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Highlights und Kerzlen

Der entführte Edgardo betet auch katholisch

Bellocchios Cannes-Beitrag „Rapito“ erzählt Unerhörtes und enttäuscht. Jeff Preiss‘ Bozen-Besuch wird spannend. Trento Film Festival mit 2 besondern Filmen in Bozen.

von Renate Mumelter

Entführt

Die Geschichte ist interessant. Marco Bellocchio erzählt in seinem Cannes-Film „Rapito“ von Edgardo Mortara aus Bologna. Als der Bub 7 Jahre alt war, wurde er von der katholischen Kirche entführt.

Edgardo war 1851 als Kind jüdischer Eltern geboren. 1858 wurde er dann von der Polizei im Auftrag der Kirche verschleppt. Der Grund: der jüdischen Edgardo war angeblich von einer Dienstmagd heimlich getauft worden und „gehörte“ damit der katholischen Kirche. Das ist natürlich unerhört und wird selten erzählt. Und weil die Untaten der katholischen Kirche immer noch wenig bekannt sind, sei Bellocchios Film willkommen. Nur schade, dass der Regisseur dieses Unerhörte zwar zeigt aber so, dass es nicht wirklich zu Herzen geht.

Nach dem dritten Gekreuzigten, der von der Kamera ins Blickfeld des Buben gebracht wird, hatte ich genug, dies möglicherweise wegen meiner nicht ganz konformen Meinung zu dieser schrägen Institution, deren Symbol ein Leichnam ist. Auch die Filmausstattung überzeugte mich wenig, zu bemüht, zu glatt.

Deshalb quälten mich im Kino schon bald Heimgehgedanken, denen ich nach längerem Hinundher nachgab. Damit verzichtete ich allerdings auf den Film-Auftritt des Bozners Martin M. Abram. Er spielte mit. Die unerhörte Story der Mortaras las ich im Netz nach. Mit 21 wurde Edgardo übrigens Augustiner-Chorherr. Die Story ist ein Hammer, Bellocchios Film leider nicht.

Rollstühle und Vulkane

Quinn Brett war erfolgreiche Alpinistin. Dann verunglückte sie im Yosemite und blieb querschnittgelähmt. Henna Taylor dokumentierte wie sich Quinn Brett nach dem Bergunfall ins Leben zurückkämpft. Geworden ist daraus der Gewinnerfilm des diesjährigen Trento Film Festival. „An Accidental Life“ ist Teil des Bozen-Auftritts des Trientner Bergfilm-Festivals. Zu sehen am Donnerstag im Filmclub.

Und am Samstag, den 10. Juni, geht es dann in Begleitung von Werner Herzog zu den Kratern. „The Fire Within. Requiem for Katia and Maurice Krafft“ war ebenfalls in Trient zu sehen. Herzog hat aus dem Material, das die Vulkanologen Katia and Maurice Krafft gedreht hatten, ein filmisches Requiem für die beiden zusammengestellt. Die zwei waren bei einem Vulkanausbruch in Japan ums Leben gekommen.

Jeff Preiss bei ZeLIG

Ganz besonders werden der 7. und der 8. Juni, zu denen ZeLIG lädt. Der amerikanische Videokünstler, Regisseur und Kameramann Jeff Preiss ist derzeit sowohl im Museion vertreten als auch Dozent bei der Filmschule, und er geht unter die Leute. Eine Gelegenheit, die nicht zu verpassen ist.

Am Mittwoch kommt Preiss mit zwei Filmen in den Filmclub. Um 18h zeigt er „Stop“ einen Experimentalfilm, der sich an Super-8-Familienfilmen orientiert. Preiss montiert eigene Familienbilder, Reisebilder, Landschaftsbilder, was halt so vorkommt in diesem Genre.

Um 20.30h gibt es dann Bruce Webers oscarnominierten „Let’s get lost“ aus dem Jahr 1988. Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms, bei dem Preiss die Kamera führte, steht der Musiker Chet Baker. Außerdem öffnet die ZeLIG ihre Türen für alle und lädt am 8. Juni zu einer Masterclass mit Jeff Preiss. Diese besondere Masterclass wird in Zusammenarbeit mit dem Museion veranstaltet und findet von 9.30 bis 13h direkt in der Schule für Dokumentarfilm in der Brennerstraße 20/D statt. Schwellenangst ist überflüssig. Bei der Masterclass sind Preiss‘ Werke und seine vielfältigen Rollen in der Filmarbeit Thema.

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