In der Notaufnahme
Fehlende Hausärzte, kopierte Ideen und verheimlichte Studien: Warum das Team K kein gutes Haar an der Gesundheitspolitik der Landesregierung lässt.
von Matthias Kofler
Franz Ploner staunte nicht schlecht über die Ankündigung des Landes, den Beruf des Allgemeinmediziners attraktiver zu machen. Mehr Personal, Diagnostik-Geräte, Unterstützung für Jungärzte – die Eckpunkte des Zusatzvertrages für die Hausärzte, die der Direktor des Gesundheitsressorts, Günther Burger, in einer Pressemitteilung in Aussicht stellte, lösten in Ploner eine Art Déjà-vu-Erlebnis aus. Denn erst im März hatte der Landtag äußerst knapp mit 16 Nein und 15 Ja einen Beschlussantrag des Team K abgelehnt, der fast die identischen Maßnahmen vorsah: nämlich die Förderung von Gemeinschaftspraxen, die bessere Ausstattung und raschere Digitalisierung der Hausarztpraxen, die Unterstützung von Jungärzten bei der Gründung von Hausarztpraxen als Start-UP sowie die Schaffung von Anstellungsverhältnissen bei der Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin.
Laut Ploner braucht das Südtiroler Gesundheitssystem eine „veritable Zeitenwende“, wenn eine hochwertige, wohnortnahe Versorgung langfristig sichergestellt werden soll. Die Situation in der Allgemeinmedizin sei dramatisch und werde sich durch die anstehende Pensionierungswelle und den fehlenden Nachwuchs noch weiter verstärken. In Südtirol gibt es derzeit 288 Ärzt:innen für Allgemeinmedizin (Stand 2022). Bereits jetzt sind fast 80 Hausarztstellen im Land unbesetzt. Bis zum Jahre 2031 werden mehr als 100 HausärztInnen in den Ruhestand gehen. Diese können nur zu einem geringen Teil von den auszubildenden Ärzt:innen und ehemaligen Krankenhausärzt:innen, die sich als Basismediziner:innen niederlassen möchten, ersetzt werden.
Im Sommer 2022 hat das Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen in Zusammenarbeit mit der medizinischen Universität Innsbruck und den Tirol Kliniken eine Online-Befragung bei Medizinstudent:innen und Ausbildungsärzt:innen durchgeführt, um zu erfahren, warum für viele Studie- rende an der Medizinischen Universität Innsbruck und für Ärzt:innen in Ausbildung an den Tirol Klini- ken die Allgemeinmedizin kein „Traumjob“ mehr ist. Die häufigsten Beweggründe, sich in Südtirol nach der Ausbildung zum Basismediziner:in nicht niederzulassen, sind die Organisation des Gesundheitswesens, limitierte Möglichkeit für Zusatzdiagnostik, geringe Wertschätzung durch die Politik und den Sanitätsbetrieb, die schwierige Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern und die Bürokratie und Verwaltung.
Obwohl Ploners Beschlussantrag darauf abzielte, die richtigen Schlüsse aus der Studie zu ziehen, stimmten SVP und Lega dagegen. Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher kündigte ein umfassendes Paket, das man im Zuge der Vertragsverhandlungen vorlegen wolle. Viele der im Antrag geforderten Dinge seien bereits in Vorbereitung, so der SVP-Politiker. Ploner kann diese Argumentation nicht teilen „Es scheint wirklich so zu sein, dass Vorschläge der Opposition primär, auch wenn sie gut sind, nicht angenommen werden, dann aber zu einem späteren Zeitpunkt ihren Einzug in die Regierung erfahren“, meint der Team-K-Politiker.
Auch Ploners Fraktionskollegin Maria Elisabeth Rieder lässt kein gutes Haar an der Gesundheitspolitik der Landesregierung. Nachdem der LH einen Team-K-Beschlussantrag zur Fachhochschule Claudiana mit dem Hinweis abgelehnt hatte, dass es bereits eine Evaluation gebe, fragte die Abgeordnete wochenlang vergeblich um Aktenzugang an. Nach mehreren PEC-Mails seitens der Claudiana ging am Mittwoch eine spärliche Zusammenfassung der Studie aus dem Jahr 2021 ein, laut der die Südtiroler Ausbildungsstätte „derzeit nicht allen ihren Zielen gerecht“ werde. Rieder will sich mit dieser Antwort nicht zufriedengeben. „Was hat die Claudiana zu verbergen? Es ist einfach unglaublich, wie hier gearbeitet wird. Das bestätigt einmal mehr, dass einiges nicht läuft, wie es sollte“, ärgert sich die Team-K-Politikerin.
