Die Heizung der Zukunft?
Immer mehr Haushalte statten sich mit einer Wärmepumpe aus. Der Direktor des Klimahauses Ulrich Santa klärt über Effizienz und die Vor- und Nachteile dieser Heizungsmethode auf.
Tageszeitung: Herr Santa, wie nachhaltig und effizient sind die Wärmepumpen?
Ulrich Santa: Wärmepumpen sind bei richtigem Einsatz sehr nachhaltig und effizient. 40 Prozent des Energieverbrauchs und ein Drittel der Emissionen sind auf den Gebäudebereich zurückzuführen. Wärmepumpen sind emissionsfrei und funktionieren elektrisch, im Idealfall über Fotovoltaikanlagen. Mit einer Kilowattstunde Strom kann man bis zu fünf Kilowatt an thermischer Energie erzeugen. Ihr Einbau ist zwar wesentlich teurer, aber diesen höheren Investitionskosten stehen danach wesentlich günstigere Betriebskosten gegenüber.
Was sind die Vorteile der Wärmepumpen?
Durch eine Wärmepumpe macht man sich Großteils von den Energieimporten unabhängig, was sich vor allem in den letzten Jahren durch die Gaskrise als großer Vorteil herausgestellt hat. Außerdem ist der Kühlungsbedarf vor allem in den Städten mittlerweile beinahe so hoch wie der Heizungsbedarf und die Wärmepumpe ist beidseitig einsetzbar.
Gibt es auch Nachteile?
Der Einsatz von Wärmepumpen hat auch Grenzen, besonders, was die Höchsttemperatur angeht. Denn sie arbeitet bis zu maximal 50 Grad Celsius effizient, sie funktioniert also am besten bei einer geringen Heizlast und großflächiger Wand- oder Fußbodenheizung. Je größer der Temperaturunterschied auf die die Umweltwärme gepumpt werden muss, desto mehr Strom verbraucht eine Wärmepumpe und desto teurer wird das Ganze. Man sollte außerdem vielleicht bei Außengeräten wie Ventilatoren darauf achten, dass sie niemanden durch ihre Geräusche belästigen.

Ulrich Santa
Wie funktionieren sie?
Wärmepumpen nutzen die Umweltwärme, indem sie über einen Kompressor und einen Verdichtungsprozess der Umwelt die Wärme entziehen, so wie ein Kühlschrank die Wärme in seinem Inneren entzieht. Diese Wärme wird dann in ein Gebäude gepumpt und ersetzt herkömmliche Heizungen.
Welche Arten von Wärmepumpen gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Wärmepumpen, die sich durch die Umweltwärme, die sie nutzen, und durch das aufgewärmte Medium unterschieden. Bei einer Luft-Luft-Wärmepumpe kommt die Wärme beispielsweise aus der Luft und es wird über die Lüftung geheizt. Luft-Wasser-Pumpen dagegen entziehen die Wärme ebenfalls aus der Luft, erwärmen damit jedoch ein hydraulisches Medium, in diesem Fall Wasser, wodurch wiederum die Wohnung geheizt werden kann. Dadurch ist diese Art von Wärmepumpe auch für weniger gut isolierte Gebäude nutzbar. Die Kosten liegen je nach Art bei 20.000 bis 40.000 Euro.
Wie hat sich ihre Beliebtheit in den letzten Jahren entwickelt?
Es gibt immer mehr Wärmepumpen, vor allem in den letzten fünf bis sechs Jahren ist die Beliebtheit stark angestiegen. Bei Neubauten hat es sich eigentlich zum Standard entwickelt und auch bei energetischen Sanierungen sind Wärmepumpen immer häufiger die Technik der Wahl. In Südtirol hat bereits jeder dritte Neubau eine Wärmepumpe installiert, in Deutschland gibt es sie sogar in jedem zweiten Gebäude. Gleichzeitig gibt es in Südtirol eine hohe Dichte an Biomasseanlagen, als umweltfreundliche Alternative zur Wärmepumpe, allerdings ist das Potential an lokaler Biomasse mittlerweile ausgeschöpft. Generell stehen wir also bei grüner Energie sehr gut da.
Ist der Einbau einer Wärmepumpe in jedem Haushalt möglich? Ist eine Sanierung notwendig?
Nein, der Einbau ist nicht in jedem Haushalt sinnvoll. Unsanierte Altbaugebäuden haben meist eine zu hohe Heizlast, als dass sich eine Wärmepumpe auszahlen würde. Es gibt aber auch Wärmepumpen, die für den Bestand optimiert sind und die in Kombination mit sogenannten großflächigen Niedertemperaturheizkörpern auch bei älteren Wohnungen eingesetzt werden können. Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte hybride Anlagen, die mit Gas und einer Wärmepumpe funktionieren.
Glauben Sie der aktuelle Trend, sich Wärmepumpen anzuschaffen, wird anhalten?
Meiner Ansicht nach schon. Auch im Hinblick auf die Klimaziele und der Dekarbonisierung versucht man auch in älteren Gebäuden die herkömmlichen Gasheizungen langsam, aber sicher auszutauschen und die Wärmepumpe bietet hier nach entsprechender Sanierung eine optimale Alternative.
Was würden Sie Personen raten, die sich aus finanziellen Gründen keine Wärmepumpe leisten können?
Erstmal ist es wichtig, sich über Förderungen zu informieren. Das Land Südtirol fördert den Einsatz von Wärmepumpen und Fotovoltaikanlagen mit bis zu 40 Prozent und auch der Staat hilft durch steuerliche Abschreibungen von 50 bis 65 Prozent. Bei der Anschaffung sollte in jedem Fall immer auch ein Techniker hinzugezogen werden, um sicherzugehen, dass man einen Mindestgrad an Effizienz erreicht. Sollte das Geld trotzdem nicht reichen empfehle ich, den Energieverbrauch mit sogenannten weniginvestiven Maßnahmen zu senken, beispielsweiße indem man um wenig Geld die Fenster abdichten lässt oder die Temperaturen etwas runterschraubt. Mit jedem Grad weniger spart man sich hierbei sechs Prozent Heizenergie, aber auch das funktioniert nur bis zu einem gewissen Punkt. Auf lange Sicht gesehen zahlt sich eine Wärmepumpe also auf jeden Fall aus.
Interview: Kristin Bonazzo
Kommentare (15)
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