Die moderne Verwaltung
Noch immer arbeiten 2.000 Landesbedienstete teilweise im Homeoffice. Generaldirektor Alexander Steiner erklärt, warum das Land von dieser neuen Arbeitsform profitiert.
Tageszeitung: Herr Steiner, während der Corona-Pandemie mussten viele Bereiche plötzlich komplett auf Homeoffice umstellen. Aber auch jetzt noch arbeiten rund 2.000 der 12.000 Landesbediensteten bis zu zehn Tage im Monat von zu Hause. Hat das Modell so gut funktioniert, dass man es beibehalten will?
Alexander Steiner (Generaldirektor der Landesverwaltung): Die Herausforderung in der Corona-Pandemie lag darin, dass wir praktisch über das Wochenende die Mitarbeiter in das Homeoffice schicken mussten. Damals lag der klare Fokus darauf, dass die Dienstleistungen der Landesverwaltung aufrecht erhalten bleiben. Von dieser Notsituation heraus haben wir noch zu Zeiten der Pandemie versucht, mit dem Kollektivvertrag vom 03.12.2020 das Smart Working als reguläre Arbeitsform einzusetzen und nur die Rahmenbedingungen mit den Kollektivtarifpartnern zu definieren. Wir haben uns dabei bewusst für ein sehr flexibles und innovatives Modell entschieden. Das Herzstück stellt dabei der Arbeitsvertrag mit dem Mitarbeiter dar, d.h. wir haben kein standardisiertes Smart-Working-Modell. Unser Modell kann stattdessen individuell und zielgerichtet angepasst werden und findet in einem Dreieck zwischen der Führungskraft, dem Mitarbeiter und vor allem auch dem Kunden bzw. dem Bürger statt.
Kann jeder Homeoffice beantragen oder ist diese Möglichkeit an bestimmte Vorgaben geknüpft?
Wir wollen von vornherein niemanden ausschließen. Die jeweilige Führungskraft entscheidet, wer wie oft Smart-Working wahrnehmen darf. Es hängt also von der Funktion und der Aufgabe des Beschäftigten ab – und dann natürlich auch davon, ob der entsprechende Angestellte möchte oder nicht. Dabei haben wir in der Verwaltung sowohl unbefristete als auch befristete Smart-Working-Verträge, wir haben Verträge mit fixen Tagen oder nach Vereinbarung. Der Entscheidungsträger ist Garant dafür, dass die mit dem Mitarbeiter vereinbarten Dinge dann auch zu den entsprechenden Resultaten führen.
Wollen nach wie vor viele Mitarbeiter im Homeoffice bleiben?
Aktuell sieht es so aus, dass das Smart-Working Standard geworden ist. Wir haben inzwischen über 3.600 individuelle Arbeitsverträge zum Smart-Working abgeschlossen, davon sind 2.000 aktive Verträge. Es hat sich so eingependelt, dass es in der Regel vier bis fünf Tage pro Monat sind, umgerechnet auf die Woche also maximal ein Tag. Außerdem machen wir ein monatliches Monitoring, um zu sehen, wie viele der Arbeitsstunden im Smart-Working erbracht werden. Da sind wir ungefähr bei 16 Prozent der geleisteten Gesamtstunden.
Welche Vorteile entstehen für die Landesverwaltung durch diese neue Möglichkeit?
Wir haben gelernt, dass das Smart-Working dazu gehört. Es hilft uns, am Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig und attraktiv zu bleiben. Wir haben auch bei den Neueinstellungen gesehen, vor allem bei den jüngeren Generationen, dass es inzwischen dazu gehört und es eine reguläre Arbeitsmodalität darstellt, die wir gerne anbieten, sofern sie mit dem jeweiligen Arbeitsumfeld kompatibel ist. Ich glaube nicht, dass es ein Wettbewerbsvorteil ist – mittlerweile gehört es zu einem modernen Betrieb dazu, dass man auch auf die Wünsche und Erfordernisse der Mitarbeiter eingehen kann und somit auch dieses Modell anbietet. Bei uns gehört es jetzt dazu, genau wie der Essensgutschein, die flexiblen Arbeitszeiten, die Karrieremöglichkeiten, die Entwicklungs- und Fortbildungsmöglichkeiten. Es ist meines Erachtens nichts Besonderes mehr. Es ist ein gewisser Standard.
In welchen Bereichen wird Homeoffice häufiger genutzt?
Alle Mitarbeiter, die nicht im Front-Office-Bereich tätig sind – für die ist es schwieriger. Es hängt also mit dem Arbeitsgebiet und mit dem Arbeitsumfeld des jeweiligen Angestellten zusammen.
Wie sieht es mit der Akzeptanz durch die Bürger aus?
Mittlerweile ist alles so organisiert, dass die Erreichbarkeit immer gewährleistet ist. Das ist auch eines unserer Grundprinzipien, dass ein Mehrwert an Serviceleistung generiert wird. Es müssen also alle drei Parteien des Dreiecks etwas davon haben, d.h. die Führungskraft, der Mitarbeiter, aber natürlich auch der Kunde, für den der Angestellte in der Smart-Working-Zeit mehr erreichbar ist, denn wir zahlen keine Überstunden im Smart-Working und die Arbeitszeit ist flexibler. Infolgedessen sind wir davon überzeugt, dass wenn dem Mitarbeiter Vertrauen geschenkt wird und ihm entgegengekommen wird, dann kommt auch vom Mitarbeiter sehr viel mehr zurück.
Wird neuen Beschäftigten direkt auch angeboten, einen Teil von zu Hause aus zu arbeiten?
Ja, es gehört immer mit dazu. Vor allem bei den neuen Angestellten, die im letzten Jahr dazugekommen sind, wird das auch gewünscht, dass sie diese Smart-Working-Arbeitsmodalität nutzen können.
Wird Smart-Working auch in Zukunft erhalten bleiben. Wird es tendenziell eher zu- oder abnehmen?
Wir sind davon überzeugt, dass Smart-Working erhalten bleibt, wenn es richtig eingesetzt wird. Mit unserem Modell haben wir, glaube ich, die Rahmenbedingungen geschaffen, dass wir es sehr gut einsetzen können. Wir können es so wie einen maßgeschneiderten Anzug auf die jeweilige Situation aber auch auf einen jeweiligen Zeitraum begrenzen. Man kann also sehr flexibel sein und hat vor allem, das ist mir als Generaldirektor sehr wichtig, den Fokus am Bürger.
Interview: Sandra Fresenius
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