„Alleingelassene Lehrer“
Der Team K-Politiker Alex Ploner will, dass Südtirols LehrerInnen im Landtag als „Kronzeugen“ für die miese Stimmung an den Schulen angehört werden.
TAGESZEITUNG Online: Herr Ploner, Sie haben über Facebook einen Aufruf an Lehrpersonen und Kindergärtnerinnen gestartet, die Ihnen ihre Erfahrungen mitteilen sollten. Wie war das Feedback?
Alex Ploner: Ich merke, dass sich diese Personen nicht gehört und allein gelassen fühlen.
Wo und in welchen Bereichen brennt es besonders?
Es brennt an vielen Stellen. Besonders die Aufgaben der Lehrpersonen und der Schule im Allgemeinen sind in den letzten Jahren massiv gestiegen. Mich beunruhigen die Aussagen, dass sich Lehrpersonen nicht mehr auf ihre Hauptaufgabe, auf die Vermittlung von Wissen, konzentrieren können. Heute müssen Lehrer und Lehrerinnen auch Themen wie psychologische Hilfe, Logopädie, Integration, Erziehung, Digitalisierung, fehlende Ressourcen und vor allem die zunehmende Bürokratie managen. Daraus entstehen Überforderung und Frust. Viele spielen mit dem Gedanken an eine Kündigung oder machen Dienst nach Vorschrift.
Kann man aus den Rückmeldungen eine Botschaft formulieren?
Die Landesregierung muss sich dringendst mit den Lehrervertretern an einen Tisch setzen, um Lösungen zu finden. Die Probleme müssen klar und offen angesprochen werden. Die Landesregierung muss auf die Lehrerschaft zugehen.
Haben die betroffenen Lehrpersonen und Kindergärtnerinnen ihre Erfahrungen anonym mitgeteilt – so wie die beiden LehrerInnen auf Rai Südtirol? Oder haben die Betroffenen auch ihre Namen genannt?
Alle Personen haben sich „offiziell“ bei mir gemeldet, mit ihrem Namen und zum Teil auch ihren Telefonnummern. Einige haben mich aber gebeten, dass ich ihre Rückmeldung anonym veröffentliche, um nicht ihren Schulen und vor allem ihren SchülerInnen zu schaden.
Haben Sie den Eindruck, dass der zuständige Landesrat und die Schulamtsleiterin die Hilferufe der Lehrpersonen und der Kindergärtnerinnen Ernst nehmen?
Nein, diesen Eindruck habe ich nicht. Auch dieses Mal mussten wieder 1.100 Lehrpersonen eine Petition aufsetzen, bevor dem Thema die Aufmerksamkeit zuteilwurde, die es verdient. Eines ist dann zuhören, Interesse zeigen, rhetorisch geschickt auftreten, etwas anderes aber, Dinge wirklich verändern und gute Arbeitssituationen für Lehrpersonen, aber auch moderne Lernsituationen für unsere Kinder zu schaffen. Die Lehrpersonen und Schulen brauchen keine weiteren schönen Worte, sondern konkrete Reformen und ausreichende Ressourcen.
Sie haben in einem Antrag an die Erste Gesetzgebungskommission eine Anhörung von Lehrpersonen im September im Landtag beantragt. Was erwarten Sie sich davon?
Dass Lehrpersonen auch im Landtag einmal ihre Sicht der Dinge darstellen können und wir uns ein besseres Bild von der aktuellen Situation an Südtirols Schulen machen können.
Es gibt auch kritische Stimmen, die davor warnen, das Schul-Thema jetzt zu einem Wahlkampfthema hochzupushen. Sehen Sie diesbezüglich Gefahren?
Diese Probleme in den Schulen gibt es doch schon seit vielen Jahren. Die Probleme, die wir zurzeit in der Schule sehen, sind auch der Bildungspolitik geschuldet, die seit 70 Jahren die SVP verantwortet. Bildung ist und muss zu jeder Zeit ein Thema sein, weil die Bildung eine tragende Säule der Gesellschaft ist.
Interview: Artur Oberhofer
Kommentare (50)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.