Die To-do-Liste der Bauern
Der Borkenkäfer, das Großraubwild, die Bürokratie und die Preisentwicklung bei Lebensmitteln waren die zentralen Themen, die auf den Sitzungen der erweiterten Bezirksbauernräte des Eisacktales und Burggrafenamtes mit den bäuerlichen Landtagskandidaten besprochen wurden.
Derzeit treffen sich die bäuerlichen Kandidaten Franz Locher, Maria Hochgruber Kuenzer, Sepp Noggler und Luis Walcher – sie sind als Meistgewählte aus den SBB-Basiswahlen hervorgegangen – mit den Mitgliedern der erweiterten Bezirksbauernräte in allen Landesteilen. Daniel Gasser, Bauernbund-Bezirksobmann des Eisacktals/Wipptals unterstrich, wie wichtig es ist, Ansprechpartner in der Politik zu haben. „In den nächsten Jahren warten große Herausforderungen auf die Landwirtschaft. Daher brauchen wir Politikerinnen und Politiker, die unsere Anliegen kennen und vertreten.“
Bei den Treffen in Brixen und Meran wurden demzufolge die dringendsten Anliegen besprochen. Ein Hauptschwerpunkt war das Großraubwild. Einig waren sich die Teilnehmer, dass Südtirol einen eigenen Weg gehen muss, der auch ein Management erlaubt. „Ansonsten riskieren wir, dass das Vieh nicht mehr auf die Almen kommt. Das hätte massive Auswirkungen auf das Landschaftsbild, die Freizeitgestaltung der Einheimischen und auf den Tourismus“, unterstrich Bernhard Burger, der Obmann des Bauernbund-Bezirks Burggrafenamt. Für Verärgerung sorgte der jüngste Wolfsriss in Pfitsch.
Kopfzerbrechen bereitet den Bäuerinnen und Bauern auch der Borkenkäfer. Um die Ausbreitung aufzuhalten, müssten befallene Bäume rasch aus den Wäldern gebracht werden. Aufgrund der niedrigen Preise ist die Waldarbeit aber kaum rentabel. „Daher braucht es eine bessere Unterstützung für die Waldpflege und Maßnahmen, um den Holzpreis zu steigern“, sagte Daniel Gasser, der Obmann des SBB-Bezirks Eisacktal/Wipptal – sonst würde man dem Problem immer hinterherlaufen, war die einhellige Meinung.
Begrüßt wurde die Möglichkeit, Holz am Bahnhof Bozen zu verladen. Und auch die heimischen Fernheizwerke sollten noch mehr einheimisches Holz verwenden.
Ein weiteres Thema in beiden Bezirken war die Bürokratie. „Die Auflagen werden immer mehr und strenger. Dass es Regeln braucht, ist klar. Sie sollten aber so einfach wie möglich sein, damit Bauern nicht mehr Stunden am Schreibtisch als im Feld oder im Stall verbringen müssen“, sagte Gasser.
Auch muss das Wasser besser genutzt werden. Mehrere Mitglieder beider Bezirksbauernräte sprachen sich für die Nutzung des Beregnungswassers für die Bewässerung und die Stromerzeugung aus. Eine Doppelnutzung sei zwar vorgesehen, das Genehmigungsverfahren ist aber überaus komplex und dauert sehr lange. In Villnöß warten 55 Bauern seit elf Jahren auf eine Wasserkonzession für die Bewässerung der Wiesen.
Komplex ist auch das neue Gesetz für Raum und Landschaft und der Landschaftsschutz, die für einige Kritik sorgten. Mehr denn je brauche es Respekt vor bäuerlichem Eigentum. Kritik gab es an den Plänen für den Ausbau der Bahnstrecke Bozen-Meran. „Wir sind für einen Ausbau, allerdings auf der Bestandstrecke. Eine neue Strecke würde sehr viel wertvollen Kulturgrund brauchen, was nicht mehr zeitgemäß ist“, so Burger. Zur Sprache kam auch das Standseilbahnprojekt Meran-Schenna. „Wir können damit nicht einverstanden sein. Wir fordern, dass die Notwendigkeit genau geprüft wird. Weiters soll die Fertigstellung des Küchelbergtunnels abgewartet werden, um zu sehen, wie sich die Verkehrsflüsse verändern. Dann kann man weitersehen“, so Bezirksobmann Bernhard Burger.
Angesprochen wurde auch die Sanität. Einige Mitglieder befürchteten eine Zwei-Klassen-Medizin, was unbedingt verhindert werden muss.
Sorgen bereiten den Bäuerinnen und Bauern derzeit die Preise für Lebensmittel. „Zwar ist der Milchpreis gestiegen. Die Erhöhung kann die stark gestiegenen Erzeugerpreise aber nicht ausgleichen. Nicht zufriedenstellend ist die Situation auch im Obstbau“, fasste Bernhard Burger zusammen. Damit Bäuerinnen und Bauern auch weiterhin motiviert sind und junge Menschen in die Landwirtschaft einsteigen, brauche es höhere Preise und gute Rahmenbedingungen, so der Tenor. Hilfreich könnte der sog. Grüne Euro sein. Damit ist ein gewisser Betrag pro touristischer Übernachtung gemeint, der in die Berglandwirtschaft fließen soll. Zudem müssten verstärkt Vollerwerbsbetriebe unterstützt werden.
Weitere Themen auf beiden Treffen waren das Ehrenamt, das gestärkt werden muss, und das ländliche Wegenetz. Dafür brauche es mehr Geldmittel.
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