„Blutige Nase“
Fauxpas im Landtag: Sven Knoll fordert die Abschaffung jener 8.000 faschistischen Ortsnamen, die Rom schon vor 13 Jahren aus dem Weg geräumt hat.
Sven Knoll spricht von einer „Schande für Südtirol“. Mit sechs Ja, 19 Nein und vier Enthaltungen hat der Landtag einen Begehrensantrag der Süd-Tiroler Freiheit abgelehnt, der die Abschaffung jener drei faschistischen Dekrete vorsah, mit denen rund 10.000 Orts- und Flurnamen amtlich festgelegt worden waren. Bis auf den FdI-Vertreter Marco Galateo („Löschen ist keine Lösung“) wollte keiner der Abgeordneten in den Toponomastik-Streit einsteigen. Vize-Landeshauptfrau Waltraud Deeg (SVP) erklärte lediglich, dass ihre Partei seit jeher versuche, eine Lösung bezüglich der Dekrete zu finden. Geschichte könne nicht ungeschehen gemacht werden, es gehe darum, daraus zu lernen. Mit seinem Antrag wolle Knoll nur „noch Öl ins Feuer gießen“. „Die SVP stellt damit ganz klar unter Beweis, dass ihr ihre faschistischen Freunde wichtiger sind als der patriotische Flügel der eigenen Partei, der dazu aufgerufen hatte, unseren Antrag zu unterstützen“, kontert der STF-Politiker.
Was Knoll offensichtlich nicht weiß: Die römische Regierung hat das Tolomei-Dekret von 1940 zur Italianisierung von 8.000 deutschen Ortsnamen bereits mit DPR 248/2010 abgeschafft – weil „obsolet“. „Es ist kein Ruhmesblatt, wenn Knoll & Co vom Landtag fordern, faschistische Dekrete abzuschaffen, die Rom bereits seit 13 Jahren außer Kraft gesetzt hat“, kommentiert der ehemalige SVP-Parlamentarier Karl Zeller, der an der Abschaffung des Tolomei-Dekrets maßgeblich beteiligt war. Die STF wolle sich wohl bei niemandem bedanken, der ihnen die Arbeit abnehme, so Zeller.
Der Verfassungsrechtler sieht auch das Anliegen von Knoll und Co kritisch, einsprachig historisch gewachsene Namen im Alleingang einzuführen. „Ohne Durchführungsbestimmung Hände weg davon, denn sonst holt man sich beim Verfassungsgericht eine blutige Nase“, warnt der Ex-Parlamentarier und fügt augenzwinkernd hinzu: „Wenn die STF solche schwierigen Steckenpferde hat, könnte man sich schon mehr Einsatz und Studium der Rechtslage erwarten.“ (mat)
Kommentare (7)
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