„Unannehmbare Realität“
400 Jugendliche nehmen an einem Verkehrssicherheitsprojekt teil, das von der Brennerautobahn AG und der Straßenpolizei initiiert wurde.
„So etwas wie das Schicksal gibt es nicht, tagtäglich aber treffen wir Entscheidungen. Derjenige, der an jenem frühen Herbsttag 2017 beschlossen hat, das Stoppschild zu ignorieren und unseren Sohn anzufahren, hat die Entscheidung getroffen, sich nicht an die Verkehrsregeln zu halten. Den Preis dafür musste der 17-jährige Davide bezahlen. Entscheidet ihr euch anders, respektiert die Regeln.“
Während Daniela Beccaria, stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung „Davide Sempre con Noi“ und Mutter von Davide Simoni, von jenem Vorfall sprach, der ihr Leben für immer verändert hatte, verharrten die 432 Jugendlichen in der Aula des Pascoli-Gymnasiums in Bozen in Schweigen.
Es ist die Kraft eines konkreten Beispiels in einem Projekt konzipiert von Menschen, die – in den unterschiedlichsten Funktionen – tagtäglich ähnliche Erfahrungen machen. Und welche die Brennerautobahngesellschaft und die Straßenpolizei einmal mehr in das didaktische Verkehrssicherheitsprojekt „ABC – Die Brennerautobahn in der Stadt“ einbezogen hat.
Nach Carpi, Correggio und Levico Terme hat die 9. Auflage des erfolgreichen Projektes in Bozen Station gemacht. In den nunmehr acht vergangenen Ausgaben wurden insgesamt 23.032 Schülerinnen und Schüler erreicht, die diesjährige Initiative wird bis Ende April in allen sechs Provinzen an der Brennerautobahn durchgeführt.
„Für einen Autobahnkonzessionär hat die Sicherheit absolute Priorität“, erklärte der Geschäftsführer der Brennerautobahn AG Diego Cattoni. „Jährlich verlieren fast 3.000 Menschen auf der Straße ihr Leben”, so Cattoni, „das ist, als ob ein ganzes Dorf von der Landkarte verschwinden würde. Eine unannehmbare Realität. Das Projekt ABC zählt neben den Investitionen in die Technologie, Innovation und Instandhaltung zu jenen Strategien, mit denen die Brennerautobahn AG ihren Teil zu diesem Kampf beiträgt – mit einem klaren Ziel: eine Unfallrate von nahezu Null.“
Der Tag am Pascoli-Gymnasium ist mit institutionellen Grußworten eröffnet worden. „Wenn es auf der Autobahn zu einem Unfall kommt“, erklärte der Präsident der Brennerautobahn AG Hartmann Reichhalter, „berichtet die Straßenpolizei häufig, dass sie bei den Unfallerhebungen ein Mobiltelefon am Boden gefunden hat. Das Mobiltelefon – ein Freund – wird am Steuer zum Feind. Vorsicht und Vorbeugung – Grundsätze, die wir euch mit dem Projekt ABC in Zusammenarbeit mit der Straßenpolizei wärmstens ans Herz legen – sind unentbehrliche Verbündete für ein sicheres Fahrverhalten, das euch selbst und eure Mitmenschen respektiert.“
Die Leiterin der Straßenpolizei von Trentino-Südtirol und Belluno Francesca Montereali ergänzte: „Die Brennerautobahngesellschaft leistet eine einzigartige Arbeit im Bereich der technischen Innovation. Ein Teil aber wird stets von uns selber abhängen und davon, ob wir die Vorschriften einhalten.“ Landeshauptmannstellvertreter Giuliano Vettorato hingegen unterstrich, dass es entscheidend sei, „dass hinter dem Steuer ein Mensch sitzt, der gewissenhaft und achtsam fährt, denn er kann über sein eigenes Leben, aber auch über das Leben der Menschen, die mit ihm im Auto sitzen und jenem der Menschen in seinem Umfeld entscheiden. Aus diesem Grund ist es mir wichtig, diese Initiative zu unterstützen und deshalb wollte ich heute hier anwesend sein, um mit den Schülerinnen und Schülern über dieses Thema zu sprechen.“
Seine Grüße überbrachte auch der Bürgermeister von Bozen Renzo Caramaschi, die Leiterin der Südtiroler Straßenpolizei Annalisa Mongiorgi und die Vertreterinnen und Vertreter der Partnerorganisationen des Projektes: Sportcity, das ACI mit Direktor Giudo Sommavilla, die Feuerwehr mit dem stellvertretenden Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr Bozen Andrea Lazzarotto und dem Direktor des Verbandes der Freiwilligen Feuerwehren Christoph Oberhollenzer sowie das Weiße Kreuz mit Ausbildungsleiter Lorenz Lintner. Mit dabei war auch das Verwaltungsratsmitglied der Brennerautobahngesellschaft Richard Amort. Regierungskommissar Vito Cusumano schickte eine Videobotschaft und wurde vor Ort von Maria Mazzola vertreten.
Im Anschluss ergriffen die Ausbildner der Brennerautobahngesellschaft und der Straßenpolizei das Wort, die in einem lockeren Vortrag praktische Ratschläge – etwa wie man sich vor und während der Fahrt auf der Autobahn informieren und was man bei einer Autopanne tun kann – mit kurzen Filmbeiträgen von Unfällen auf der Autobahn und den dazugehörigen Erfahrungsberichten abwechselten.
Die Jugendlichen konnten dabei hautnah sehen, wie fatal das Lesen einer WhatsApp-Nachricht, das Wechseln eines Songs auf dem Handy oder das Fahren unter Alkoholeinfluss sein können. Ziel des ABC-Projektes ist es, den Schülern der letzten beiden Oberschulklassen kurz vor dem Erwerb des Führerscheins, die Straßenverkehrsordnung näher zu bringen, ihnen die Instrumente für eine korrekte Risikobewertung in die Hand zu geben und ein verantwortungsbewusstes Verhalten für die Fahrt auf der Autobahn zu fördern. Emotionale Momente wechselten sich mit Kommentaren vonseiten der Jugendlichen ab, die von einer bewussten Teilnahme zeugten, was durch ein Quiz über die besprochenen Themen auf der Plattform Kahoot! gefördert wurde. Die meisten richtigen Antworten hatte dabei die 5A des ITE Battisti, die einen Preis gewann.
Im letzten Teil der Veranstaltung haben sich die Jugendlichen in das „Sicherheitsdorf“ begeben, das von Sport City im Europa-Stadion organisiert worden war.
Die Partner der Initiative gaben den Schülern an verschiedenen Stationen einen Einblick in den Ablauf eines Unfalles: vom Fahren unter Alkoholeinfluss mithilfe einer Spezialbrille der A22, über die Simulatoren des ACI, den Defibrillatoren des Roten Kreuzes und der 118 bis zum Alkoholtest der Straßenpolizei und den Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr.
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