Du befindest dich hier: Home » Kultur » Bei den Kindern

Bei den Kindern

Eulidio Mosambik/DDR/Südafrika in „The Homes We Carry“

„Il cerchio“ von Sophie Chiarello in der Reihe RealeNonReale ist hochaktuell. Sogar mit brisantem Südtirol-Bezug, wie der BFFB-Talk am Sonntag zeigen wird.

 Von Renate Mumelter

Das BFFB stellt vor die große Herausforderung wählen zu müssen. So gut ist das Angebot. Die neue Nachtschiene bietet täglich die Möglichkeit, viel mitzunehmen.

Mobilität/Identität

In fast allen 5 Filmen der Reihe RealeNonReale geht es um Mobilität und Identität und um die Realität im klassischen Sinn. Was Mobilität mit Identität machen kann, zeigt „The Homes We Carry“ von Brenda Akele Jordi. Schlimm wird es nämlich, wenn diese Mobilität durch Herumschubsen erzeugt wird. Meist schubsen Staaten.

Eulidio aus Mosambik kam zur Ausbildung in die DDR, nach dem Mauerfall wurden er und seine Landleute wieder verschickt, in Mosambik wurden sie als „Deutsche“ verachtet. Heute muss Eulidio sein Geld in Südafrika verdienen. Die Zurückgeschickten wurden auch um Geld betrogen. In Maputo bildete sich deshalb das Movimento des Escludidas. Eulidio konnte seine Tochter Sarah seit seiner Zwangsrückkehr nicht mehr besuchen, sie musste ohne ihn aufwachsen. Mutter Ingrid musste das irgendwie hinbekommen. „The Homes We Carry“ begleitet Eulidio, Enkelin und Tochter beim Wiedersehen.

Für nicht weniger hilflose Entrüstung sorgt „Trieste è bella di notte“ der die sogenannten „riammissioni“ im Osten Italiens dokumentiert, bei denen junge Migranten unter Vortäuschung falscher Tatsachen vom Staat immer über die Grenze wieder in die Gewalt zurückgeschickt werden.

Wenn Schule zuhört

„Quando mi sono innammorato, mi sentivo depresso“, erzählt ein Schüler in der 3. Klasse. Mit Lehrerin Francesca Tortora lernten die Kinder der Grundschule Manin in Rom von der ersten Klasse an, über sich und miteinander zu sprechen. Dabei wurden sie bis in die 5. Klasse von Regisseurin Sophie Chiarello begleitet. Herausgekommen ist ein Film, der nachwirkt, nicht nur, weil er sich mit den Kindern auf Augenhöhe begibt, sondern auch, weil er zuhört, so wie die Kinder sich zuhören und wie die Lehrerin dies tut, und weil er zeigt, dass Kinder, wenn sie die Freiheit dazu bekommen, äußerst kluge Sachen sagen.

„Il cerchio“ von Sophie Chiarello zeigt, wie’s funktionieren kann

Die Klasse ist bunt, geredet wird über alles. Ein Mädchen berichtet, dass sie gehört habe, der Bürgermeister von Riace sei verhaftet worden, weil er Migranten geholfen habe. Was Migration ist, erklären sich die Kinder gegenseitig, und einer folgert „migrare vuol dire spostarsi e mi sento un po‘ migrante perchè traslochiamo tutti gli anni“. Es geht aber auch um den Weihnachtsmann, und um die Frage „sei felice?“ Antwort: „Secondo me la felicità combacia con la fortuna“. Diese kluge Antwort wurde schon in der ersten Klasse gegeben. Das passiert, wenn Kindern zugehört wird.

Wenn dem Film zugehört würde, könnte „Il cerchio“ auch zu den aktuellen Südtiroler Schuldebatten beitragen.

„O Que Arde“ eröffnet die Reihe der galizischen Filme

Vertieft wird das Thema beim BFFB-Talk „Von kleinen Menschen und großen Gefühlen“ mit der Psychologin Heike Torggler, der Lehrerin Francesca Tortora, Regisseurin Sophie Chiarello und dem Direktor des Schulsprengels Bozen/Europa, David Augscheller. Am Freitag in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Gewaltprävention des Forum Prävention.

Zum Abrunden empfehle ich „Dodici di noi“ von Federico Scienza und Manuela Boezio aus der Reihe Local Heroes. Der Film sucht u.a. in Franzensfeste Menschen auf, die mit mehreren Kulturen leben und gut damit zurechtkommen.

 

BFFB-TIPPS

 „O Que Arde“ von Oliver Laxe eröffnet um 21.30 h die Reihe „Focus Europa“ mit 6 Filmen aus dem neuen galizischen Kino, die unbedingt im Kino angeschaut werden müssen (wie die meisten Filme übrigens). Und um 23h gibt es Damian dalla Torre – Live in Concert.

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen