Weniger Moore?
Für Südtirol gibt es zwar ein Moorkataster, aber kein Monitoring zur Entwicklung des Bestandes der Moore. Eine Kooperation mit der Uni Bozen soll nun die südtirolweite Lebensraumkartierung beschleunigen.
von Lisi Lang
Der Torfabbau sorgt im Unterland, wo sich alle sieben derzeit aktiven Abbaustandorte befinden, immer wieder für Diskussionen, zuletzt weil ein Ansuchen für die Ausweisung einer neuen Torfgrube in Leifers zur Umweltprüfung vorgelegt wurde. Die Umweltverbände haben darauf besorgt reagiert und auf die Einhaltung der Ziele im Klimaplan gepocht. Außerdem haben die Vereinigung Südtirols Biologen, der WWF und Co. auch die Aktualisierung des Katasters der Moore und Feuchtgebiete und einen effizienteren Schutz dieser Gebiete gefordert.
Kürzlich hat sich auch die Landtagsabgeordnete der Freiheitlichen, Ulli Mair, über das Moorkataster in Südtirol und die Schutzmaßnahmen erkundigt. „Der Bestand an Mooren ist über die vergangenen Jahrzehnte stark zurückgegangen, auch angesichts des Torfabbaus sind Moorgebiete unter Druck geraten“, erklärt Ulli Mair. „Das derzeit dominierende Klimathema darf nicht den aktiven Natur- und Umweltschutz überschatten, denn ein gezieltes Handeln vor Ort durch die Unterschutzstellung von artenreichen Lebensräumen ist ein wichtiger Beitrag für das ökologische Gleichgewicht“.
Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer erklärt, dass es für Südtirol ein Moorkataster gibt, welches in den späten 1980er Jahren erstellt wurde. „In dieser Arbeit wurden die wichtigsten Moorgebiete in Form eines Punktes verortet und beschrieben; die genaue Ausdehnung der jeweiligen Moorlebensräume wurde nicht erfasst“, so Maria Hochgruber Kuenzer, die des weiteren die Landschaftspläne erwähnt, welche „Feuchtgebiete“ (somit auch die Moore) ebenfalls kartografisch darstellen und als „geschützte Landschaftsteile“ ausweisen.
Die Landesverwaltung verfügt aber über kein Monitoring zur Entwicklung des Bestands der Moore in den letzten Jahren in Südtirol. Die Landesrätin erklärt dazu: „Im Zuge von verschiedenen Eingriffen wurden Moore beeinträchtigt oder zerstört. Auch die intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung der umliegenden Flächen wie Entwässerung, Planierung und Düngung haben die angrenzenden Moorflächen beeinträchtigt und gestört“. Welche und wie viele Moorflächen konkret davon betroffen sind, sei aber nicht bekannt.
Die zuständige Landesrätin schreibt in ihrer Antwort, dass das Landesamt für Natur vor einigen Jahren begonnen hat, das Vorkommen nicht nur der Moore, sondern auch jenes der übrigen gesetzlich geschützten und ökologisch wertvollen Lebensräume in Südtirol zu kartieren und deren Erhaltungszustand nach einheitlichen Kriterien zu bewerten. Einige Gemeinden haben diese Landesraumkartierung bereits abgeschlossen. „Eine flächenhafte südtirolweite Lebensraumkartierung wird jedoch noch einige Jahre beanspruchen. Um diesen Prozess zu beschleunigen, startet das Amt für Natur im heurigen Jahr mit der Universität Bozen eine mehrjähriges Kooperationsprojekt“, erklärt Maria Hochgruber Kuenzer. Die zuständige Landesrätin erläutert: „Die Erhebungen konzentrieren sich auf landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaften, da diese am stärksten von Beeinträchtigungen und Zerstörungen gefährdet sind. Die Lebensraumkartierungen beziehen auch die Lebensräume in den Schutzgebieten und die Moore aus dem Moorkataster von 1991 mit ein. Torflagerstätten wie jene im Unterland werden nicht erhoben, da sie keine Moorvegetation mehr aufweisen und somit auch keine Feuchtlebensräume sind.“
Die meisten Moore sind laut Maria Hochgruber Kuenzer auch europaweit als Natura-2000-Lebensräume geschützt. Zur Umsetzung dieses Schutzes wurden einige wichtige Moorflächen als Natura-2000-Gebiete unter Schutz gestellt. „Zur Erhaltung der Moore gibt es auch schon seit drei Jahrzehnten eine Förderung derselben im Rahmen der Landschaftspflegeprämien, die ihrerseits Teil des Ländlichen Entwicklungsplanes sind. Wer diese Förderung in Anspruch nimmt, verpflichtet sich, jeweils für fünf Jahre auf die Beweidung der auf Viehtritt und Nährstoffeintrag empfindlichen Moore zu verzichten“, erklärt die zuständige Landesrätin.
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