Rosige „zukunvt“
Die Wahlkampfagentur „zukunvt“, die die Wahlkämpfe von LH Arno Kompatscher betreut, hat in den letzten Jahren öffentliche Aufträge in Höhe von über 620.000 Euro erhalten.
von Artur Oberhofer
Dass sie überhaupt nicht miteinander können, sich unversöhnlich gegenüberstehen und sich – bei jeder sich bietenden Gelegenheit – piesacken, ist hinlänglich bekannt.
Der eine, Sven Knoll, provoziert den anderen, Arno Kompatscher, wann immer es geht und hat jetzt sogar den Titel Landeshauptmann-Kandidat erfunden, um dem LH auf Augenhöhe zu nerven. Der andere, stolz wie er ist, lässt den Oppositions-Sven gerne auflaufen. So wie vor wenigen Wochen. Sven Knoll wollte Auskunft darüber, wie viele öffentliche Aufträge Kompatschers Haus- und Hof-Agentur „zukunvt“ erhalten habe.
Der LH teilte Sven Knoll knapp mit, er solle sich die Daten und Infos gefälligst selbst aus dem Netz holen.
Der so Gedemütigte schlug zurück, indem er die Landesregierung mit neuen Anfragen bombardierte.
Jetzt liegen die Daten endlich vor. Und sie enthalten sehr wohl politische Sprengkraft.
Laut den Daten ist die Agentur „zukunvt“ in den letzten Jahren mit öffentlichen Aufträgen in Höhe von mehr als 620.000 Euro beglückt worden.
Die guten Drähte der Agentur in die Zentralen der Macht in Südtirol wirken sich also umsatzfördernd aus.
Allein die IDM hat der Agentur „zukunvt“ Aufträge in Höhe von 240.000 Euro erteilt.
Wer steht hinter der Ende 2012 gegründeten Agentur?
Die Agentur „zukunvt“ wurde von dem Brixner DJ und Eventdienstleister Arno Parmeggiani und dessen Freunden Moritz Gruber, Victor Matic und Viktor Franz gegründet.
Im Jahr 2013 leiteten Arno Parmeggiani & Co. den Wahlkampf von Arno Kompatscher. Nach der erfolgreich geschlagenen Wahl stellte die SVP-Fraktion im Südtiroler Landtag Arno Parmeggiani fix an. Er ist seitdem für die Kommunikation nach außen hin zuständig und fungiert obendrein als strategischer Berater.
Parmeggiani & Co. konzipierten die privaten Homepages von Arno Kompatscher und Philipp Achammer und auch die Webseite der Südtiroler Volkspartei.
Allein im Jahr 2018 konnte die Agentur „zukunvt“ ihren Umsatz um 150 Prozent steigern.
Dass sich die vielfältigen Tätigkeiten nicht immer leicht unter einen Hut bringen lassen, belegt eine kuriose Episode, die sich im Sommer 2018 zugetragen hat. In einem Drucker des Südtiroler Landtages, der den Fraktionen zur Verfügung steht, fand der Mitarbeiter der STF, Cristian Kollmann, zufällig das Wahlstrategiepapier der SVP – ausgearbeitet von der Agentur „zukunvt“.
Die Süd-Tiroler Freiheit machte die peinliche Geschichte öffentlich.
Die Agentur „zukunft“ ist denn auch in den vergangenen Jahren mit unzähligen öffentlichen Aufträgen ausgestattet worden, die meisten erfolgten als Direktvergabe.
So erhielt die Parmeggiani-Agentur beispielsweise den Auftrag für eine Sensibilisierungskampagne des Straßendienstes (48.452,30 Euro), einen Auftrag für einen „Sponsorisierung post“ des Energieplanes auf Facebook und Google durch das Verwaltungsamt für Umwelt und den Auftrag für die Grafik für die Veranstaltung „Bewegung und Sport“ durch das Amt für Schulfinanzierung (5.490 Euro).
Ebenso ist die Agentur für das italienische oder ladinische Kulturamt tätig. Etwa in der Kommunikationskampagne für das Centro Trevi oder die Werbekampagne „Kultur ist offen“ (11.374,06 Euro).
