Die Doppel-Spitze

Hannes Mussak

Der Wirtschaftsverband lvh wird bei den Landtagswahlen im Herbst dieses Jahres versuchen, mit Gert Lanz und Hannes Mussak gleich zwei Schwergewichte in den Landtag zu entsenden. Die Hintergründe.

von Artur Oberhofer

Den Brief verschickte Gert Lanz Anfang März dieses Jahres. In dem Schreiben, das an den SVP-Spitzenkandidaten Arno Kompatscher, an SVP-Chef Philipp Achammer, an den Vorsitzenden der SVP-Wirtschaft Josef Tschöll, an den Pusterer SVP-Bezirksobmann Meinhard Durnwalder und an die Pusterer SVP-Ortsobleute ging, teilte Lanz mit, dass er für eine Kandidatur bei den Landtagswahlen im Herbst 2023 zur Verfügung stehe. „Ich bin bereit.“

Damit beendete Gert Lanz die Spekulationen um seine Person. Der ehemalige lvh-Vorsitzende hatte 2018 zum ersten Mal für den Südtiroler Landtag kandidiert. Mit über 9.100 Vorzugsstimmen erzielte der Toblacher Unternehmer ein anständiges Ergebnis. Doch als Zehntgewählter auf der SVP-Liste verpasste Gert Lanz den Sprung in die Landesregierung, er musste sich mit dem manchmal sehr undankbaren Posten des SVP-Fraktionssprechers begnügen.

Gert Lanz war damals – von Landeshauptmann Arno Kompatscher stark gepusht – über die 10er-Liste auf die SVP-Kandidatenliste gekommen.

Auch diesmal geht Lanz davon aus, dass er auf der 10er-Liste steht, die Arno Kompatscher und Philipp Achammer nach eigenem Gutdünken besetzen dürfen. „Es wäre für mich konsequent, dass ich auch diesmal über den 10er-Vorschlag auf die Kandidatenliste komme“, sagt Gert Lanz gegenüber der TAGESZEITUNG.

So wird es auch sein. In den letzten beiden Jahren ist Gert Lanz definitiv zu einem der treuesten Vasallen des Landeshauptmannes avanciert. Im Zuge des „Freunde im Edelweiß“-Skandals hat Lanz mit seinem Sager, ihm „graut davor, gewissen Leuten gegenüberzusitzen“ sogar seinen Job verloren.

Die große Frage ist jetzt: Kann Gert Lanz, den Arno Kompatscher unbedingt (als Wirtschafts-Landesrat) in die nächste Regierung holen will, mit einer breiten Unterstützung rechnen? Trägt der mächtige Wirtschaftsverband lvh – mit seinen 8.000 Mitgliedern – den Kandidaten Lanz voll mit?

Vor fünf Jahren hatte Gert Lanz wegen seiner Kandidatur für den Landtag alle Ämter im lvh niederlegt. „Um Distanz zu bekommen“, erklärt er im Nachhinein.

Gleichwohl geht Lanz davon aus, dass der lvh ihn auch diesmal unterstützt. „Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass der lvh einen ehemaligen Vorsitzenden nicht unterstützt“, sagt er. Ihm sei in seiner politischen Arbeit ein „ganzheitlicher Ansatz wichtig“, aber, so Lanz weiter, „ich kann und will meine Wurzeln nicht verleugnen, jeder weiß, wo ich herkomme.“

Anders als beispielsweise der (noch mächtigere) Bauernbund hält der Landesverband der Handwerker keine Vorwahlen ab, sondern unterstützt traditionsgemäß mehrere Kandidaten – auch auf anderen Listen.

Mit dem Schennaer Busunternehmer Hansjörg Thaler und dem 22-jährigen Traminer Kaminkehrer und JG-Kandidaten Daniel Rella könnten noch zwei weitere lvh-Kandidaten auf der SVP-Liste antreten.

Gert Lanz sagt: „Der lvh könnte mehrere Kandidaten unterstützen und wird dies auch tun, aber ich hoffe schon, dass ich aufgrund meiner bisherigen Arbeit und meiner Erfahrung ein Kandidat bin, der für sie passt.“

Zu einem Duell zweiter lvh-Schwergewichte könnte es kommen, wenn auch Hannes Mussak auf der SVP-Liste antritt.

Der ehemalige Präsident des Südtiroler Wirtschaftsrings und Vize-Obmann des lvh wird noch in dieser Woche entscheiden, ob er antritt. In den sozialen Medien befindet sich Mussak längst im Wahlkampfmodus. Doch noch hat er nicht entschieden. „Es gibt noch ein paar offene Fragen“, sagt Mussak auf Anfrage, er sei politisch interessiert, und wenn er das Gefühl habe, dass seine Kandidatur gewünscht werde, dann werde er die Herausforderung annehmen. Das heißt: Hannes Mussak, der als SWR-Chef eine gute Performance hingelegt hat, wird eher schon als eher nicht kandidieren.

Gleichwohl streicht Mussak heraus, dass er das Glück habe, nicht unbedingt kandidieren zu müssen. „Ich habe eine Frau, die im Betrieb mitarbeitet und tolle Mitarbeiter, mir würde die Arbeit in der Politik gefallen, aber, wie gesagt, ich muss nicht.“

Hannes Mussak hätte auch kein Problem damit, wenn der Verband neben ihm auch Gert Lanz und andere KandidatInnen unterstützt. „Der Gert hat in seiner Präsidentschaft einen sehr guten Job gemacht, daher ist es für mich logisch, dass er unterstützt wird.“

Schade wäre, wenn keiner der lvh-Kandidaten den Sprung in den Landtag schaffte, so Mussak.

Auch lvh-Obmann Martin Haller macht keinen Hehl daraus, dass er eine „Doppel-Spitze“ Lanz-Haller goutieren würde und dass er sich vorstellen kann, dass der lvh zwei Kandidaten pusht. „Wir unterstützen grundsätzlich immer mehrere Kandidaten“, so der lvh-Boss gegenüber der TAGESZEITUNG, „und wir wären froh, wenn mehrere Kandidaten den Sprung in den Landtag schaffen würden.“

Haller erinnert daran, dass der lvh bei den letzten Landtagswahlen neben Lanz auch den SVP-Kandidaten Reinhard Zublasing unterstützt hatte, der sein Wahlziel mit 3.803 Stimmen und Platz 24 auf der SVP-Liste allerdings klar verfehlte.

Auch Kandidaten anderer Parteien werde der Verband unterstützen, sagt Martin Haller. „Natürlich tun die Kandidaten auf den Listen anderer Parteien sicher schwer, gewählt zu werden, aber man darf nicht vergessen, dass mit Josef Unterholzner im Jahr 2018 auch ein vom lvh unterstützter Kandidat auf einer Oppositionsliste den Sprung in den Landtag geschafft hat“, so der lvh-Obmann.

Drängen werde er seinen Vize Mussak nicht, sagt Martin Hallber, „aber natürlich wären wir froh, mehrere Vertreter in den Landtag entsenden zu können, die unsere Themen mitnehmen.“