„Eine Etage weniger“
Das Siegerprojekt zum Neubau der Weißkugelhütte in Langtaufers aus dem Jahr 2012 muss an den neuen Standort „Bergl“ adaptiert werden. Ist das überhaupt so ohne Weiteres machbar? Und wie wirkt sich dies auf die Baukosten aus? Architekt Georg Klotzner gibt Antworten.
von Karin Gamper
„Es kann weitergehen“. Vermögenslandesrat Massimo Bessone sagt das mit Erleichterung. Denn der Neubau der Weißkugelhütte in Langtaufers war bisher alles andere als eine einfache Geschichte.
Doch nun haben sich wie berichtet Land und Fraktion auf die Standortfrage geeinigt und einen Tausch besiegelt: Das Land übergibt die bestehende Weißkugelhütte an die Fraktionsverwaltung, die sie unter anderem Namen als eine Art Schäferhütte mit Ausschank weiterführen wird. Im Gegenzug erhält das Land ein Grundstück im Gebiet „Bergl“. Es liegt gegenüber des bestehenden Schutzhauses an der orografisch linken Seite des Karlinbaches und in einer höheren Position. Für Bessone ist der neue Standort für die Weißkugelhütte ideal: „Er ist weniger der Lawinengefahr ausgesetzt und aus geologischer Sicht sicherer“, unterstreicht er, „sobald der Neubau steht, kann er auch in den Wintermonaten genutzt werden“.
Die Idee, das Schutzhaus in Langtaufers neu zu errichten, geht bereits auf das Jahr 2012 zurück.
Das Land kündigte damals an, drei Schutzhäuser aufgrund ihres schlechten Zustands neu zu bauen: Edelrauthütte, Schwarzensteinhütte und Weißkugelhütte. Sie sind Teil der 24 Schutzhäuser, die das Land zuvor vom italienischen Alpenverein CAI übernommen hatte. Alle drei Neubauten sollten mit innovativen architektonischen und technischen Ansätzen angegangen werden. Als die Siegerprojekte vorgestellt wurden, ging ein Aufschrei durch das Land: zu modern, zu avantgardistisch, unpassend für die Bergwelt.
Edelrauthütte und Schwarzensteinhütte sind mittlerweile fertiggestellt und in Betrieb. Nur die Weißkugelhütte ist nicht über die Projektierungsphase hinausgekommen. Der Grund: Es tauchten alsbald Forderungen nach einer Verlegung des Schutzhauses auf. Es formierte sich eine Front zwischen Befürwortern und Gegnern dieser Lösung. Nach mehreren Lokalaugenscheinen sprach sich der Gemeinderat von Graun 2016 für eine Verlegung des Schutzhauses Richtung „Bergl“ aus. Damit sollte es ganzjährig zu betreiben und rentabler sein. Die heutige Weißkugelhütte mit ihren 48 Schlafplätzen im Matratzenlager ist wegen Lawinengefahr nur im Sommer zugänglich.
Was bedeutet der Standortwechsel nun jedoch für das Siegerprojekt, das vom renommierten Meraner Architekturstudio Höller & Klotzner stammt? Es wurde immerhin auf den heutigen Standort der Weißkugelhütte maßgeschneidert. Kann der Neubau so ohne Weiteres an die vorgesehene Fläche im Gebiet „Bergl“ angepasst werden?
„Ja, und eine Adaptierung ist auch nicht sonderlich schwierig“, gibt Architekt Georg Klotzner Auskunft. Das Grundprinzip des Neubaus werde auch am neuen Standort beibehalten. „Lediglich die Neigung des Geländes ist etwas steiler, was jedoch Vorteile mit sich bringt“, erläutert der Fachmann.
So wird der Neubau nicht mehr viergeschossig sein, sondern eine Etage weniger umfassen. Damit duckt sich das Gebäude mehr in den Hang. Auch die zweite Fluchttreppe wird überflüssig. Das Schutzhaus wird winterfest projektiert. „Das war eigentlich schon von Anfang ein ein Thema“, so Klotzner, „bringt aber auch höhere Kosten mit sich“.
