Gigis Charme
Wer beim BFFB was gewonnen haben wird, ist noch nicht klar. Klar ist, welche Filme nachgespielt werden. Darunter ist Alessandro Comodins „Gigi la legge“.
von Renate Mumelter
Ob der neue Nanni-Moretti-Film gute Laune machen wird, weiß ich noch nicht, aber ich weiß, dass „Gigi la legge“ gute Laune macht. Der charmanteste Film des BFFB hat (wie einige andere auch) eine Nachspielzeit von Montag bis Mittwoch. Bei Docu.emme in Meran wird er auch zu sehen sein.
Mit dem Dorfputz auf Streife
Dass ich so gern mit einem Polizisten auf Streife gehe, hätte ich nicht gedacht. Pier Luigi Mecchia, für Freunde Gigi, ist Dorfpolizist in San Michele am Tagliamento. Er ist auch der Onkel des Regisseurs Alessandro Comodin. Wenn er nicht gerade eine surreale Tirade in das Grün seines Gartens ablässt, dann ist er in seiner Gegend auf Streife, dort, wo selten etwas passiert.
Was Regisseur Comodin mit seinem Onkel macht, und warum der Film ständig ein Lächeln hervorruft, ist schwer, eigentlich gar nicht zu erklären. Das Lächeln ist kein Auslachen, wohlgemerkt.
Dass „Gigi la legge“ etwas mit dem Publikum macht, hat jedenfalls auch mit der technischen Präzision zu tun, mit der Comodin arbeitet. Kamerapositionen und Töne passen haargenau zusammen, die Bilder haben Luft, und der Erzählrhythmus lässt Stille zu.
Dazu kommt, dass Onkel Gigi genug Talent hat, um locker vor der Kamera zu agieren. Besetzt sind alle Rollen mit Kollegînnen und Menschen aus dem Ort, nur Gigis neue Kollegin kommt aus dem Nachbarort, ist eigentlich Hebamme.
„Gigi la legge“ ist ein einfacher aber kein simpler Film. Er verzichtet auf Schnickschnack, kommt den Menschen nahe, zeichnet das Leben in der Gegend, in der nichts aber auch viel passiert. Alles eine Frage der Perspektive.
Wenn wir ihn in eine Genre-Schachtel packen möchten, dann ist „Gigi la legge“ hybrid-Film, eine commedia-documetaria wie Produzent Paolo Benzi sagt. „È tutto vero e tutto falso insieme“ sagt Comodin, und alles sei ein Ergebnis der Dialoge des Lebens. Was der Film bewirkt, liegt eher an uns: „Il personaggio è vero, non fa finta. E´più un’immersione la nostra“, sagt Comodin.
In Locarno bekam der Film den Sonderpreis der Jury.
BFFB-Nachspielzeit
Im Nachspiel gibt es „Vera“, den Eröffnungsfilm des BFFB mit Vera Gemma von Tizza Covi und Rainer Frimmel, außerdem „Symphonic Alps“ von Christoph Franceschini mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich und Herbert Pixner samt Team.
Dazu kommen noch zwei Filme zu ganz lokalen Themen und zwar der Dokumentarfilm „Max Valier – Der Raketenmann“, in dem Thomas Hanifle Max Valier nachspürt, der davon träumte, in den Weltraum vorzustoßen, aber bereits mit 35 Jahren bei einem Laborexperiment ums Leben kam. „Michael Gaismayr“ von Wolfgang Moser zeichnet die Geschichte jenes Mannes nach, der anders als Lokalheld Andreas Hofer auf der Seite der unterdrückten Bauern kämpfte, als er gesehen hatte, dass seine friedlichen Reformversuche nichts brachten. Michael Gaismayr lebte übrigens von 1490 bis 1532. Ein Stück Südtiroler Geschichte, das lange Zeit lieber verschwiegen wurde. Ursprünglich war der Film als Hybrid-Film geplant, sprich Spielszenen und Interviews, dann wurde er im letzten Moment zum reinen Spielfilm.
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