Auf Augenhöhe
Der FC Südtirol hat gegen den Tabellenzweiten Genoa bewiesen, dass er auch im Aufstiegs-Playoff das große Überraschungsteam sein könnte.
von Artur Oberhofer
Dietmar Pfeifer ist zu sehr Realist, als dass er sich vom kollektiven Übermut anstecken ließe. Mit dem Punktegewinn gegen den Tabellenzweiten Genoa am Sonntag – bei gleichzeitiger Punkteteilung im Spiel Benevento-Parma – konnte der FC Südtirol seinen vierten Platz in der Tabelle verteidigen. „Natürlich wäre es wichtig, die reguläre Saison auf Platz 4 zu beenden“, räumt der Geschäftsführer des FCS ein. Er schränkt aber ein: „Wir wollen es nicht so weit kommen lassen, dass ein Platz 5 oder ein Platz 6 in der Tabelle als Niederlage empfunden würde.“
Mit einem vierten Platz in der Regular Season würde der FC Südtirol direkt ins Playoff-Halbfinale aufrücken. Der Mannschaft von Pierpaolo Bisoli bliebe also ein K.o.-Spiel des Fünftplatzierten gegen den Achten bzw. des Tabellensechsten gegen die siebtplatzierte Mannschaft, erspart.
Wie auch immer diese Saison endet: Der FC Südtirol hat ein kleines Fußballwunder geschafft.
Die Tatsache, dass die Weiß-Roten in ihrer allerersten Serie-B-Meisterschaft im Mai noch vom Aufstieg in die Serie A träumen können, ist der pure Wahnsinn. Selbst die kühnsten Optimisten hatten Fabian Tait & Co. eine derartige Performance nicht zugetraut. Erst recht nicht nach den drei Niederlage zu Saisonbeginn.
Jetzt stehen noch drei Spiele aus.
Am Samstag tritt der FCS in Terni an, am 13. Mai findet im Drususstadion das letzte Heimspiel gegen Cittadella statt. Und am letzten Spieltag müssen die Weiß-Roten nach Modena reisen. Die Verteidigung von Platz 4 kann – vom Spielkalender her – durchaus gelingen.
Außerdem wissen die FCS-Profis die Fans hinter sich.
Gegen Genoa war das Drususstadion bereits zum sechsten Mal in dieser Saison total ausverkauft.
Der Zuschauerschnitt beim FCS ist inzwischen auf 4.300 gestiegen. „Gegen Mannschaften wie Bari oder Genoa hätten wir locker das Dreifache an Karten verkaufen können“, rechnet Dietmar Pfeifer vor.
Nach einem „leichten Durchhänger“ (so der FCS-Geschäftsführer) in den Spielen gegen Bari und Ascoli habe sich die Mannschaft „wieder gefangen“, analysiert Dietmar Pfeifer.
Gegen Tabellenführer Frosinone sei man „in den letzten zehn Minuten stark unter Druck geraten“, gegen Genoa habe die Mannschaft „auf Augenhöhe gefightet“, sagt Pfeifer. Und der Umstand, dass der FCS seit nunmehr vier Spielen kein Tor mehr erzielt hat? „Gegen Genoa hatten wir mehrere gute Chancen zum Torerfolg zu kommen, das stimmt mich zuversichtlich“, sagt der FCS-Generaldirektor.
Jetzt gelte es, in den ausstehenden drei Spiele noch so viele Punkte wie nur möglich zu holen. „Denn mit Cagliari und Parma haben wir zwei extrem starke Mannschaften hinter uns“, so Dietmar Pfeifer, der gemeinsam mit dem Vereinsvorstand und mit Sportdirektor Paolo Bravo bereits auf das nächste Jahr vorausblickt.
Das Fußballwunder von Bozen ist von vielen italienischen Fachgazzetten thematisiert worden, dadurch hat auch Trainer Pierpaolo Bisoli den Kreis seiner Bewunderer erweitern können. So ist der FCS-Trainer unter anderem beim Serie-B-Aufsteiger Reggiana im Gespräch.
Doch beim FCS geht man davon aus, dass der streitbare Fußballlehrer, der beim Match gegen Genoa einmal mehr Rot gesehen hat, auch in der nächsten Saison in Südtirol arbeiten wird.
Mit dem Erreichen des Klassenerhalts die die automatische Vertragsverlängerung in Kraft getreten. „Ich glaube, dass sich Bisoli bei uns wohlfühlt“, sagt Dietmar Pfeifer, „er weiß, was er am FCS hat, und wir wissen, was wir an ihm haben.“
Mit dem Remis gegen die Millionen-Truppe aus Genoa hat der FCS ausgezeigt, dass in den Playoffs noch alles passieren kann.
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