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Probleme auf der Alm

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Jeder vierte Almbetrieb geht davon aus, seine Almen in zehn Jahre nicht mehr zu bewirtschaften. Die größten Schwierigkeiten: Die Rückkehr des Großraubwilds und die Weidepflege. 

von Lisi Lang

Viele Almbetreiber sehen ihre Zukunft recht düster: Jeder vierte Betrieb glaubt, dass seine Alm in den nächsten zehn Jahren aufgrund von verschiedenen Herausforderungen nicht mehr bewirtschaftet wird. Das zeigt eine neue Studie des WIFO, welche die größten Herausforderungen sowie die Chancen für eine zukunftsfähige Almwirtschaft untersucht und dazu 420 aktive Almbetriebe befragt hat.

Erwartungsgemäß ist die Rückkehr von Großraubwild laut den Betrieben die größte Herausforderung. Die Almbewirtschafter sind auch mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen diesbezüglich besonders unzufrieden – und fordern eine Entnahme von Problemtieren und die Schaffung von wolfsfreien Zonen. Für knapp 80 Prozent ist der emotionale Verlust durch die gerissenen Tiere problematisch, als weiteres Problem wird angegeben, dass Bauern unter diesen Umständen ihr Vieh nicht mehr auftreiben wollen. „Wenn wir hier keine Lösung finden, wird das Großraubwild zu einem riesen Problem – nicht nur für die Almwirtschaft sondern für die gesamte Bevölkerung und auch den Tourismus“, so Leo Tiefenthaler, Obmann des Südtiroler Bauernbundes.

Ebenfalls problematisch werten rund 70 Prozent die wirtschaftlichen Einbußen aufgrund der Risse, wobei laut WIFO anzumerken ist, dass der Großteil der Schäden durch Entschädigungsleistungen durch das Land gedeckt ist. Mit knapp 500 gerissenen Nutztieren durch Wölfe wurde im Jahr 2022 aber der bisherige Höchststand in Südtirol erreicht, gleichzeitig erfolgten Entschädigungszahlungen an die Bauern in Höhe von insgesamt 126.798 Euro.

In Herdenschutzmaßnahmen sehen die befragten Almbetriebe keine Lösung: 77 Prozent der Almbetriebe haben bisher noch keine Herdenschutzmaßnahmen eingesetzt. Warum? Weil sie die Almbetriebe für technisch nicht umsetzbar halten, und die Kosten bzw. der Zeitaufwand zu hoch sind.

Das zweite große Problem ist der Aufwand für Weidepflege: 57 Prozent der Betriebe geben an, dass die Verbuschung bzw. die Verwaldung ihrer Almflächen in den letzten fünf Jahren zugenommen hat. Es werden aber auch Konflikte mit Wanderern oder Mountainbikern und die fehlende Wirtschaftlichkeit als Herausforderungen angeführt.

Trotz der vielen Probleme und Herausforderungen mit denen sich die Almbewirtschafter konfrontiert sehen – weshalb auch viele ein düsteres Szenario für die Zukunft zeichnen – erkennen einige aber auch Chancen, allen voran in der Vermarktung der eigenen, hochwertigen Produkte oder in Beherbergungsangeboten.

Dass das Thema der Studie aktueller denn je ist, zeigen die Vorkommnisse der letzten Wochen – allerdings zeigen diese Diskussionen auch, wie schwer es ist Lösungen zu finden. „Der Wolf ist nicht mehr vom Aussterben bedroht und dieser völlig übertriebene Schutzgedanke ist für die Menschen am Berg einfach nicht mehr lebbar“, so Handelskammer-Präsident Michl Ebner zu den Ergebnissen der Studie.

Aber wird eine Entnahme von Problemtieren oder die Schaffung von wolfsfreien Zonen in naher Zukunft überhaupt möglich sein? „Die Forderungen nach wolfsfreien Zonen ist verständlich und wäre auch notwendig, sie wird aber schwierig zu erreichen – wir müssen hier sicher in mehreren Schritten vorgehen“, sagt Schuler. Ein erster Schritt, „ein Paradigmenwechsel“, wäre laut Schuler wenn man imstande wäre, einige Wölfe zu entnehmen, aber es werde auch generell eine Regulierung brauchen. „Wir setzen uns auf allen Ebenen dafür ein, dass eine Lösung gefunden wird, weil wir sonst wirklich riskieren, dass Almen aufgelassen werden“, sagt Schuler und verweist auf ein Pilotprojekt. „Einmal geht es um den Schutzstatus des Wolfes auf europäischer Ebene, aber die einzelnen Mitgliedsstaaten haben durchaus auch die Möglichkeit, Maßnahmen in einem bestimmten Rahmen vorzusehen. Das hat Italien bislang nicht gemacht, aber man diskutiert über diesen Wolfs-Managementplan und hier wäre vorgesehen, dass Südtirol und das Trentino als Pilotprojekt angesehen werden können, wo Maßnahmen wie im Landesgesetz vorgesehen umgesetzt werden können“, erklärt der zuständige Landesrat. Allerdings fehlt dafür immer noch ein akzeptables Gutachten der ISPRA.

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