David Lamelas: I Have to Think About It
Eine faszinierende Position konzeptueller Kunst: Die Antonio Dalle Nogare Stiftung zeigt die erste Retrospektive des argentinischen Künstlers David Lamelas in einer italienischen Institution.
David Lamelas, 1946 in Buenos Aires geboren, lebt und arbeitet zwischen Buenos Aires, Los Angeles und Paris. Nach seinem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Buenos Aires gehörte der Künstler zu den Vertretern und Impulsgebern der am Institut Torcuato di Tella entstandenen Avantgarde-Bewegung. Im Zentrum seiner künstlerischen Forschungen stehen die Begriffe von Zeit und Raum. 1972 nahm er an der Documenta 5 in Kassel teil (unter der künstlerischen Leitung von Harald Szeemann). Im Jahr 2017 nahm er erneut an der Documenta 14 in Athen und Kassel teil (unter der künstlerischen Leitung von Adam Szymczyk).
Lamelas Werk entstand ab Ende der 19060er Jahre und zählt bis heute zu den faszinierendsten Positionen konzeptueller Kunst. Die Arbeiten umfassen Installationen, Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien, Filme, Videos, Töne und Texte und beschäftigen sich mit den Umständen und Bedingungen, welche unsere Wahrnehmung und Erkenntnis bestimmen. Eine Art von Kunst, die oftmals fast aus nichts besteht.
Bereits mit dem bewusst selbstironischen Titel („Ich muss darüber nachdenken“) stellt Lamelas das eigentliche Format der Ausstellung und insbesondere jenes der Retrospektive in Frage. Er schlägt stattdessen eine persönliche Interpretation vor, in der sowohl der Ausstellungskontext, als auch die Institution, die Basis für einen fortlaufenden Diskurs bilden, welcher Vergänglichkeit provozieren und die Möglichkeit diverser Sichtweisen generieren will.
In dieser Neugestaltung und Lockerung des Formats der Retrospektive versteht Lamelas die Ausstellung als eine weitere Erkundung der Konzepte von Raum und Zeit, welche sein gesamtes Schaffen kennzeichnen. Für Lamelas sind Raum und Zeit mehr als bloß Konzepte. Sie sind kontextuelle und relative Ereignisse und können daher in vielen Variationen erlebt und erzählt werden. Er arbeitet daher oft auch mit anderen Personen zusammen – angefangen beim Publikum, das oft von anderen Künstler*innen oder den Teilnehmer*innen seiner Ausstellungen gebildet wird – und nennt diese im Moment der Umsetzung des Werks Co-Autor*innen.
Die Ausstellung kuratiert Andrea Viliani mit Eva Brioschi. Sie erstreckt sich räumlich über alle Etagen der Stiftung und zeitlich über mehrere Monate, in denen sie regelmäßig neue Formen einnehmen wird und somit auch einen Dialog mit ausgewählten Werken der Sammlung ermöglicht. Gezeigt werden einige der wichtigsten historischen Werke des Künstlers zusammen mit neuen Produktionen, begleitet wird die Ausstellung von einem Programm von Live- Events.
Von Oktober 2023 bis Februar 2024 wird die Ausstellung mehrmals ihre Form wechseln und zum Kontext für ein Programm öffentlicher Veranstaltungen werden.
Termin: Eröffnung am 6. Mai um 11.00 Uhr in der Stiftung Antonio Dalle Nogare, Rafensteinerweg 19, Bozen. Bis 24. Februar 2024.
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