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1.000 sagen Tschüss

Philipp Achammer

Rund 1000 jüngere Menschen unter 30 wandern jährlich aus Südtirol ab, weil sie im Ausland attraktivere Jobs finden.

Der Übergang von der Ausbildung in die Arbeitswelt und die Erwartungen der Jugendlichen an diese standen am Mittwoch in Bozen im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung des Arbeitsmarktservice mit Landesrat Philipp Achammer.

Bildungseinrichtungen, Sozialpartnern und anderen Institutionen erhielten Einblick in den „Datenschatz“ des Arbeitsmarktservice. Anhand dieser Daten wurden neue Auswertungsmöglichkeiten und Kooperationen besprochen und vereinbart mit dem Ziel, die Arbeitsplatzsuche von Jugendlichen sowie die Arbeitskräftesuche von Betrieben zu verbessern.

Höchste Jugendbeschäftigungsquote Italiens

„Südtirol hat mit fast 40 Prozent die höchste Jugendbeschäftigungsquote Italiens und mit 3,8 Prozent eine Jugendarbeitslosenquote, die selbst im mitteleuropäischen Vergleich gut abschneidet“, leitete Landesrat Philipp Achammer die Informationsveranstaltung ein.

Dennoch reichten diese beiden Werte nicht aus, um die Situation der Jugendlichen am Arbeitsmarkt zu beurteilen: Es brauche Informationen über den Übergang von der Ausbildung in die Arbeitswelt, über die Passung zwischen Ausbildung und ausgeübtem Beruf und über die Erfahrungen und Erwartungen der Jugendlichen in und an die Arbeitswelt, sagte der Landesrat.

Stefan Luther

Arbeitsklima, Berufswunscherfüllung, freies Wochenende wichtig

Der Direktor des Arbeitsmarktservice, Stefan Luther, präsentierte im Anschluss eine Fülle aktueller Daten zu diesen Themen. Rund 16 Prozent der Südtiroler Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren haben sich bereits für einen Beruf entschieden, rund ein Drittel hat sich noch keine Gedanken gemacht; rund die Hälfte hat sich zwar mit dem Thema beschäftigt, aber noch ohne klares Ergebnis. Für die Hälfte der Jugendlichen sind ein gutes Arbeitsklima, die Möglichkeit, den Wunschberuf auszuüben und ein freies Wochenende zur eigenen Verfügung so wichtig, dass sie dafür auch weniger Entlohnung in Kauf nehmen.

Vereinbarkeit und Erreichbarkeit als Schlüsselfaktoren 

„Die Präferenzen der Jugendlichen unterscheiden sich je nach gewählter Schule, Alter und Branche, in der sie bereits Erfahrungen sammeln konnten“, erklärte Luther. Dennoch gäbe es einige Aspekte, die allen Jugendlichen wichtig seien: „Insgesamt wünschen sie sich genügend Zeit für ihre Kinder, wenn es so weit ist. Wichtig ist jungen Menschen die Erreichbarkeit des Betriebes mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad, weniger die Nähe zum Wohnort. Unternehmen, die aus Sicht der Jugendlichen attraktiv sein möchten, sollen auf ökologische und soziale Aspekte sowie auf Wahlfreiheit bei der Urlaubsgestaltung achten“, sagte der Arbeitsmarktservice-Chef.

Die aktuelle Studie, die in der Informationsschrift der Arbeitsmarktbeobachtungstelle „Arbeitsmarkt News 6/2023″ veröffentlicht sind, enthält viele weitere Hinweise: beispielsweise wie viele Jugendliche sich für handwerkliche Tätigkeiten interessieren — etwa ein Drittel — oder wer sich vorstellen kann, im Ausland zu arbeiten — etwa jeder Zehnte.

Jugendliche gezielt ansprechen

„Diese Erhebung, die wir in Zukunft regelmäßig durchführen werden, enthält wichtige Anregungen“, betonte Direktor Luther. „Ein großer Teil der Jugendlichen hat andere Erwartungen an das Arbeitsumfeld, an den Betrieb und an die Tätigkeit als die mittleren und älteren Generationen. Mit einem entscheidenden Unterschied: Es sind zunehmend diese durchaus kostbaren potenziellen Arbeitskräfte, die sich ihren Arbeitsplatz aussuchen können“, zog der Direktor des Arbeitsmarktservice praktische Schlussfolgerungen. Jugendliche seien immer weniger als homogene Gruppe zu betrachten, vielmehr bestünden sie aus unterschiedlichen Milieus, die hinsichtlich Berufs-einstieg gezielt angesprochen und mit passenden Instrumenten vermittelt werden müssten.