Auch das Amt für Arbeit greift immer wieder auf die Dienste des Parmeggiani-Unternehmens zurück – etwa für die Werbekampagne „eJobBörse 2020“ (18.300 Euro).
Die meisten „zukunvt“-Aufträge trudelten aus den Wirkungsbereichen von Arno Kompatscher und Philipp Achammer ein.
Besonders krass: Allein die IDM erteilte der SVP-nahen Agentur im Laufe der vergangenen Jahre 37 Aufträge zu einem Gesamtwert von 211.000 Euro.
Stellt sich natürlich die Frage: Die IDM hat laut eigener Homepage 200 MitarbeiterInnen, warum muss die IDM so viele Aufträge an eine externe Agentur ausgeben?
Auch die Messe Bozen bedient sich immer wieder der Agentur „zukunvt“. Zwischen 2015 und 2022 hat die Messe Bozen AG der Parmeggiani-Agentur Aufträge im Gegenwert von mehr als 93.000 Euro zukommen lassen.
Auch die Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) greift regelmäßig auf die Dienste der Agentur „zukunvt“ zurück. Zwischen 2020 und 2022 hat die Agentur von der STA Aufträge in Höhe von über 76.000 Euro erhalten.
Ein besonders lukratives Betätigungsfeld fand das Unternehmen des SVP-Fraktionsangestellten im Ressort des Landeshauptmannes. Arno Kompatschers Ressortdirektor Ulrich Stofner ist auch für die Agentur für Presse und Kommunikation des Landes zuständig. Stofner vergab einen Direktauftrag an „zukunvt“ für Dienstleistungen als „Kommunikation Grafik- und Digitalagentur“ von 46.018,40 Euro. In Sachen soziale Netzwerke bediente sich die Kommunikationsagentur des Landes fast ausschließlich der Agentur „zukunvt“.
So erhielt diese Agentur die Aufträge für die „Covid19 – Visuelle Kommunikation Wirtschafts-, Familien- und Sozialpaket des Landes Südtirol“ (15.921 Euro), für die „Covid 19 – Socialmedia-Kampagne“ (28.551,66 Euro) oder für die „Covid 19 –Socialmedia-Kampagne zum neuen Landesgesetz“ (17.080 Euro).
Auch die Informationskampagne „#NeustartSüdtirol“ (21.228 Euro) und die Informations- und Aktivierungskampagne der „#NeustartSüdtirol App“ (weitere 21.228 Euro) liefen über die agentur „zukunvt“.
Kurios: Sogar für die Moderation der Halbzeit-Pressekonferenz des Landeshauptmannes wurde nicht etwa die Kommunikationsagentur des Landes, sondern die Agentur „zukunvt“ herangezogen.
Kostenpunkt: 410 Euro.
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Kommentare (22)
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pingoballino1955
Ja Kompatscher was ist da los? VETTERNWIRTSCHAFT auf breiter Basis????????
summer1
Meinst aber auch nur du und der Sven. Komische Allianzen?
josef.t
Für was kassierte seine Parteigenossin fast eine Million ?
Armes Südtirol hätten in unserem Land solche „Politiker“,
das Sagen…
pingoballino1955
Summer 1,eben,musst nachdenken!Schönen Tag!
robby
Jetzt ist zu schauen was der Rechnungshof hier zu sagen hat.
meintag
Und? Arno ist nun mal LH und hat die Zuständigkeit für die Finanzen. Das ganze Heer an Mitarbeitern um Hintergrund kostet dem Steuerzahler mehr. Im Gegensatz zu Ihm ist der Sven selbst ein Ankassierer ersten Ranges. Er sucht wahrscheinlich das Sommerloch für 2023 um gratis Werbung für sich selbst zu machen.
carlo
410 Euro für eine Moderatorin. Das ist doch ein moderater Preis. Verstehe die Aufregung hier nicht. Diese Agentur “zukunvt “ macht anscheinend einen guten Job. Gönnt man jetzt diesen jungen Leuten nicht, dass sie mit Grips Kohle machen? Oder soll der LH seine Aufträge an die Agentur Anderlahn vergeben?
pingoballino1955
Es gibt X gute Agenturen in Südtirol,was soll ihre geziehlte Bemerkung?
carlo
Wenn ich ein Produkt verkaufen will, und Politik ist weitgehend nichts anderes, und habe mit einer Agentur gute Erfahrungen gemacht, wieso soll ich dann die Agentur wechseln? Gibt es etwa ein Gesetz, dass besagt, ein Politiker müsste seine Aufträge streuen? Einmal die Agentur pingoballino nehmen und ein anderes Mal die Agentur xy? Das wichtigste ist doch das Vertrauensverhältnis, solange das besteht, warum auf ein anderes Pferd setzen?
andreas
Die Vergabestelle des Landes belehrt durchaus, dass die Auftraggeber x Angebote einholen müssen und bei der Vergabe variieren sollen.
