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Längere Pollensaison?

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Jeder fünfte Südtiroler leidet an einer Pollenallergie. Wie sich der Klimawandel auf die Heuschnupfen-Saison auswirkt – und warum die Pollenkonzentration in der Luft derzeit hoch ist.

Tageszeitung: Frau Widmann, in Südtirol ist derzeit Pollen-Hochsaison. Verschärft der Klimawandel Pollenallergien?

Magdalena Widmann (Leiterin des Polleninformationsdienstes): Ausschlaggebend für die Pollensaison sind immer bestimmte Wetterverhältnisse: warme, milde Temperaturen begünstigen den Pollenflug und in Kombination mit wenig Niederschlag steigt die Pollenkonzentration in der Luft. Interessant ist, dass wegen des milden Winters mit wenig Niederschlag bestimmte Pflanzen heuer früher angefangen haben zu blühen, der Pappelflug war heuer beispielsweise zwei Wochen früher.

Das heißt die Leidenszeit für Allergiker wird immer länger, weil die Saison früher beginnt?

Die Pollenflugsaison kann länger werden, wobei die Pollenkonzentration immer direkt vom Wetter abhängt. Wenn es nur früher warm wird, gleichzeitig aber viel regnet, dann passiert bei den Pflanzen nicht viel – das Wetter spielt also eine große Rolle.

Heuer hat die Pollensaison aber früher begonnen…

Heuer haben mehrere Pflanzen früher zu blühen begonnen, beispielsweise die Pappel oder auch die Gemeine Esche. Die Birke hingegen ist relativ pünktlich und entspricht unseren Prognosen.

Wie wirkt sich die anhaltende Trockenheit auf die Pollenkonzentration in der Luft aus?

Wenn es keinen Niederschlag gibt, bleiben einfach ganz viele Partikel in der Luft erhalten und somit haben wir auch ein großes Problem mit den Pollen, da diese sehr lange in der Luft bleiben und durch die Winde auch recht weit transportiert werden können. Windige Tage in Kombination mit Trockenheit sind also ganz schlimm. Ein konstanter Nieselregen über ein oder zwei Tage würde die Luft reinigen und damit würde auch die Pollenkonzentration sinken. Dazu kommt, dass der Regen viele Pollen direkt von den Blüten auf den Boden waschen würde und diese so gar nicht erst losfliegen können.

Kann man auch in anderen Landesteilen spüren, wenn es beispielsweise im Unterland schon früher zu blühen beginnt?

Genau, man kann nie sagen, dass man sich in einem sicheren Bereich befindet, nur weil man vielleicht eine Birke, auf die man z.B. allergisch reagiert, nicht sieht. Es gibt bei den Pollen sog. Ferntransporte über die Winde und Studien haben beispielsweise Pollen aus der ungarischen Tiefebene in Holland festgestellt. Ähnliches kann man auch bei uns bei den Brennnesselgewächsen beobachten: Diese wachsen eigentlich nur in warmen Gebieten, z.B. im Unterland, man findet Pollen an manchen Tagen aber auch bei der Station in Bruneck, wo sie normalerweise nicht vorkommen. Zudem muss man immer bedenken, dass Pflanzen, auf die Menschen allergisch reagieren, meist recht unscheinbare Blüten haben.

Wie meinen Sie das?

Allergische Pollen kommen eigentlich immer von Pflanzen, die eher unscheinbar sind – man muss nur an die Haselnuss, Birke usw. denken. Viele Menschen denken aber, dass ihre Allergie wieder beginnt, nur weil sie die Magnolien blühen sehen. Zur gleichen Zeit wie die Magnolie blüht aber die Birke, weshalb es meist nicht die Magnolie ist, auf die man allergisch reagiert, sondern eben die Birke. Blütenpflanzen mit auffälligen, farbigen und duftenden Blüten produzieren zwar auch Pollen, aber nicht jene, auf die Menschen allergisch reagieren.

Blühen aufgrund der wärmeren Temperaturen aber auch immer mehr neue, bislang nicht heimische Pflanzen in Südtirol, die Allergikern Probleme bereiten?

Durch diese eindeutig wärmeren Temperaturen können beispielsweise immer mehr Olivenbäume bei uns angepflanzt werden. Und die Pollen der Olivenbäume sind für Allergiker im Mittelmeerraum neben Gräsern und der Birke Hauptverursacher von Allergien. Neben den Oliven gibt es aber auch noch die Ambrosia, eine invasive exotische Pflanze, die in Nordamerika beheimatet ist, stark allergen wirkt und sich hier in Europa immer mehr ausbreitet.

Interview: Lisi Lang

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