Maßnahmen gegen Abwanderung

Für Arbeitslandesrat Philipp Achammer machen die umfangreichen Daten eines deutlich: die Notwendigkeit von noch mehr Transparenz auf dem Arbeitsmarkt. Gerade angesichts der starken Veränderungen sei es unerlässlich, dass die Jugendlichen, aber auch die Schul- und Ausbildungswelt über die tatsächlichen Entwicklungen am Arbeitsmarkt Bescheid wüssten.

Der Landesrat sprach offen eine von mehreren Herausforderungen an, und zwar: „Es sind rund 1000 jüngere Menschen unter 30, die Südtirol jährlich verlassen. Dieser Trend hat sich verstärkt, und die Abwanderung betrifft sowohl Akademikerinnen und Akademiker als auch andere Fachkräfte. Das bestärkt uns darin, weitere Maßnahmen zu setzen, damit Südtirol ein attraktiver Arbeitsort bleibt und wo nötig, noch wird“, schloss der Landesrat.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (35)

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  • criticus

    Da wird seit längeren die Viertagewoche diskutiert um jugendliche Fachkräfte im Land zu halten. Haben diese Planer sich nie gefragt, wie sich junge Fachkräfte mit einer Viertagewoche eine Wohnung bzw. Miete leisten können? Heute kosten neue Dreizimmerwohnungen schon bis zu 800.000 Euro. Wer kann sich das ohne wohlhabende Eltern leisten? Von den Mieten gar nicht zu sprechen. So können junge Leute keine Familie gründen. Wohl auch ein Grund, dass Fachkräfte auswandern oder nicht zurück kommen. Diese Tatsachen kommen leider nie zur Diskussion, einige dieser Planer und Zuhörer scheinen wohl genug Wohnungen zu haben und kennen somit dieses Problem nicht.

    • brutus

      …die Wohnungsnit und -peise sind kein spezifisches Südtirolproblem!
      In Deutschland werden 2023 laut einer Studie mehr als 700.000 Wohnungen fehlen – besonders Sozialwohnungen und günstige Wohnungen.

  • rumer

    Brain drain…..die Guten gehen, übrig bleiben die Beamten, Bauern und die Politiker. Solange Südtirol bei Italien bleibt, wird sich die Abwanderung noch verschärfen.

  • pingoballino1955

    Achammer könnte auch “ tschüss“ sagen,kommt wenig raus!

  • foerschtna

    Der Brain Drain ist kein spezifisch südtirolerisches Phänomen. In Deutschland sagen jährlich ca. eine Viertelmillion Leistungsträger tschüss. Gut ausgebildete Fachkräfte gehen eben dorthin, wo sie attraktive Lebens-und Arbeitsbedingungen vorfinden, und das ist in Europa zunehmend nicht mehr der Fall. Und zurück bleiben jene, die Rumer in seinem Kommentar beschreiben hat. Dafür bekommen wir tagtäglich Massenzuzug von Fachkräften der etwas anderen Art. Giovanni Trapattoni würde sagen: Europa hat fertig.

    • esmeralda

      @foerschtna, probier mal dein Glück in den USA oder Russland

      • foerschtna

        Ja, liebe Esmeralda, das wäre eine interessante Option. Oder Singapur, Hongkong oder Dubai, die wären noch interessanter. Aber wer füttert dann die ganzen Politiker und Beamten durch, wenn alle Produktiven weg sind ? Ich hege allerdings immer noch die Hoffnung, dass das derzeitige politische Personal, noch bevor es den Karren endgültig an die Wand fährt, vom Volk in die Wüste geschickt wird. Und good old Europe dann doch noch eine Zukunft hat.

      • pingoballino1955

        ESMERALDA,welch dummer Kommentar!

  • placeboeffekt

    Viel Arbeit wenig Brot
    Das haben Südtiroler Betriebe allemal zu bieten

    Hier mal ein kurzer Abriss zu den Einkommen bei vergleichbarer Tätigkeit in gleich umsatzstarken Betrieben:

    Deutschland: 4800 Euro netto
    USA: 7000 Euro netto
    Australien: 5000 Euro netto
    Südtirol: 2800 Euro netto
    Schweiz: 9500 Euro netto

    In den USA zahlen die meisten seriösen Unternehmen die Krankenkasse- also nicht dass mir einer mit diesem üblichen Schmarren kommen möge

