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Oscarfilme, boh

Arbeiterinnen der Whirlpool in Neapel werden am Montag zum Thema

Im Kino sind noch oscar-gekrönte Filme zum Nachsehen da. Definitv interessant sind diese Woche die Angebote von ZeLIG in Bozen und Docu.emme in Meran.

von Renate Mumelter

Everything und Nichts Neues 

Wer ausgedachten Stress gern mag, ist beim vielfachen Oscargewinner „Everything Everywhere All at Once“ (Alles überall gleichzeitig) gut aufgehoben. Meins ist es nicht, und deshalb hab ich nicht durchgehalten, weiß also auch nicht, ob am Ende der 140 hektischen Minuten eine Katharsis kommt. 7 Oscars gab es für die Betreiberin des Waschsalons, die sich ins Multiversum aufmacht, weil eine Steuerbeamte sie dorthin schickt, um eine Bedrohung zu stoppen. Die Welten sind zahlreich, die Schnitte knapp, die Musik ist drängend, die Filmsprache erinnert an Videospiele.

Mit dem Film von Edward Berger ging es mir nicht viel besser. Das wunderbare Pazifismus-Buch von Erich Maria Remarque „Im Westen nichts Neues“ (1929) wurde in Netflix-Ästhetik verpackt, und daraus wurden 148 immer mühsamer werdende Minuten. Sehnsüchtige Erinnerungen an Adrian Goigingers „Der Fuchs“ kamen auf, wo ohne panzerzerquetschte Leichen wirksam erzählt wird.

Bei beiden dieser oscar-Bedachten saß ich nicht gern im Kino. Befindlichkeiten, klar, aber Rezensionen sind nie objektiv. Wer das vorgibt, macht sich selber etwas vor wie jene, die von sich selber glauben, das Maß aller Dinge zu sein in der Bewertung kultureller Angelegenheiten.

Docu.emme

Zu Erfreulicherem, das auf jeden Fall mit dem Prädikat sehenswert oder diskutierenswert empfohlen werden kann. Ich meine damit die Dokumentarfilmreihe Docu.emme, die seit 15. März und bis 26. Mai jeden Mittwoch im Centro Culturale in Meran zu sehen ist. 

Am kommenden Mittwoch ist einer der Abschlussfilme der Filmschule ZeLIG, „Ama Osa“ von Marija Stefanija Linuzal, dran. Sie begleitet Nao, die beschließt, Cam Girl zu werden. „Der Film ist ein Porträt von Nao selbst, wie sie über ihren eigenen Körper nachdenkt und diese Erwartungen nicht nur in Bezug auf ihre Arbeit, sondern auch in Bezug auf die Art und Weise, wie sie ihren Körper in ihrer künstlerischen Forschung einsetzt, sprengt“, schreibt die Regisseurin darüber.

Es folgen weitere Muss-Filme wie Andrea Segres „Trieste è bella di notte“ über die zig Versuche von Geflücheten nach Italien zu kommen und über die verlogenen „rimpatri“. Leider wieder hoch aktuell. 

Hier nur noch ein Tipp für Widerstandsfähige, und das ist in dem Fall kein Lob. Docu.emme zeigt auch „Mutzenbacher“ von Ruth Beckermann. Dass der Film gezeigt wird, ist ok, aber der Film hat viel Diskussionsbedarf. Es werden Männer vorgeführt, die diesen „schlüpfrigen“ Roman von Bambi-Vater Salten gelesen haben.

Gelingende Kooperation

Erfreulich neu ist die nun kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Filmclub und Filmschule ZeLIG. 

Immer, wenn interessante Dozentînnen kommen, zeigen diese einen ihrer Filme im Filmclub und sind dabei. 

Am Montag kommt der Kameramann Tarek Ben Abdallah, der den neuen ZeLIG-Jahrgang in Kamera unterrichtet. Mitbringen wird er Gianfranco Pannone, den Regisseur, mit dem er schon öfter zusammengearbeitet hat, auch bei dessen letztem Film „Via Argine 310“. Dieser leider hochaktuelle Dokumentarfilm erzählt von einer Geschichte, die erst kürzlich ihr Ende gefunden hat. Es geht um die Arbeiterinnen und Arbeiter der Whirlpool in Neapel-Ponticelli. Der Konzern hatte beschlossen in günstigere Gefilde abzuwandern und zuzumachen. 5000 Menschen drohte das Nichts. Sie wehrten sich. Jahrelang. Der Film begleitet sie. Regisseur und Kameramann werden  erzählen, wie sie sich den Menschen angenähert haben und was sie von den Drehs mitnehmen konnten. Herausgekommen ist ein nachdenklich stimmender Film.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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