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Der verhinderte Hotelier

20 Jahre lang kämpfte Jürgen Pardeller darum, im Karerseegebiet ein Hotel zu errichten. Trotz mehrmaliger Genehmigungen wurden alle Projekte gerichtlich versenkt. Nun gibt er auf.

von Thomas Vikoler

Der einzige Vollerwerbs-Bauer im Karerseegebiet hatte einen Traum: Ein Hotel im Bereich seines Hofes zu errichten, um so auch seinen Kindern das wirtschaftliche Überleben zu sichern. „Die Landwirtschaft auf einer Seehöhe von 1.700 Metern ist nicht sehr ertragreich, es braucht eine neue Perspektive“, sagt Jürgen Pardeller vom Hof Angerle-Alm in der Gemeinde Welschnofen.

Er führt mit seiner Familie einen Bio-Bauernhof mit großem Pferdestall, Urlaub auf dem Bauernhof und vielen Photovoltaik-Platten auf den Dächern der landwirtschaftlichen Gebäude. Eigentlich ein Vorzeigebetrieb. Und trotzdem: Pardeller, früherer Vizebürgermeister von Welschnofen, wollte auch ein Hotel. Dafür wurde mehrmals der Bauleitplan geändert, Gemeinde und Land stimmten seinen Plänen zu – doch stets stoppte sie das Verwaltungsgericht, jeweils nach Rekursen der Umweltschutzorganisation Italia Nostra.

Zuletzt Anfang Mai, als das Bozner Verwaltungsgericht die Beschlüsse für sein Projekt für ein Residence mit 60 Betten, verteilt auf mehrere Chalets, endgültig versenkte.

„Ich werde das Urteil nicht anfechten. Ich gebe auf und erwäge, meinen Hof zu verkaufen. Interesse aus der Nachbarschaft gibt es“, sagt Jürgen Pardeller enttäuscht.

Mit Nachbarschaft ist die Karersee-Zweitwohnungsiedlung gemeint, an welches das Grundstück bei der Angerle-Alm angrenzt, auf dem das jüngste von mehreren Hotelprojekten hätte realisiert werden sollen. Der neue Tourismusbetrieb hätte baulich in gewisser Weise eine Fortsetzung der Siedlung darstellen sollen. Dort stehen Dutzende Einzelgebäude, Villen im Alpin-Stil, die von ihren Eigentümern lediglich wenige Wochen im Jahr genutzt werden.

Welschnofen ist die Gemeinde mit dem höchsten Zweitwohnungsanteil in Südtirol.

Aber ein weiteres Hotel, das darf des direkt unter Rosengarten und Rotwand offenbar nicht geben. Auch nicht einen Campingplatz, den Gemeinde und Land zunächst ebenfalls genehmigt hatten. Das Verwaltungsgericht kam in seinem jüngsten Urteil zum Schluss, dass Pardeller für sein Residence ein neues Projekt eingereicht hat und nicht eines, das eine Überarbeitung eines vormals genehmigten Hotels mit 160 bzw. 230 Betten darstellt. Demnach wäre das neue Gesetz für Raum und Landschaft anzuwenden gewesen, das wesentlich restriktiver ist. Außerhalb der Siedlungsgrenzen dürfen bekanntlich keine neuen Tourismusbetriebe errichtet werden, jedenfalls in einer touristisch hochentwickelten Gemeinde wie Welschnofen. Gemeinde und Land hatten sich bei der Genehmigung der neuen Tourismuszone auf die Übergangbestimmung zum Gesetz (Artikel 103, Absatz 2) gestützt, das die Korrektur von formellen Mängeln aus Verwaltungsverfahren erlaubt, die vor Inkrafttreten des Gesetzes im Juli 2020 gestartet worden waren.

Der verhinderte Hotelier ist davon überzeugt (auch wenn er keine Namen nennen will), dass hinter den wiederholten Rekursen von Italia Nostra nicht auswärtige Personen aus der Karersee-Siedlung, sondern einheimische Neider stecken. Personen, die es ihm nicht gönnen, dass er sich wirtschaftlich weiterentwickelt, wie Pardeller betont.