    Und jetzt vergleiche man noch die Kaufkraftparität

    Auch da landet das schöne Südtirol ganz hinten

    Der einzige akzeptable Arbeitgeber hier ist das Land oder der Staat

  • andreas1234567

    Hallo nach Südtirol,

    kann nur jedem jungen Südtiroler welcher gar schon etwas nützliches mitbringt ( handwerkliches Geschick, Mitgliedschaft bei der FF, Bergwacht etc.) raten sich einmal die Chemieindustrie in der Schweiz anzuschauen.
    Ausbildung um 3 bis 3,5 Jahre und nach der Ausbildung will ich verflucht sein wenn auf dem ersten Lohnzettel nicht 4000 Euro plus X steht, netto wohlgemerkt.
    In D und A dürften dann 3000 plus X stehen, die Gehälter steigen allerdings schnell mit Zusatzqualifikation und Betriebszugehörigkeit.
    Die Politik braucht auch nicht jammern, es wurde und wird mit Fleiss das Sanitätspersonal in die Schweiz und nach D und A vertrieben.

    In Südtirol sagt man dem durchschnittlichem EURAC-Studenten ein Einstiegsgehalt von 1800 Euro brutto nach, das reicht natürlich für ein Dach über dem Kopf und eine kleine Familie auch.
    Wenn das Dach eine Talferbrücke ist und die Familie aus einem Wellensittich und einer Schmuckschildkröte besteht, aber Hauptsache man hat studiert und arbeitet beim „Land“ als Konfettivermeidungsbeauftragter oder in der Tigermückenzählung.
    Meinen allergrössten Respekt haben junge Leute welche einen Bäuerlichen oder touristischen Betrieb weiterführen und mit frischen Ideen in Vermarktung punkten, das wird gewiss Zukunft und gutes Einkommen haben.

    Das ganze Sozialblabla von wegen „jedes Wochenende frei, mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, ökologische und soziale Aspekte“ ist natürlich Humbug, das wird den Jugendlichen auch sicher teilweise als Wunsch der „Forscher“ in den Mund gelegt.
    Das muss auch so klar gesagt werden, Traumtänzer im Betrieb „wünschdirwas“ wird nicht so bezahlt damit es zum Leben reicht, in Südtirol nicht und in D und A gewiss auch nicht.

    Heute ist übrigens Feiertag, die deutsche Chemie zahlt 150% steuerfrei als Aufschlag auf den Lohn, dafür ist es nichts mit Vatertag und Massenbesäufnis, muss jeder für sich ausmachen was ihm mehr Wert hat

    Auf Wiedersehen in Südtirol

    • pingoballino1955

      andreas123…..sie verwechseln Äpfel mit Birnen.Ein Beispiel: in Zürich ,bescheidenste Gegend kostet eine 3 Zimmerwohnung 2500 Euro warm,damit ist alles gesagt.Sprechen wir nicht von der “ Gold Coast am Zürichsee,das doppelte“ Also bevor sie so einen “ Schmarrn“ rauslassen,sollten sie sich besser informieren.

    • summer1

      Andreas…
      Du kannst nicht mal Brutto von Netto unterscheiden und dann ständig in Südtiroler Foren präsent?
      Welche Störung hast du denn, dass du dort kommentierst, wo du Gastrecht und keine Bürgerrechte hast?
      Ich denke immer mehr, dass du nie und nimmer so gestört bist, dass du in D sitzst und in Südtirol kommentierst, denn von der Schweiz hast du genauso keine Ahnung, weil dort jeder Verkäufer 3.500 Franken ohne Ausbildung netto verdient.
      Also lass endlich deine Lügen und steh dazu, dass du gegen all deinem Theaterspiel in Südtirol sitztst.
      Und jetzt mach ne Mücke oder einen Abmarsch.

        • summer1

          Dann mach dich mal schlau, was von diesem Brutto Netto bleibt und dann musst du nicht den niedrigsten Lohn annehmen, denn wo sage ich im Kommentar, von welchem Kanton ich etwa schreibe?
          Also ein bisschen mehr Hausverstand hätte ich dir nun wahrlich zugetraut.
          Und ja: wenn du in der Schweiz das Mindestgehalt als Verkäufer was immer noch rund 3.400 Franken wären, bekommst, wirst schon ein paar Kompetenzen nicht haben, die ein solches Gehalt am untersten Rand rechtfertigen. Aber das ist dann dein eigenes, persönliches Problem und Pech!

          • andreas

            Lies die Daten im Link und spar dir das Geschwafel.
            Da steht Schweiz, lesen solltest du können.

