Reparieren mit der „Betonmischmaschine“
Im Anschluss an die letzte Vorstellung von „Ist mein Mikro an?“ diskutierten Klimaaktivisten und Schauspieler:innen mit LH Arno Kompatscher in der Bozner Carambolage über eine offene, zukunftsgewandte und solidarische Gesellschaft, vereint in der Diversität.
Weg von der Dystopie und hin zur Utopie, raus aus der Frustration und der Verunsicherung und rein ins Handeln und ins Tempo. Wie kriegen wir das hin? Mit diesem gemeinsamen Ziel diskutierten am vergangenen Freitag im Bozner Kleinkunsttheater Carambolage im Anschluss an die restlos ausverkaufte letzte Vorstellung von „Ist mein Mikro an?“ Landeshauptmann Arno Kompatscher und die Klimaaktivisten David Hofmann (Physiker und Neurowissenschaftler am MIT, ClimateAction, Scientists For Future) und Julian Nikolaus Rensi (Fridays For Future) mit Regisseurin Eva Kuen, den Schauspielerinnen und Schauspielern Victoria Angerer, Laura Masten, Katrin Rabensteiner, René Dalla Costa und Julian Pichler. Moderiert wurde das Gespräch von Peter Schorn, der auch dramaturgisch an der Produktion mitgearbeitet hatte.
Ein sichtlich berührter und betroffener Landeshauptmann fand sehr persönliche Worte im Austausch mit den Aktivisten, Wissenschaftlern, Künstlerinnen und Künstlern zu den starken Gefühlen und den vielen Fragen, die das Stück auslöst.
Über Zynismus in der Politik, die „besitzstandswahrenden Kräfte“ in Südtirol, den hierzulande (unter Männern) weit verbreiteten Reflex, Probleme mit der „Betonmischmaschine“ zu reparieren und über die Zwänge „des Systems“ wurde ebenso ehrlich und konstruktiv gesprochen wie über die Frage, welche Tonlage und welche Sprache wir wählen, wenn wir über die Klimakrise reden. Welche Geschichten und welche Visionen wir erzählen müssen, um die Hoffnung, den Mut, und die Möglichkeiten zur Veränderung wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Und auch das, was es dabei zu gewinnen gibt.
Einig waren sich alle Teilnehmenden darüber, wie wichtig der Druck von Aktivist:innen und der Zivilgesellschaft, aber auch von jeder einzelnen Bürger:in ist, um Mehrheiten für Veränderung zu gewinnen und Systeme zu transformieren. Und wie gut es tut, sich mit der Komplexität dieser Themen und dem Ringen um eine zukunftsfähige Welt nicht alleine zu fühlen, sondern gemeinsam offen und öffentlich darüber zu sprechen.
Wie etwa bei der Post-Wachstums-Konferenz des Europäischen Parlaments in Brüssel, an der David Hofmann kürzlich teilgenommen hat. Und die er allen wärmstens ans Herz legt (www.beyond-growth-2023.eu), die sich – so wie die Figuren im Stück – nicht abspeisen lassen wollen mit pauschalen Verneinungen der Art „Schafft den Kapitalismus ab kannst du nicht sagen“.
Nach seiner ganz persönlichen Utopie für Südtirol im Jahr 2050 gefragt, wählt Arno Kompatscher dann am Schluss des Gesprächs ohne zu zögern die Überschrift „United by diversity“ für sein Plädoyer, das Bewahrende auch als Qualität zu sehen und gleichzeitig auf der Grundlage dieser starken Wurzeln die Chancen und das Potential der Vielfalt in unserem Land – nicht nur der drei autochthonen Sprachgruppen, sondern aller hier lebenden kulturellen Backgrounds – zu nutzen für eine offene, zukunftsgewandte und solidarische Gesellschaft, vereint in der Diversität.
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Kommentare (1)
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dn
Ob das viel bringt? Probieren kann mans ja.