Welschnofen ist eine der zerstrittensten Gemeinden in Südtirol.

Pardeller bemängelt außerdem, dass die Umweltverbänden (Dachverband und Italia Nostra) nicht auf seine Bereitschaft, ihnen sein jüngstes und reduziertes Projekt vorzustellen, reagiert haben. Er hätte sich zumindest erwartet, dass sie es anschauten, bevor sich die Gerichte damit befassen.

Nun also lässt der Bauer und Ex-Gemeindeverwalter sein Hotelprojekt endgültig fallen. Sein Groll richtet sich dabei weniger gegen die Richter, sondern gegen die oben angesprochenen Personen. Die Neider, also.

Hof Angerle-Alm: Zwanzig Jahre Kampf um eine Tourismuszone

Jürgen Pardeller

Jürgen Pardeller ist davon überzeugt, dass hinter den wiederholten Rekursen von Italia Nostra nicht auswärtige Personen aus der Karersee-Siedlung, sondern einheimische Neider stecken.

 

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Kommentare (16)

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  • vinsch

    Wann wird endlich etwas gegen den Ausverkauf der Heimat getan. Deutsche, Schweizer, Holländer kaufen alles auf, was der Markt so bietet. Bei einem Neubau von 30 Wohnungen, werden 20 an gut betuchte Gäste verkauft. Weshalb wird hier nicht endlich ein Riegel vorgeschoben.

  • andreas

    Na ja, wenn auch nur eine kleine Fläche seines Grundes als Bauland ausgewiesen wird und der steinreiche Nachbar der Siedlung, welcher schon x Millionen für ein paar qm ausgegeben hat diesen kauft, hat er und Kinder ausgesorgt. In der angrenzenden Siedlung haben die Parzellen die Größe eines Schrebergartens und trotzdem werden horrende Preise für Grund und Bau gezahlt.

    Hier handelt es sich um einen Nachbarschaftsstreit, da ein Nachbar immer wieder gegen teilweise schon genehmigte Projekte geklagt hat.

    Kann mir nicht vorstellen, dass er den gesamten Hof verkauft, auch wenn er dafür x Millionen bekommen würde, es gibt wenig schönere Orte als seinen Hof.

    • gorgo

      Da bin ich ja beruhigt. Nur gewöhliche Landneider und nicht vegane Birkenstock Ökos. (SchnelleinKreuzschlag)
      Wo bleibt Kuenzer? Der letzte Vollerwerbsbauer muss seine Truhe und die Photovoltaik Platten auf einen Karren laden und für sich und seine Kinder sein karges Brot in der Fremde suchen. Ich könnte heulen.

  • leser

    Naja
    Hat halt einmal einer von Hunderten schlaumeiern verloren
    Diese Tragik hält sich in Grenzen

  • cosifantutte

    „Ich werde das Urteil nicht anfechten. Ich gebe auf und erwäge, meinen Hof zu verkaufen“.

    „Personen, die es ihm nicht gönnen, dass er sich wirtschaftlich weiterentwickelt, wie Pardeller betont.“

    Was für selbstmitleidiges Melodrama. Er wird auf der Flucht vor den Neidern nach einer neuen Bleibe suchen und seine Pflugschar in die Scholle enlegener Lande senken. Seine Knochen wird er fern der Heimat zur ewigen Ruhe betten. Mir kommen die Tränen… Reif für die Bauernbühne

  • enjoy

    Aha…mit so einem Höfchen keine Zukunft für die Kinder. Vom Bauer zum Hotelier unterm Rosengarten. Ich lach mich kaputt. Lobby Wechsel sieht man halt nicht so gerne, hier erkennt man eindeutig wer das Sagen hat in Südtirol.

  • ummagumma

    Am besten die Bauern rufen nun einen Staatsfeiertag aus oder fallen gleich in ihren 5* Traktoren in Bozen ein.

  • mk

    … immer wieder beeindruckend welches Niveau die Kommentare haben. Hauptsache anderen nicht das Weiße in den Augen vergönnen!!!
    Ich finde es schade, denn der Karerpass hätte eine vernünftige Hotelstruktur gebraucht und vertragen.

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