          • summer1

            Andreas
            Dann lies du mal und spar dir dein Geschwafel, denn der Link bringt mehr als du gerne haben möchtest.
            Dein Kommentar ist nachweislich falsch und meiner richtig.
            Dein Problem, wenn damit nicht umgehen kannst!

  • vinsch

    .@brutus in Österreich sind die Miet- und Kaufpreise niedriger als in Südtirol und man verdient dazu noch mehr …
    Derzeit werden bei uns Wohnungen in erster Linie an Deutsche und Schweizer verkauft. Beispiele: in Lass im Vinschgau baut ein Bauherr derzeit 21 Wohnungen, 10 davon haben Südtiroler gekauft, die restlichen Deutsche, Holländer usw.. In Naturns und Schlanders überall dasselbe Problem. Die Preise sind unverschämt hoch und für Normalverdiener unbezahlbar geworden.

    • hallihallo

      dann muss der vinschgau halt auch die 100%ige konventionierung einführen wie bei uns. handeln net plärren. sitzen ja soviele burgerlistler und soziale in den gemeindestuben. beim verhindern sind sie ja immer vorne dabei

  • leser2020

    Na ja, diese Vergleiche sind immer etwas schwierig zu machen. Mass muss alle Lebenshaltungskosten in Betracht ziehen. In der Schweiz kostet z.B. ein Kitaplatz 2.600 Euro im Monat. Ein Highschool-Platz an einer öffentlichen Schule ab 14.500 Euro pro Schuljahr (Dort kann also nur derjenige in die Schule gehen, der sich das leisten kann). In den USA hat man Anrecht auf 10 bezahlte Urlaubstage pro Jahr, oft gar keine, in Italien sind es 26. Und auch außerhalb der Arbeitszeit ist es dort angebracht beruflichen Verpflichtungen nachzugehen.
    Südtirol hat einen hohen Lebensstandard, da wir zum Glück so fleißig sind und ich denke nicht, dass man Fleiß als negative Eigenschaft darstellen muss.

    Das Problem sind sicher die hohen Lohnabgaben eines jeden Mitarbeiters, weil eben so viele nicht arbeiten in Italien arbeiten. Italien hat eine Jugendarbeitslosigkeit von 30%, Süditalien 50%. Das muss von jedem berufstätigen mitbezahlt werden…
    Und wenn sich jeder mit der Einstellung einer 4-Tage-Woche, hohem Gehalt, freiem Wochenende und frühen Renteneintritt wünscht, dann haben wir nicht nur ein mathematisches Problem, sondern dürfen uns nur mehr an 4 Tagen pro Woche verletzen, da am Wochenende die Kliniken geschlossen sind, müssen uns am Wochenende selber was kochen, weil niemand mehr in der Gastronomie arbeitet und müssen wir unsere älteren Menschen am Wochenende und nachts aus dem Pflegeheim nehmen, da niemand nachts und am Wochenende arbeiten will.

  • leser2020

    Highschool-Platz bezieht sich natürlich auf die USA.

  • e.k.

    Verwöhnte Gesellschaft im Wohlstandzeitalter. Aber bekanntlich folgt auf den Sparer der Zehrer.

  • hallihallo

    südtirols bevölkerung ist in den letzten 30 jahren um 90.000 einwohner gewachsen . also über 20 %. in meiner hochtouristischen geneinde gar um 30%.
    also ist es wohl nicht schlimm wenn 1000 junge leute ihr leben irgrndwo anders verbringen wollen. ob wegen arbeit, freizeitangebit oder liebe ist ja egal.

  • andreas

    Liest man sich die Kommentare von Berlinern, Münchnern oder Frankfurtern durch, sagen die auch, dass es im Ausland besser ist.

    Es steht doch jedem frei dort hinzugehen, wo es besser ist, was solls.
    Wozu also kontinuierlich über die ach so schlechten Bedingungen plärren, wenn das Ausland so nahe ist?

  • dn

    Wer Italiens Arbeitsrecht verteidigt kann nur Arbeitgeber sein.

    • klum

      Das ist Schwachsinn! Das Arbeitsrecht, inklusive Arbeitsschutz, ist in Italien vorbildlich. Andernfalls bitte 10 Länder in denen es ein besseres Arbeitsrecht gibt. Natürlich aus der Sicht von uns Arbeitnehmern.

  • klum

    1000 sagen Tschüss – Und wie viele sagen Grüß Gott?

  • robby

    @klum, die sagen nicht „Grüß Gott“, die rufen „Allahu Akbar“.

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