Neuer Rekord
Die Zahl der Praktikumsstellen und der Praktikumsbetriebe hat im Sommer 2022 einen Rekord erreicht. Wie bewerten die PraktikantInnen ihre Erfahrungen?
Darüber gibt die neunte Befragung des Arbeitsmarktservice Aufschluss, an der sich rund 2.900 der rund 6.900 Sommerpraktikantinnen und -praktikanten des Jahres 2022 beteiligt haben und der die beiden jüngsten Ausgaben des Informationsblattes der Arbeitsmarktbeobachtung „Arbeitsmarkt News“ gewidmet sind.
„Größtenteils bescheinigen die Praktikantinnen und Praktikanten ihren Betrieben, auf eine gute Praktikumsqualität zu achten“, bringt Stefan Luther, Direktor des Arbeitsmarktservice, die Ergebnisse der umfangreichen Befragung auf den Punkt. „Aber es gibt natürlich noch Verbesserungspotenzial, gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel“, zeichnet der Direktor ein umfassendes Bild der Situation. Sechs von zehn Befragten sind mit ihrer Praktikumserfahrung sehr zufrieden, drei von zehn immerhin noch ziemlich zufrieden; der Anteil an „enttäuschten“ Praktikantinnen und Praktikanten liegt bei etwa zehn Prozent. Insgesamt würden neun von zehn Praktikanten erneut ein solches absolvieren.
Der Ausbildungscharakter des Praktikums ist recht deutlich ausgeprägt: Drei Viertel der Praktikantinnen und Praktikanten haben eine regelmäßige Ausbildung im Betrieb erhalten, insgesamt bestätigen neun von zehn etwas Neues gelernt zu haben. Hinsichtlich der Zufriedenheit mit der Vergütung gibt die Hälfte an, zufrieden zu sein, weitere 30 Prozent sind eher zufrieden. Aus diesen Daten geht demnach hervor, dass das Praktikum in Südtirol ein erfolgreiches arbeitsmarktpolitisches Instrument darstellt. Mit welchen Erwartungen treten Jugendliche ein Praktikum an? Fast fünf von zehn wollen vor allem arbeiten und etwas verdienen, vier von zehn wollen die Arbeitswelt kennen lernen, und einer von zehn will etwas Neues in dem Beruf lernen, der ihn am meisten interessiert. Die Reihenfolge dieser Antworten hat sich in den letzten Jahren nicht verändert.
Betriebe nutzen Praktika auch als Positionierungsinstrument, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren: Immerhin drei Viertel der Jugendlichen erhielten ein Angebot, im Betrieb zu verbleiben oder nach Abschluss der Ausbildung wieder im Betrieb zu arbeiten. „Bemerkenswert ist, dass dies zehn Prozentpunkte mehr sind als noch vor zehn Jahren“, informiert Direktor Luther und analysiert: „Die Betriebe spüren bereits den Arbeitskräftemangel und nutzen ihre Chance.“ Jugendliche würden wahrnehmen, dass sie zur knappen und begehrten Ressource werden. Und tatsächlich: Auch die Zahl der befristeten Arbeitsverträge für Jugendliche ist im Sommer 2022 gestiegen.
Zeichnet die Umfrage grundsätzlich ein positives Bild, so ermöglichen die von den Praktikantinnen und Praktikanten abgegeben freien Kommentare einen detaillierteren Blick auf die Qualität der Praktika. Besonders geschätzt werden die Betreuung durch Vorgesetzte oder Tutoren und Tutorinnen, ein gutes Betriebsklima und der Einblick in unterschiedliche Aspekte des Berufs. „Einige der Kommentare zeigen, dass dies nicht immer gelingt. Die Jugendlichen berichten von mangelnder Unterstützung und unkollegialem Verhalten, von hohem Leistungsdruck und von Tätigkeiten, bei denen kaum etwas gelernt wird“, führt Luther aus, der als Dienstleistung eine verstärkte Information der Betriebe durch die Arbeitsvermittlungszentren ankündigt.
Landesrat Philipp Achammer begrüßt die gestiegene Bereitschaft von Jugendlichen und Betrieben, sich auf Praktika einzulassen: „Gute, betreute Praktika bieten Jugendlichen Entwicklungsmöglichkeiten und sind eine Investition für den Betrieb. Betriebe können auf diesem Weg potenzielle Arbeitnehmende von morgen kennenlernen.“ Dies gelte auch für den öffentlichen Dienst. Wer spannende Berufe zu attraktiven Bedingungen anbieten könne, habe bei der Personalsuche die Nase vorn, ist der Landesrat Achammer überzeugt.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.