„Solide Nachfrage“
Die allgemein robuste Nachfrage und die gesunkenen Energiepreise haben zu einer Verbesserung des Geschäftsklimas im Südtiroler Handel geführt.
Neun von zehn Unternehmen bewerten die Ertragslage 2022 positiv und ebenso viele sind zuversichtlich, dass sie auch 2023 ein zumindest zufriedenstellendes Betriebsergebnis erzielen werden. Dies geht aus der Frühjahrserhebung des Wirtschaftsbarometers vom WIFO − Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.
Das Jahr 2022 wird rückblickend von den Unternehmen im Einzelhandel deutlich besser bewertet, als es noch bei der vorherigen Erhebung im Herbst der Fall war: 89 Prozent geben an, dass sie mit der Ertragslage im vergangenen Jahr zufrieden sind. Die weiterhin solide Nachfrage, die auch von der günstigen Entwicklung des Tourismus profitierte und die allgemeine Erhöhung der Verkaufspreise haben zu einer Zunahme der Umsätze geführt. Auch die Prognosen für 2023 wurden nach oben revidiert: 91 Prozent der Einzelhändler/innen sind zuversichtlich, heuer eine befriedigende Ertragslage zu erreichen. Was die einzelnen Branchen betrifft, so hat sich das Geschäftsklima vor allem bei den Super- und Mini-Märkten sowie im Lebensmittelhandel verbessert. Diese Sparten waren in den letzten Monaten besonders stark von der Energieteuerung betroffen. Es gibt hingegen weiterhin einige Schwierigkeiten im Handel mit Möbel- und Haushaltswaren: Jedes zweite Unternehmen dieser Branche rechnet heuer mit einem Umsatzrückgang und jedes fünfte mit einer schlechten Ertragslage.
Im Großhandel herrscht weiterhin ein gutes Geschäftsklima: 92 Prozent der Unternehmen bewerten die Ertragslage im Jahr 2022 positiv − in 45 Prozent der Fälle wird sie sogar als gut eingestuft – und in etwa gleich viele rechnen auch 2023 mit einem befriedigenden Betriebsergebnis. Im laufenden Jahr wird ein weiteres Umsatzwachstum erwartet, auch aufgrund der Preissteigerungen und die Investitionen werden voraussichtlich weiter zunehmen. Davon wird auch die Beschäftigung profitieren, denn mehr als vier von zehn Großhandelsunternehmen planen, neues Personal einzustellen.
Auch der Sektor „Kfz-Handel und -Reparatur“ hat seine Einschätzungen zur Ertragslage im Jahr 2022 im Vergleich zur vorherigen Herbstumfrage verbessert. Insbesondere berichten die Unternehmer/innen von einer Steigerung des Geschäftsvolumens von mehr als zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Umsatzsteigerung in der zweiten Hälfte 2022 ist teilweise auf die allmähliche Überwindung der Probleme in den Lieferketten für elektronische Komponenten zurückzuführen, die zu Verzögerungen bei den Lieferungen von Neufahrzeugen seitens der Hersteller geführt hatten. Was das Jahr 2023 betrifft, so gibt es einige Befürchtungen aufgrund der Erhöhung der Zinssätze. Diese könnte sich negativ auf die Nachfrage auswirken und die Einhaltung der Zahlungsfristen seitens der Kundschaft erschweren. Dennoch gehen mehr als 90 Prozent der Unternehmen auch heuer von einer zumindest befriedigenden Ertragslage aus.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, begrüßt den Vorschlag, die Entscheidungskompetenz über die Öffnungszeiten der Geschäfte auf das Land Südtirol zu übertragen: „Der Handelssektor hat einen enormen wirtschaftlichen und sozialen Wert für Südtirol, vor allem auch für den ländlichen Raum. Eine Übertragung der Zuständigkeit für die Festlegung der Öffnungszeiten vom Staat auf das Land würde die Familienunternehmen dieses Sektors besser vor der Konkurrenz der großen Handelsketten schützen.“
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Elena Messina Bonaldi, Präsidentin Confesercenti Südtirol
„Die Wirtschaftsleistung des Einzelhandels, des Großhandels, der Makler/innen und der Märkte verbesserte sich dank der Abschlussverkäufe und der starken Präsenz von Tourist/innen. Das Geschäftsklima bleibt trotz der schwierigen finanziellen, klimatischen und humanitären Situation gut. Die Anerkennung der vollen Zuständigkeit für den Handel an die Autonome Provinz Südtirol würde neue Regeln ermöglichen, einschließlich der Kontrolle über die Vertriebskette des Online-Handels.“
Philipp Moser, hds-Präsident
„Wir setzen uns für neue, innovative Entwicklungsmöglichkeiten unserer Betriebe in Ortszentren und Städten ein, wie etwa für die Mischnutzung einer Fläche (Concept stores): Auf einer Betriebsfläche sollte es möglich und vor allem einfacher werden, verschiedene Tätigkeiten wie Einzelhandel, Speis- und Schanktätigkeit, Dienstleistung und emissionsarmes Handwerk (z.B. Schuster, Friseur, Schönheitspflege) auch gleichzeitig auszuüben.“
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