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„Will kein Hinterbänkler sein“

LH Arno Kompatscher hat Hubert Messner so lange bekniet, bis er Ja zu einer Kandidatur gesagt hat. Warum der Ex-Primar Sanitäts-Landesrat werden möchte.

TAGESZEITUNG Online: Herr Messner, wie hat Landehauptmann Arno Kompatscher Sie am Ende doch zu einer Kandidatur bei den Landtagswahlen bewegen können?

Hubert Messner: Wir sind schon länger im Gespräch. Anfangs habe ich gesagt, das tue ich nicht. Im März, bei einem Abendessen und nach einem der vielen Gespräche, die wir geführt haben, habe ich mich dann doch für eine Kandidatur entschieden, falls bestimmte Bedingungen von meiner Seite erfüllt werden. Außerdem habe ich um Bedenkzeit gebeten …

Um Bedenkzeit?

Ja, ich wollte, dass auch meine Frau und die Kinder mit meiner Entscheidung einverstanden sind. Meine Frau hatte nämlich früher einmal gesagt: Wenn du in die Politik gehst, dann mach ich das nicht mit …

Jetzt ist sie einverstanden?

Ja. Ich habe auch mit vielen Menschen, die mir nahestehen, telefoniert und durchwegs positive Rückmeldungen erhalten.

Arno Kompatscher hat Ihnen das Amt des Sanitäts-Landesrates versprochen?

Nein, da gehen Sie jetzt einen Schritt zu weit. Ich muss ja erst einmal gewählt werden. Und dann liegt die Entscheidung beim Landtag.

Sie haben vorher aber von Bedingungen gesprochen, die erfüllt werden mussten, damit Sie Ja sagen …

Ja, eine Bedingung war, dass ich nicht Parteimitglied werden muss. Diese erste Hürde haben wir – auch im Gespräch mit dem Parteiobmann – bald überwunden. Die zweite Bedingung bestand darin, dass zuerst noch einige Details geklärt werden, bevor meine Kandidatur öffentlich gemacht wird. Und die dritte Bedingung war, dass ich nicht Türklinken putzen gehen muss, denn das mag ich nicht, das mache ich nicht.

Sie werden keinen Wahlkampf machen?

Doch, ich werde sicher etwas tun, aber Sie werden mich sicher nicht auf jedem Fest und bei jedem Event sehen, das bin nicht ich! Ich will authentisch bleiben. Wenn die Leute mich wählen, dann sollen sie mich wählen, weil ich den Gesundheitsbereich gut kenne.

Um Landesrat werden zu können, müssen Sie gut gewählt werden …

Ich habe Ihnen bereits gesagt: Machen wir einen Schritt nach dem anderen. Ich habe ja keine Lobby hinter mir.

Als einen Hinterbänkler im Landtag kann man sich einen Hubert Messner eigentlich nicht vorstellen?

Ich selbst mich auch nicht.

Wie werden Sie wahlkämpfen?

Ich werde überall dort sein, wo die Menschen mit mir über Gesundheit, über die Sanität sprechen wollen. In Bierzelten werden Sie mich nicht finden. Also werde ich dort sein, wo ich sonst auch hingegangen wäre. Ich werde mich sicher nicht wahlkämpfend durch das Land quälen, das mag ich nicht. Ich will die Menschen im Gespräch überzeugen.

Vor wenigen Monaten haben Sie in einem TAGESZEITUNG-Interview noch klipp und klar gesagt, Sie würden sich eine Kandidatur bei den Landtagswahlen nicht antun …

Ja, das habe ich so gesagt. Ich habe mir diese Frage tatsächlich gestellt. Nachdem ich meine Long-Covid-Probleme überstanden habe, bin ich wieder in Form, ich bin überzeugt, dass ich noch etwas bewirken kann …

Hubert Messner

Im Oktober werden Sie 70 …

Ja, aber ich fühle mich nicht wie 70. Ich habe die Kraft, dieses neue Abenteuer anzugehen. Und ich habe auch die Unterstützung von vielen Kollegen. Deren Rückmeldungen waren sehr gut. Es ist ja nicht so, dass ich nach meiner Pensionierung keinen Draht mehr ins Krankenhaus hätte, im Gegenteil, ich habe noch sehr gute Beziehungen. Und wenn ich gewählt wird, kann ich in diesem System noch etwas bewirken. Die Südtiroler Sanität ist besser als ihr Ruf, sie hat einige Baustellen. Ich möchte vor allen Dingen das öffentliche Gesundheitssystem stärken.

Wer sind denn die potentiellen Messner-Wähler?

Ich brauche die Unterstützung der im Gesundheitswesen Arbeitenden, von jenen Menschen, die mich kennen und wissen, was ich gemacht habe.

Der Landeshauptmann wird Sie im Wahlkampf mitziehen?

Ich hoffe, dass er mich im Wahlkampf unterstützt.

Auf der SVP-Liste gibt es neun bis zehn KandidatInnen, von denen man ausgehen kann, dass sie gewählt werden. Also sind nur mehr wenige Plätze vakant. Glauben Sie, dass Ihre Kandidatur einigen Mitkandidaten, die um ihre Wahl ins Hohe Haus bangen müssen, gegen den Strich geht?

Ich gehe nicht in den Wahlkampf, um einen Platz zu besetzen, sondern weil ich glaube, dass ich etwas bewegen kann. Gleichwohl ist klar, dass jeder, der in einen Wahlkampf geht, gewählt werden will. Eine Wahl soll ein Wettbewerb sein. Wenn ich gewählt werde, dann ist es mir recht, wenn nicht, dann ist das auch keine Katastrophe. Ich kann nur sagen: Wenn ich etwas angreife, dann versuche ich, das gut zu machen. Nur im Landtag zu sitzen, ist nicht mein Anspruch.

Welche Sanität schwebt Ihnen vor?

Wir in Südtirol sind relativ gut was die Akut- und Notfallversorgung haben. Da kann sich niemand beklagen.

Das Problem der Wartezeiten?

Dieses Problem will ich verstehen, wobei man nicht vergessen darf, dass es die langen Wartezeiten nicht nur bei uns, sondern auch in Deutschland und in Restitalien gibt. Durch die Pandemie hat sich die Situation verschlechtert. Ich denke, dass man beim Problem der Wartezeiten intern ansetzen muss, indem man beispielsweise versucht, das Personal zu motivieren. In Südtirol haben wir leider vielfach eine Vollkasko-Mentalität, die Menschen glauben, dass man alles in den Krankenhäusern tun muss. Ich möchte die Verbindung Krankenhaus-wohnortnahe Betreuung verbessern und auf neue Beine stellen. Bei uns gibt es noch viel zu viel Hintereinander, Gegeneinander anstatt Miteinander. Gerade was die Allgemeinmedizin angeht, muss man bessere Bedingungen schaffen. Damit löst man das Problem des Fachkräftemangels und man verbessert die Situation bei den Wartezeiten.

Interview: Artur Oberhofer

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