Die Meraner Pfeife
Ein Meraner Schiedsrichter, der wegen frauenfeindlicher Äußerungen gegen Kolleginnen für drei Monate gesperrt war, pfiff dennoch zwei Amateurliga-Spiele – die jetzt wiederholt werden müssen.
von Artur Oberhofer
An Tagen wie dem 1. April muss man zwangsläufig vorausschicken: Nein, das, was Sie auf dieser Seite lesen, ist kein Aprilscherz.
Die nachfolgende Geschichte ist also wahr.
Der Protagonist dieser einzigartigen Fußball-Posse ist ein Schiedsrichter aus Meran, Massimo Minniti, der Sohn des einstigen Rechtspolitikers und Landtagspräsidenten Mauro Minniti.
Was hat der junge Minniti „verbrochen“?
Massimo Minniti ist bzw. war Fußball-Schiedsrichter der Sektion Meran.
In einer E-Mail an die Schiedsrichter-Abteilung (AIA) des italienischen Fußball-Verbandes (FIGC) vom 15. Jänner dieses Jahres beantragte Massimo Minniti einen fliegenden Wechsel von der Meraner AIA-Sektion in die Bozner Schiedsrichter-Sektion.
Wie es in einem offiziellen Papier des italienischen Fußballverbandes, das der TAGESZEITUNG vorliegt, heißt, habe Minniti seinen Antrag mit wüsten Anschuldigungen gegen den Vizepräsidenten der AIA-Sektion Meran und gegen die Sektion insgesamt garniert.
In dem FIGC-Dokument ist in Bezug auf die Aussagen Minnitis von „giudizi lesivi della reputazione del Vice Presidente della Sezione AIA di Merano nonché, per l’effetto e più in generale, di quest’ultima Sezione nel suo complesso“ die Rede. Damit nicht genug.
Wenige Tage später, am 18. Jänner dieses Jahres, postete der Meraner Schiedsrichter auf Facebook frauenfeindliche und nicht druckreife Äußerungen gegen das weibliche Schiedsrichter-Trio, das zwei Tage vorher das Italienpokal-Match zwischen Napoli und Cremonese gepfiffen hatte.
Ein historisches Ereignis, denn es war das erste Mal, dass ein Spiel zwischen zwei Serie-A-Clubs von einem rein weiblichen Schiedsrichter-Trio (Maria Sole Ferrieri Caputi, Francesca Di Monte und Tiziana Trasciatti) geleitet wurde.
Die Aussagen des Meraner Schiedsrichters in der E-Mail gegen die weiblichen Kolleginnen waren so deftig, dass sich die nationale Sportsgerichtsbarkeit mit dem Fall befassen musste.
Gegen Massimo Minniti wurde in der Folge ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Am 20. März erging das Urteil: Massimo Minniti wurde wegen seiner verbalen Entgleisungen gegen den stellvertretenden Leiter der Schiedsrichter-Sektion Meran und wegen seines Facebook-Pamphlets gegen die drei Schiedsrichterinnen, die das Match Napoli-Cremonese gepfiffen hatten, für die Dauer von drei Monaten gesperrt.
Das Urteil ist vom Generalsekretär des italienischen Fußballverbandes Marco Brunelli und vom Präsidenten des Fußballverbandes, Gabriele Gravina, unterzeichnet.
Und jetzt kommt der Clou: Trotz der dreimonatigen Sperre pfiff Massimo Minniti am 25. und am 26. März zwei Spiele der Zweiten und der Dritten Amateurliga.
Die Fakten: Massimo Minniti leitete am 25. März das Spiel Dietenheim/Aufhofen gegen den SSV Percha in der Dritten Amateurliga (Kreis C) und am darauffolgenden Tag das Match ASV Gossensass gegen den SSV Steinhaus in der Zweiten Amateurliga, Kreis C.
Der Südtiroler Sportrichter hat nun verfügt, dass beide Spiele wiederholt werden müssen, weil sie von einem gesperrten Schiedsrichter geleitet worden sind.
In der Verfügung des Sportrichters heißt es, dass die Ergebnisse der beiden Spiele nicht homologiert werden könnten, weil „jedes Spiel unter der Leitung eines Schiedsrichters ausgetragen“ werden müsse, „der mit allen Befugnissen ausgestattet ist“.
Ein Spiel unter der Leitung eines gesperrten Schiedsrichters könne, so der Südtiroler Sportrichter, nicht ordnungsgemäß durchgeführt werden, da – Zitat – „der gesperrte Schiedsrichter die Grundsätze der sportlichen Loyalität, der Unparteilichkeit und der Unabhängigkeit der Entscheidung nicht gewährleisten“ könne.
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Kommentare (3)
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gerhard
Und warum pfeift eine solche Pfeiffe überhaupt jemals noch ein Fussballspiel?
prof
Es gäbe eine einfache Lösung,den Schiedsrichter nur mehr Spiele im Süd-Italien pfeifen lassen,dort kanner sich austoben.