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„Magnago dreht sich im Grab um“

Paul Köllensperger

Paul Köllensperger erklärt, warum er sich nicht vorstellen kann, nach den Landtagswahlen Juniorpartner der „Locher-Partei“ SVP zu werden.

Tageszeitung: Herr Köllensperger, die SWZ-Umfrage bestätigt einen Trend, der sich schon bei den Parlamentswahlen abgezeichnet hat: Die deutsche Opposition könnte bei den Landtagswahlen mehr Stimmen als die SVP einfahren. Inwieweit spiegelt sich das in Ihrer Wahlstrategie wider?

Paul Köllensperger: Wir orientieren uns nicht an Umfragen, sondern gehen unseren Weg weiter und geben Vollgas wie bisher. Doch Sie haben recht: Die deutschen Stimmen gehen nicht mehr mehrheitlich an die SVP. Deshalb hat die SVP ihren Alleinvertretungsanspruch und ihre Berechtigung, allein die deutsche Vertretung in der Landesregierung zu stellen, verloren.

Das heißt?

Wir müssen von der Logik wegkommen, auf den Anruf der SVP zu warten. Unsere politischen Mitbewerber hoffen, mit der SVP mitregieren zu können, um in der Landesregierung ein Paar Brösel abzubekommen. Damit werden sie, gleich wie der italienische Koalitionspartner, zum Anhängsel der SVP. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das Team K mit der Rolle als Juniorpartner zufriedengeben würde. Wir haben nicht die Leidensfähigkeit der Grünen. In Bozen oder Wien sehen wir, wie sehr die Grünen zu Kompromissen bereit sind, wenn sie Regierungsverantwortung übernehmen wollen. Das ist bei uns anders: Ein solches Raumordnungsgesetz könnten wir nie mittragen. Genauso wenig könnten wir zustimmen, wenn ein Stück Rosengarten an einen SVP-Parteifreund verkauft werden soll.

Die Grüne Brigitte Foppa plädiert dafür, gemeinsam in die Konsultationsgespräche mit der SVP zu gehen …

Auch das kann ich mir nur schwer vorstellen. Ich bin zwar dafür, dass wir uns mit anderen Parteien absprechen. Doch solange die SVP an der Macht bleibt, wird sich in Südtirol nicht viel ändern. Das haben wir in den letzten neun Jahren unter Arno Kompatscher sehen können: Bei seinem Amtsantritt galt er als jung und dynamisch. Im Landtag habe ich aber Folgendes festgestellt: Die SVP ist mehr die Partei von Franz Locher als die von Arno Kompatscher.

Wer wird Südtirol ab 2023 regieren?

Das hängt vom Wahlergebnis ab. Wir werden weiterhin gut arbeiten und dann schauen wir, welche Optionen es eventuell auch ohne SVP gibt. Die SWZ-Umfrage halte ich aus SVP-Sicht für zu optimistisch. Ich glaube, dass ihre eigenen Umfragen, wonach sie bei 37 Prozent liegen, realistischer sind. Das hieße, dass die SVP zwei Sitze verlöre und einen weiteren Koalitionspartner bräuchte. Bevor die Volkspartei uns nehmen würde, kämen sicher andere Parteien eher in Frage. Erste Option wäre für sie eine Koalition mit zwei italienischen Parteien, nämlich mit Lega und Fratelli d’Italia. In dem Fall hätte die SVP großen Erklärungsbedarf, da sie mit Marco Galateo einen Politiker in die Landesregierung holte, der die österreichische Schutzmachtfunktion abschaffen will. Dabei haben die SVP-Vertreter noch gestern vor Giorgia Meloni und den Faschisten gewarnt. Silvius Magnago würde sich im Grab umdrehen. Der Bauern- und Lobbypartei eine Koalition mit Grünen und PD zu verkaufen, wird auch schwierig. Da müssen Brigitte Foppa und Manfred Vallazza noch viele gemeinsame Gesetze machen.

Wann stellen Sie Ihre Landtagsliste vor?

Voraussichtlich vor Sommerbeginn. Wir haben wirklich tolle Kandidaten gefunden und könnten die Liste eigentlich schon jetzt zumachen. Noch sind wir aber unschlüssig, ob wir unsere Kandidaten einzeln oder im Block vorstellen sollen.

Interview: Matthias Kofler

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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