Der ersehnte Regen
In den vergangenen Tagen hat es landesweit Regen gegeben. Werden diese Niederschläge genügen, um die Trockenheit der vergangenen Monate auszugleichen?
von Sandra Fresenius
„So viel hat es jetzt schon eineinhalb Jahre nicht mehr geregnet“, ist Dieter Peterlin vom Landeswetterdienst erleichtert. Vor allem im Westen und Süden des Landes hat es viel zu wenig geregnet und so wartete man beinahe sehnsüchtig auf ergiebigere Niederschläge, die dieser angespannten Situation entgegenwirken könnten.
Nun hat es tatsächlich 36 Stunden durchgeregnet. Der Dauerregen brachte vor allem im Raum Bozen und Überetsch-Unterland 70 bis 100 Liter pro Quadratmeter. Spitzenreiter ist die Wetterstation in Kaltern mit knapp 100 Liter Regen pro Quadratmeter. Im restlichen Land sind 30 bis 60 Liter pro Quadratmeter gefallen. Am wenigsten Niederschläge gab es im oberen Vinschgau, im Reschengebiet und im Ahrntal, also im Nordwesten und Nordosten des Landes, wo es aber immerhin noch etwa 15 bis 20 Liter pro Quadratmeter waren.
Dennoch zeichnet sich auch hier zumindest eine vorübergehende Entspannung der Situation ab. Auch der Südtiroler Meteorologe sieht in dem vielen Regen auf jeden Fall eine deutliche Linderung der Trockenheit: „Jetzt können die Südtiroler tatsächlich ein wenig länger durchatmen.“
Ähnlich sieht es Roberto Dinale vom Amt für Hydrologie und Stauanlagen, der die Niederschläge bereits am Mittwochabend an einigen Orten bis auf 70 Millimeter bezifferte. Dem Dauerregen am Mittwoch und am Donnerstag folgt nun für die kommenden Tage wechselhaftes Wetter, so die Prognose des Meteorologen Peterlin. „Jeden Tag wird es ein paar Regenschauer geben, aber eben nicht mehr diesen flächendeckenden Regen“, so die Vorhersage des Landesmeteorologens für die folgenden Tage. Dinale bewertet es überdies als günstig, dass der Niederschlag oberhalb von 2.000 bis 2.200 Metern als Schnee fallen wird, denn dieses so gespeicherte Wasser wird erst in den kommenden Wochen mit der restlichen Schneedecke im Hochgebirge abfließen.
Für den Moment jedoch sind die Pegel der Südtiroler Seen und Flüsse angestiegen. So führte die Etsch im Unterland am Mittwoch schon über 300 Kubikmeter pro Sekunde anstatt wie die vorigen zwei Wochen nur 100. Die Pegel werden sicherlich wieder ein wenig sinken, aber Roberto Dinale rechnet damit, dass sie sich dann auf einem höheren Niveau stabilisieren werden als zuvor. „Somit gibt es auch ein wenig Entspannung hinsichtlich der Situation vor allem für die Region Veneto, die der Hauptverbraucher des Wassers der Etsch ist“, führt der Amtsdirektor für Hydrologie weiter aus. Für den östlichen Teil der Po-Ebene betrachtet er die Lage zumindest für die nächsten vier bis sechs Wochen als entspannt.
Demgegenüber bleibt die Lage für den Gardasee weitaus angespannter. Der größte See Italiens wies zuletzt einen historischen Tiefstand auf. Dieses eine Niederschlagsereignis wird somit nicht ausreichen, um dem entscheidend entgegenzuwirken, befürchtet Landesmeteorologe Peterlin.
Die anhaltende Trockenheit der vergangenen Monate hatte auch Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel Südtirols. Dinale ist überzeugt: „Es wird sicher sehr viel Wasser in die Böden einsickern.“ Die relativ hohen Niederschlagsintensitäten wirken sich positiv auf die Vegetation aus. Die Natur zeigte sich zuletzt schon erholt in den verschiedensten kräftigen Grüntönen.
Beide Experten geben aber auch zu bedenken, dass dieser ergiebige Regen jetzt nicht für den ganzen Sommer ausreichen wird, sondern etwa bis Mitte Juni für Entspannung sorgen wird.
Ein konkreter Ausblick auf den Sommer ist zurzeit jedoch noch nicht möglich, sind sich die beiden Peterlin und Dinale einig, denn ob die Trockenheit zurückkehrt, das hängt nicht allein vom Niederschlag ab, sondern auch von den Temperaturen, also wie heiß es wird. Dieter Peterlin äußert sich optimistisch: „Das ist jetzt mal ein sehr guter Anfang, der die Lage für eine längere Zeit entspannt, in der Hoffnung, dass es natürlich noch weitere Niederschläge gibt.“
Roberto Dinale hält die Wassernotstandsverordnung, die Landeshauptmann Kompatscher bereits im März dieses Jahres unterzeichnete, derzeit sogar für überflüssig. Ob es einer solchen Verordnung, die die Südtiroler zum Sparen von Wasser aufruft, aber in den Sommermonaten bedürfe, das hängt von der Witterung der nächsten Monate ab. Obwohl die Niederschläge der vergangenen Tage für Linderung in der angespannten Situation gesorgt haben, so äußern sich Bedenken in der Aussage des Amtsdirektors für Hydrologie, wenn er erklärt: „Nichtsdestotrotz ist es nicht auszuschließen, dass es dann im Hochsommer wieder zu einer vielleicht kritischeren Phase kommen könnte.“
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Kommentare (1)
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pingoballino1955
Danke Herr Dieter Peterlin für die INFO. Scheint wohl niemanden zu interessieren,aber jammern wegen der Trockenheit,wenn es nicht regnet,man sieht den EGOISMUS in unserem Land Südtirol!