Wo sind die Zeugen?
Der Bozner Ndrangheta-Prozess wird zur Farce, von den zehn vorgeladenen Zeugen der Verteidigung kommt kein einziger zur Verhandlung.
Es geht in diesem Strafverfahren um schwere Vorwürfe: Bildung einer kriminellen Vereinigung, Drogen- und Waffenhandel. Der Hauptbeschuldigte im laufenden Hauptverfahren ist Marco Sergi, der in Bozen laut Anklage einen Ableger der kalabresischen Ndrangheta angeführt haben soll.
Bisher wurden einige Zeugen der Anklage (sie wird von der Antimafia-Staatsanwaltschaft Trient vertreten) angehört, dazu ein vermeintlicher Reuiger als Belastungszeuge. Marco Sergi ließ sich dessen Auftritt als Zuschauer der Verhandlung nicht entgehen.
Bei der nächsten Verhandlung am Montag geschah wiederum Sonderbares: Eigentlich hätten insgesamt zehn Zeugen der Verteidigung angehört werden sollen, doch daraus wurde nichts. Keiner der Zeugen befand es für wert, in den Zeugenstand zu treten, wobei in einigen Fällen unklar blieb, ob die Vorladung zugestellt werden konnte oder nicht.
Auf jedem Fall bedeutet der Totalausfall für die Angeklagten einen Zeitgewinn von einem knappen halben Jahr – mit Auswirkungen auf eine etwaige Verjährung. Der Richtersenat unter Vorsitz von Walter Pelino vertagte die Verhandlung auf den 9. Oktober. Er hat angeordnet, dass die Zeugen gegebenenfalls von den Carabinieri zu einem Gerichtsauftritt gebracht werden müssen.
Sind sie unauffindbar, werden sie wieder von der Zeugenliste gestrichen. Schließlich sollte sie ja zur Entlastung der Angeklagten auftreten.
Das Bozner Verfahren ist ein Nebenzweig zum großen Ndrangheta-Verfahren am Landesgericht Trient, wo die Urteile in einem verkürzten Verfahren gesprochen werden. (tom)
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