Und was die bei „#NeustartSüdtirol“ und anderen Seiten abgelieftert haben, hat durchaus Luft nach oben.
Und spar dir bitte die Neiddebatte und auch, wie großartig sie im Vergleich zu anderen ev. sind, das kriegen andere durchaus auch hin.
pingoballino1955
Ich wiederhole,es gibt viele professionelle Werbeagenturen in Südtirol! CARLO sie wissen was ich meine???? VETTEENWIRTSCHAFT á la SVP!!!!
summer1
Pingo
X gute Agenturen ja, sehr gute nur wenige. Warum soll hier das Gesetz der freien Marktwirtschaft nicht gelten, wo Preis-Leistung sich selbst finden müssen?
andreas
Du weißt was Direktvergabe bedeutet?
Der LH macht sich hier angreifbar, das kannst nicht mal du mit deinen eigenartigen Argumenten bestreiten.
summer1
Abgesehen von deinen eigenartigen Argumenten, habe ich diesbezüglich nichts Gegenteiliges behauptet.
Die Frage ist nur, ob er sich als LH angreifbar gemacht hat, denn in dem gesamten Artikel und in allen Aufträgen kommen häufig IDM, SVP und Landesagentur vor, aber höchst selten der LH.
Der schöne Sven ist halt ein Schaumschläger und sollte mal das Spendenkonto im Ausland offenlegen, aber bitte nicht einen handschriftlichen Fresszettel.
pingoballino1955
Sorry,glaube du kannst das nicht beurteilen! Was willst du von einer Werbeagentur verstehen? Wenn ja,erklär mir das! Ich war in dieser Branche VERWANDT !
artimar
„carlo“ Nach Ihrer Logik müsste S. Kurz in Österreich dann ja noch immer Bundeskanzler sein. Die hohe Bürgerpassivität schützt bekanntlich nicht immer.
Der Wesenskern der res publica hat seit ihren Anfängen noch immer mit der Zurückweisung der Infamie von Herrschaft zu tun. Gemeinwesenlenkung braucht Kontrolle.
Es gilt insofern sehr wohl die Vermarktung, die Praktiken bei der Auftragsvergabe an „rosige“ Agenturen, aber auch die Rolle von IDM … kritisch zu hinterfragen.
olle3xgscheid
Ach komm , nach den Steuern und geteilt durch 4 bkeibt nix mehr übrig 😉
summer1
Weiß man schon mehr zum Spendenkonto der STF im Ausland?
pingoballino1955
Die haben sicher abkassiert, in Millionenhöhe,soviel braune “ WAHNSINNIGE“ gibt es leider in Deutschland! Nicht zu vergessen auch leider bei uns!
esmeralda
mal eine andere Agentur zur Abwechslung wär schon nicht schlecht, sonst kommt wirklich der Verdacht von Freunderlwirtschaft auf und wohin das geführt hat, sehen wir ja bei Kurz
tiroler73
Is gleiche spiel wie bei die nachhaltigstage, wo der kompatscher olles eingefädelt hat und wo hinterher schlimme dinge ans licht kommen.
Sven bleib an ball. Hier werden massenweise steuergelder verbraten
pingoballino1955
Hat dem Steuerzahler tatsächlich zweikommadreimillionen: gekostet???(2,3 Mill.) Für was,dass Herr Kompatscher sich nach AUSSEN profilieren konte,was hat das für das Land Südtirol gebracht: HERR KOMPATSCHER? Warum ist jetzt alles so ruhig zu diesem Thema und KOSTEN????? Hoffentlich schaltet sich diesbezüglich der Rechnungshof ein!