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Kommentare (6)
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andreas
Vor ca. einem Monat war am runden Tisch mit Dr. Ploner, der Verantwortlichen der Hausärzte, einer Krankenschwester, Zerzer und dem LH.
Die Verantwortliche der Hausärzte erklärte die Probleme und bestätigte, dass das Vorgehen des LH der richtige Weg ist.
Dr. Ploners Vorschläge waren:
1) Mehr Geld für Ärzte im KH
2) Mehr Geld für Hausärzte
3) Mehr Geld für Medizinstudenten
Hätte Dr. Ploner damals dem LH und der Verantwortlichen der Hausärzte etwas besser zugehört, sie haben das Vorgehen damals erklärt, wäre er jetzt nicht überrascht gewesen.
Die Sanität kostet zuviel Geld und wird in Zukunft durch die Alterung der Gesellschaft noch mehr kosten.
Dr. Ploner macht es sich einfach und will die finanzielle Last auf die Jugend abwälzen.
In Zukunft ist die bestmögliche Behandlung für jeden sowieso nicht mehr finanzierbar, also sollten wir uns schon mal daran gewöhnen, dass wer Geld hat, i.d.R. gesünder und länger leben wird.
Wobei das jetzt schon so ist.
pingoballino1955
Andreas,die peinlichste Figur damals am runden Tisch hat Kompatscher( x mal wir wissen,wir werden,wir sollten) und Zerzer gemacht.Tatsache ist dass die Svp jetzt genau das macht,was Dr. Ploner vorgeschlagen hatte und die Svp und Lega abgelehnt haben.Da macht es sich die Svp und Lega jetzt leicht mit abkupfern,nicht umgekehrt.
george
‚andreas‘, hättest du besser zugehört und dich besser in die Inhalte vertieft, dann wüsstest du, bzw. hättest du zur Zeit des „runden Tisches“ eingestehen müssen, dass dies Dr. Ploner alles schon zuvor im Landtag, bei der Landesverwaltung vor- und eingebracht hatte, die Regierenden (SVP-Lega) dies aber alles mit fadenscheinigen Aussagen zurückgewiesen und abgelehnt haben um es jetzt wiederum als das Ihre aufzutischen. Noch schlimmer ist allerderdings, jetzt ein halbes Jahr die Vorschläge der anderen als die eigenen aufzutischen, aber sie schlussendlich nicht einmal (dringend!) durchzuführen oder die entsprechenden Grundlagen gebildet zu haben um sie überhaupt einmal nach den Wahlen schnell in die Wege zu leiten, bevor alle Stricke reißen.
flottebiene
Es wird immer nur über Ärztemangel gesprochen… Dass es vor allem an Pflegepersonal mangelt, interessiert niemand…oder glauben sie ernsthaft, dass das Krankenhaus nur mit mehr Ärzten funktioniert.???
Der runde Tisch war einfach nur inszeniert. Die Krankenpflegerin war einfach zu schwach gegenüber dem anderen Personen. Da hätte schon mal eine Pflegedirektorin hingehört, aber diese ist seit Corona abgetaucht.
nochasupergscheiter
Gar so schlecht verdienen sie nicht die Haus- und Kinderärzte, wenn ihre 250.000 maximal brutto erreicht sperren einige gern mal ein paar Monate zu für Urlaub… Das muss man auch mal sehen…. Hausbesuche ein novmgo usw usw….
Grosseres Problem wohl die Bürokratie und der amtsschimmel der das Arbeiten unmöglich macht…
Unser mit höherem Gehalt versorgten Amtsdirektoren habe noch immer nicht verstanden dass sie angestellte DES bürgers sind, und nicht gegen den Bürger zu arbeiten haben einziges Ziel selber noch eine bessere work life banace zu haben und noch mehr einzustecken, vor Problemen den Schwanz einziehen und gerne bereit sind den Bürger wegen ein paar nicht abgeschossen rehlein zehntausende zu strafen..