens, großer Fan von Detektivgeschichten, fängt an zu ermitteln…
Produktion: Albolina Film GmbH, Bozen
Treatment: Cecilia Bozza Wolf, Raffaele Pizzatti Sertorelli
Regie: Cecilia Bozza Wolf
Genre: Krimi, Komödie
Projektart: Kino, Spielfilm
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Kommentare (2)
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nobodyistperfect
Autonome Provinz Bozen
31.05.2023, 09:20
2022 wurden 29 Filmprojekte über die Filmförderung des Landes Südtirol gefördert. IDM hat dafür rund fünf Millionen Euro an Landesmitteln erhalten. Seid ihr noch zuretten?
pingoballino1955
NEIN!