Schuld der Ökos?
Die Landesregierung hat die Erschließung der Lahneralm in Prettau abgelehnt. Bürgermeister, Grundbesitzer und Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer machen dafür die „Ökolobby“ verantwortlich.
von Markus Rufin
Am Dienstag hat die Landesregierung die Erschließung der Lahneralm in Prettau durch eine einfache Zufahrtsstraße abgelehnt. Damit hält sie sich sowohl an die Empfehlung zahlreicher Naturschutzverbände aber auch an die Empfehlung der Dienststellenkonferenz, die ein negatives Gutachten erteilte. Diese hatten vor allem dagegen protestiert, da die Lahneralm direkt im Naturpark Riesenferner-Ahrn liegt und die Errichtung einer Mountainbike-Strecke befürchteten.
Die Freude bei den Verbänden dürfte entsprechend groß sein. Die andere Seite ärgert sich hingegen über das Nein der Landesregierung. Der Prettauer Bürgermeister Robert Alexander Steger gehörte zu den größten Befürwortern des Projekts. Auch der Führungsausschuss des Naturparkes, der Gemeinderat, die Fraktionsverwaltung und weitere Institutionen hätten das Projekt unterstützt. Außerdem sei es einem Großteil der Bevölkerung gleich gegangen.
Für die Entscheidung der Landesregierung zeigt er kein Verständnis. Denn die Trasse habe lediglich eine Länge von 850 Metern und sei in Absprache mit den Landesämtern bewusst einfach und umweltschonend geplant worden.
Entsprechend gab es auch positive Gutachten von Seiten von Natura 2000 und auch die hydrogeologische Situation wurde positiv bewertet. Einzig das landschaftlich-ästhetische Gutachten war negativ und führte letztendlich dazu, dass die Dienststellenkonferenz im Umweltbereich der Landesregierung empfahl, das Projekt abzulehnen.
Bürgermeister Steger findet für das gescheiterte Projekt einen klaren Schuldigen: „Alle positiven Gutachten und die lokalen Meinungen zählen offensichtlich nicht. Dieser unverständliche Beschluss der Landesregierung gibt der Ökolobby recht. Wenn die Grünen von den Städten aus schreien, wird sehr schnell die Peripherie geopfert. Dies ist dasselbe Verhalten, das wir europaweit bei Wolf und Bär erleben. Unsere Kulturlandschaft wird hier mit Wildnis verwechselt.“
Die Umweltverbände hätten auch mit falschen Tatsachen, wie der Behauptung, dass eine Mountainbikeroute entstehen soll und die Kosten enorm hoch seien, Stimmung gegen das Projekt gemacht.
Auch Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer zeigt sich mit dem Beschluss der Landesregierung nicht zufrieden, auch wenn sie ihn als Teil der Landesregierung mittrage.
„Ich habe alles dafür getan, dass das Gutachten der Dienststellenkonferenz positiv ausfällt, leider ist es mir nicht gelungen, ein positives Gutachten zu erreichen.“
Auch Hochgruber Kuenzer glaubt, dass die Almerschließung für die Kulturlandschaft, aber in erster Linie für die Bauernfamilie, die Eigentümerin der Alm ist, wichtig ist: „Da kommt jemand, der jeden Tag in den Stall geht und für den Sommer 850 Meter Forstweg braucht und Umweltverbände sprechen plötzlich von Umweltzerstörung.“
Warum hat die Landesregierung aber dann das Projekt abgelehnt, wenn Hochgruber Kuenzer, wie andere Mitglieder der Landesregierung, dafür war? Zum einen habe die Landesrätin die Dynamik unterschätzt, aber sie sagt auch, dass die Umweltverbände die Regierung regelrecht erpresst hätten: „Wenn wir erneut der Ablehnung nicht gefolgt wären, hätte es eine gute Begründung gebraucht. Der Verweis auf den Willen der Bevölkerung reicht nicht, es muss eine Umweltbegründung sein. Außerdem gab es im Vorfeld schon fast Drohungen, gegen eine solche Entscheidung in allen Richtungen vorzugehen und eine Eingabe zu machen.“ Die Landesregierung hat sich also nicht dazu in der Lage gesehen, sich über die Dienststellenkonferenz hinwegzusetzen.
So scheint das Projekt gestorben zu sein – und damit auch die Zukunft der Lahneralm besiegelt. Denn Besitzer und Vollerwerbsbauer Hermann Benedikter sagt: „Ohne eine Zufahrtsstraße kann ich die Milchwirtschaft auf der Lahneralm nicht mehr weiterbetreiben. Daher werde ich bereits im heurigen Sommer die Lahneralm nicht mehr bewirtschaften.“
Verantwortlich dafür, dass der Talschluss von Prettau stirbt, seien die Verantwortlichen in der Landesregierung.
Doch gänzlich gestorben ist das Projekt wohl doch nicht. Der Bauer wartet jetzt die Übermittlung des Beschlusses der Landesregierung ab und wird sich weitere Schritte vorbehalten. So wäre auch eine Eingabe beim Staatsrat möglich, der dann das Projekt dennoch genehmigen könnte. Dies ist bereits bei der Erschließung der Antersasc-Alm im Gadertal geschehen.
Kommentare (17)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.