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Ausflug trotz Bär?

In den kommenden Wochen stehen die Maiausflüge und Baumfeste in den Schulen auf dem Programm. Obwohl einige Eltern wegen der Bärensichtungen besorgt sind, halten die Direktoren daran fest.

von Markus Rufin

Maiausflüge, Waldfeste oder Baumtage – das alles sind schulische Veranstaltungen, die Schülern die Natur näherbringen sollen. In den nächsten Wochen steht vor allem in den Grundschulen eine Reihe solcher Veranstaltungen auf dem Programm. Dabei suchen die Klassen häufig Wälder auf, um dort zu wandern oder zu spielen.

Seit dem tödlichen Bären-Angriff im Trentino ist der Wald für manche aber alles andere als eine Wohlfühlzone. Das gilt vor allem für die Bürger, die in der Nähe eines Bären wohnen. Wie das Landesamt für Jagd und Fischerei in der vergangenen Woche informierte, halten sich aktuell drei Bären in Südtirol auf. Allesamt sind männlich und haben keine Anzeichen eines Problembären gezeigt.

Allerdings machten sich die Bären bemerkbar: Im Überetsch hat ein Bär mehrere Bienenstöcke überfallen und Kratzspuren hinterlassen. Auch auf der Barbianer Alm – einem beliebten Wandergebiet – hinterließ ein Bär eindeutige Spuren. Der dritte Bär befindet sich in der Nähe von Ulten, dort konnte dieser laut dem Landesmonitoring sogar fotografiert werden.

Das alles führt dazu, dass Teile der Bevölkerung verunsichert sind. Für viele kommt es gar nicht mehr in Frage alleine in den Wald zu gehen. Doch wie ist es in den Schulen. Gibt es Eltern, Lehrer oder sogar Direktoren, die nun ihre Ausflüge absagen, weil die Angst vor dem Bären zu groß ist? Die TAGESZEITUNG hat sich umgehört.

Tatsächlich scheinen die Vorfälle der letzten Wochen bei einigen Eltern für Verunsicherung gesorgt zu haben. Das bestätigt auch Direktor Hannes Unterkofler: „Bedenken haben nur wenige Eltern geäußert, die durch die sozialen Medien vorab Informationen erhalten haben, bevor diese in den Medien veröffentlicht wurden.“ Bevor noch etwas in den Medien veröffentlicht wurde, wussten die Eltern also darüber Bescheid, dass sich der Bär aktuell in Montiggl aufhält – dem Ort an dem in wenigen Tagen der Waldtag abgehalten wird. Direktor Unterkofler hat sich daher beim zuständigen Förster um eine Einschätzung gebeten. Dieser befürwortete die Abhaltung des Waldtages, da das Risiko untertags gering sei. Auch der Bürgermeister trage die Verantwortung mit. Das heißt, der Waldtag findet dennoch wie üblich statt.

Eppan steht damit nicht alleine dar. In Kaltern haben sich zwar keine Eltern, dafür aber Lehrer gemeldet, wie Direktorin Barbara Pertoll weiß: „Einige Lehrpersonen haben Bedenken geäußert, was auch verständlich ist. Man soll jetzt nicht in Panik verfallen, trotzdem will man nicht mit einer Klasse vor einem Bären stehen.“ Pertoll ließ es dabei den Lehrpersonen frei, ein anderes Ausflugsziel auszusuchen, wenn sie sich nicht dazu fühlen, in den Wald zu gehen: „Ein Ausflug soll zur Entspannung dienen und nicht mit Ängsten verbunden sein.“

Ähnlich ist die Situation in Ulten. Der Direktor des Grundschulsprengels, Martin Sitzmann, berichtet zwar, dass es keine Eltern oder Lehrer gebe, die Bedenken geäußert hätten, allerdings könne er sich gut vorstellen, dass sich manche Eltern Sorgen machen: „Wenn man sich aber mit der Situation auskennt, weiß man, dass ein Bär nur dann aggressiv reagiert, wenn er überrascht wird. Wenn eine ganze Klasse unterwegs ist, dann geht das nicht lautlos vonstatten.“ Ein Angriff sei also unwahrscheinlich.

Weitaus „gefährlicher“ ist da schon ein Waldkindergarten, von dem es in Südtirol auch einen am Ritten – also einen Bärengebiet – gibt. Von Verunsicherung spürt Initiatorin Ingrid Mair aber gar nichts: „Ich persönlich habe keine Angst und habe auch keinen unseren Eltern gehört, dass der Bär ein Problem wäre. Das hat wohl auch mit unserer Lage zu tun, weil wir uns beim Grundstück des Hauses der Familie befinden.“ Das heißt, auch der Waldkindergarten in Ritten ist nicht in besonderer Weise in Gefahr.

Nichtsdestotrotz: In Südtirol hat sich in den letzten Wochen ein Gefühl der Unsicherheit in den Wäldern breitgemacht. Für Landesrat Arnold Schuler mehr als verständlich: „Seit dem tödlichen Bärenangriff im Trentino wirkt jeder Bär wie ein Problembär. Daher wäre ein Abschuss von Problembären dringend nötig gewesen. Jetzt ist die Angst da, was auch verständlich ist.“

Dabei betont Schuler aber nochmals, dass alle drei Bären, die sich momentan in Südtirol aufhalten, keine Problembären sind und man daher keine Angriffe zu befürchten habe.

Selbiges unterstreicht auch Günther Unterthiner, Direktor der Abteilung Forstwirtschaft. Auch er bestätigt, dass man aus Rückmeldungen der Bevölkerung, der Förster und der Medien erkennen kann, dass sich Menschen alleine nicht mehr in den Wald getrauen. Grund zur Beunruhigung gibt es allerdings nicht. Im Prinzip habe sich im Vergleich zu den vorherigen Jahren nichts verändert.

Daher lautet auch der Ratschlag der Abteilung bezüglich der Maiausflüge: „Wir empfehlen, diese auf jeden Fall weiter durchzuführen, da sich die Situation nicht verändert hat.“

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • gulli

    „ Im Prinzip habe sich im Vergleich zu den vorherigen Jahren nichts verändert. „
    Stimmt so nicht ganz, die Population hat sich vergrößert und dessen Lebensraum, durch unsere nicht endende Baugier, verkleinert.

  • pantone

    Ich glaube, die Aufregung ist übertrieben. In der Tageszeitung Dolomiten gehören der Ton der Meldungen und die Abbildungen der Tiere zur Meinungsmache gegen Wolf und Bär.

    Sicher soll von den zuständigen Stellen dafür Sorge getragen werden, dass die Anzahl der Bären kaum mehr zunimmt.

  • echnaton

    Es ist sicher schwer, die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, das bei drei/vier Bären, einen solchen in Südtirol zu treffen, da dies von verschiedenen Faktoren abhängt, wie zum Beispiel dem Ort und der Uhrzeit, zu der man sich dort aufhält, sowie dem Verhalten des Bären.

    Allerdings sind Bären normalerweise sehr scheu und vermeiden es, Menschen zu begegnen. Wenn Sie also vorsichtig sind und sich an die geltenden Sicherheitsregeln halten, ist es unwahrscheinlich, dass Sie einem Bären begegnen.

    Es ist jedoch wichtig, sich bewusst zu sein, dass Bären wildlebende Tiere sind und immer unvorhersehbar sein können. Wenn Sie in Bärengebieten wandern, sollten Sie sich daher immer über die Verhaltensregeln und Sicherheitsmaßnahmen informieren, um das Risiko von Begegnungen mit Bären zu minimieren.

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