Wird die kompakte Ästhetik mit Fassadengestaltung in Titanzink auch im adaptierten Projekt übernommen? „Großteils ja“, entgegnet der Architekt, der keinen neuerlichen Shitstorm befürchtet. Schwarzensteinhütte und Edelrauthütte sind schon in Betrieb und werden akzeptiert. „Die damals geäußerte Befürchtung, dass sie wegen ihres modernen Äußeren gemieden werden, hat sich also nicht bewahrheitet“, so Klotzner.
Bleibt die Frage, wie lange es dauern wird, bis der Neubau steht. „Die Architekten Höller & Klotzner haben den Auftrag, das Projekt zu überarbeiten und bis zur Erteilung der Baukonzession zu begleiten“, erklärt Vermögenslandesrat Bessone, „anschließend wird das weitere Verfahren samt Arbeiten neu ausgeschrieben“.
Eine langwierige Angelegenheit? Architekt Georg Klotzner: „Unser Part bis zum genehmigten Einreicheprojekt ist in einigen Monaten erledigt, auf die restlichen Arbeiten haben wir keinen Einfluss mehr“.
Werden die Baukosten steigen? Bisher war von 6,5 Mio. Euro die Rede. Georg Klotzner: „Da haben wir noch nicht nachgerechnet“.
Allerdings seien die Landesrichtpreisverzeichnisse zuletzt mehrmals gestiegen. Eine Antwort auf die Frage, wieviel die neue Weißkugelhütte am Ende kostet, wird es somit erst mit Vorliegen des Ausführungsprojekts geben.
Bewegte Geschichte
Die auf 2542 Meter Meereshöhe gelegene Weißkugelhütte wurde in den Jahren 1892-93 von der Sektion Frankfurt a.M. des DÖAV (Deutscher und Österreichischer Alpenverein) erbaut. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Hütte der CAI-Sektion Desio zugeteilt, die sie nach ihrem prominentesten Mitglied „Papst Pius XI.“ benannte. 1936 wurde ein Zubau erstellt, die Hütte erhielt damit ihr heutiges Aussehen.
Heute gehört das Schutzhaus dem Land, welches es neu errichten möchte. Das neue Gebäude soll 2000 Kubikmeter umfassen und über eine Restaurantküche und 60 Betten aufgeteilt in Zweibett-, Vierbett-, Achtbett- und Zehnbettzimmer verfügen.
Das alte Schutzhaus wird von der Fraktionsverwaltung Langtaufers als Berghütte mit Aufschank weitergeführt.
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Kommentare (5)
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morgenstern
Kein Auskommen mit dem Einkommen, mit diesem Slogan werden sich die zukünftigen Pächter, am neuen Standort der Hütte, die Klinke in die Hand geben.
andreas
Natürlich reichen die 6;5 Millionen nicht mehr, was aber egal ist, da Landesgelder nicht nach betriebswirtschaftlicher Logik ausgegeben werden, sondern teilweise zur Selbstbeweihräucherung und um sich selbst ein Denkmal zu setzen, wie Schuler auf dem Weinfaß im Felsenkeller.
pingoballino1955
Schun wieder so a “ graussige“ Hitt afn Berg,dei niemand braucht! Zun KOTZN!
hermannh
Bingobongo1955: olm meckern, Du warst nie in Langtaufers, eine Schande
placeboeffekt
Passt doch zum Zeitgeist
Je hässlicher um so mehr Applaus ist dem Architekten gewiss
In Korea hängt ein Kunstwerk im Leeum Museum of Art in Seoul
Eine Banane auf ein Stück Leinwand aufgeklebt
Brachte dem „Künstler „ eine Gage vom 110000 Euro
Das ist unsere Zeit welche solchen Mist hervorbringt und auch noch voller Stolz ausstellt