Verfallener Schutz
Der provisorische Denkmalschutz für die Drusus-Kaserne in Schlanders ist abgelaufen. Damit könnte die Gemeinde das Gebäude theoretisch abreißen. Die Landesregierung lässt sich mit einer Entscheidung über die Zukunft der Immobilie dennoch viel Zeit.
von Karin Gamper
180 Tage betrug die Laufzeit der Denkmalschutzverfügung zur Drusus-Kaserne in Schlanders, die Landeskonservatorin Karin Dalla Torre im vergangenen Oktober in aller Eile erlassen hat. Eine provisorische Maßnahme, um nach dem erfolgten Teilabriss Zeit zu gewinnen. Die Kaserne gehört bekanntlich der Gemeinde Schlanders, die sie vor Jahren vom Land erworben hat, um auf dem Areal Wohnbau zu realisieren. Auch eine Schulerweiterung ist geplant.
Alle Genehmigungen lagen vor. Dennoch hat der von Bürgermeister Dieter Pinggera in einer Nacht- und Nebelaktion verfügte Abriss für heftigen Wirbel gesorgt und das Denkmalamt auf den Plan gerufen. Der provisorische Abrissstopp sollte es dem Land ermöglichen, eine Bauforschung anzustellen und eine Entscheidung über den weiteren Umgang mit dem Militärareal zu treffen.
Doch das Land lässt sich damit viel Zeit. Die Schonfrist für die Kaserne ist am 7. April abgelaufen. Damit könnte die Gemeinde Schlanders zumindest theoretisch mit dem Abbruch der Gebäuderiegel fortfahren. „Was wir sicher nicht von heute auf morgen tun werden“, beruhigt Bürgermeister Pinggera, der sich allerdings wundert, trotz abgelaufener Denkmalschutzbindung noch nichts vom Land gehört zu haben.
Dabei liegt der Lösungsvorschlag der Landeskonservatorin bereits seit Längerem auf dem Tisch. Über diesen müsste die Landesregierung beraten und dann entscheiden, was mit der Kaserne geschehen soll. Doch der Punkt kommt erst im Mai auf die Tagesordnung. Dafür wird es an diesem Freitag noch einmal ein Treffen zwischen Bürgermeister Pinggera und dem Landeshauptmann geben.
Die zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer sieht keinen Grund zur Eile: „Es gab mehrere Aussprachen mit der Gemeinde, ich gehe deshalb nicht davon aus, dass sie gleich wieder die Bagger auffähren lässt“, sagt sie.
Über den Vorschlag von Karin Dalla Torre schweigt sich die Landesrätin aus.
„Ich möchte ihn zuerst der Landesregierung vorlegen“, erklärt sie. Fix scheint, dass die bereits abgerissenen Gebäudeteile nicht wieder instandgesetzt werden. Ebenso soll eine Art Dokumentationszentrum entstehen, ohne dass die Wohnbaupläne der Gemeinde darunter leiden.
Die Kernfrage, ob diese unter Einbeziehung der bestehenden Bausubstanz verwirklicht werden oder als Neubau, wird erst nach der Entscheidung der Landesregierung zu beantworten sein.
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