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Eklat in Wien

Marco Galateo (Fratelli d’Italia) sorgt auf der Wien-Reise des Landtags für Aufregung, weil er die Abschaffung der österreichischen Schutzmachtfunktion fordert. Die SVP ist empört.

von Matthias Kofler

Eine Delegation des Südtiroler Landtags hält sich zurzeit unter der Leitung von Präsidentin Rita Mattei (Lega) in Wien auf, wo man unter anderem auf den italienischen Botschafter Stefano Beltrame, den Generalsekretär des österreichischen Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal, und den Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka trifft.

Für Aufregung sorgt die Äußerung des Landtagsabgeordneten von Fratelli d’Italia, Marco Galateo, wonach Österreichs Schutzmachtfunktion „überholt“ sei und „überdacht“ gehöre. „Es gibt nichts zu schützen“, so Galateo. Aus Sicht des FdI-Exponenten sollte man sich auf wichtigere Probleme konzentrieren, etwa auf die Ausbildung des Gesundheitspersonals und den Mangel an Deutschlehrern in den italienischen Schulen.

In der SVP gibt es nicht wenige, die sich – insbesondere nach Giorgia Melonis autonomiefreundlichen Ankündigungen bei Amtsantritt – eine Zusammenarbeit mit FdI nach den Landtagswahlen im Herbst vorstellen können. Galateo macht dem Fratelli-freundlichen Lager unterm Edelweiß jetzt einen Strich durch die Rechnung. Philipp Achammer zeigt sich „sehr verwundert“ über die Stellungnahme. „Da braucht jemand offensichtlich Nachhilfe in Geschichte und Autonomieentwicklung“, meint der Obmann. Die Schutzfunktion werde nie überholt sein, unabhängig von der Regierung in Rom. FdI habe in letzter Zeit zwar „guten Willen“ gezeigt, dürfe dann aber nicht wesentliche Bestandteile der Autonomie außer Acht lassen, so Achammer.

Ähnlich äußert sich der Kammerabgeordnete Dieter Steger: Er sei zwar einverstanden damit, das Problem der fehlenden Arbeitskräfte in den Bereichen Gesundheit und Schule gemeinsam zu lösen. „Die Schutzfunktion und die internationale Absicherung der Autonomie sind für uns als sprachliche Minderheit aber nach wie vor unverzichtbar.“ Für Steger ist das Verhältnis zur aktuellen Regierung in Rom von gegenseitigem Verständnis und Respekt geprägt. „Die Dinge können sich auch wieder ändern, wie uns unsere Geschichte und viele Beispiele in der Welt immer wieder zeigen.“ Deshalb sei es für die Südtiroler als Minderheit im italienischen Staat beruhigend zu wissen, dass diese Schutzfunktion bestehe – wenngleich man hoffe, dass sie nie genutzt werden müsse.

Während sich Steger, was die Zusammenarbeit mit der Regierung Meloni betrifft, zuversichtlich zeigt, schlägt Julia Unterberger Alarm: „Auch wenn sie sich noch so bemühen, sich minderheitenfreundlich zu geben, zeigen die Brüder Italiens immer wieder ihr wahres Gesicht“, meint die Senatorin. Mit deren nationalistischen Selbstverständnis sei es nämlich nicht vereinbar, dass die Südtiroler Österreich als ihre Schutzmacht sähen. Ihr Bestreben sei es, „aus uns überzeugte italienische BürgerInnen zu machen, die ihr Schicksal vertrauensvoll in die Hände des italienischen Staates legen“. Gerade wegen politischer Kräfte wie FdI sei die Schutzmachtfunktion alles andere als unzeitgemäß. Dass viele deutschsprachige Südtiroler im Ausland blieben, wie es Galateo anmerke, hänge auch damit zusammen, dass Italien bei der Anerkennung von Studientiteln und Berufsbefähigungsnachweisen „auf dem Nährboden eines überholten Nationalismus absurde Hürden vorsieht“.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (18)

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  • criticus

    Die Brüder Italiens zeigen jetzt ihr wahres Gesicht. Eigentlich waren die nie anders, nur haben es einige unserer „Superpolitiker“ nie sehen wollen. In Brüssel, Rom und Bozen.

  • gulli

    Sehr geehrte Frau Unterberger,
    von Ihnen erwarte ich mir eine korrekte Ausdrucksweise! Das heißt nicht die „Brüder Italiens“ sondern die „Brüder und Schwestern Italiens“ oder die „Brüder/innen Italiens“. Genau Sie sollten keine diskriminierende Aussagen treffen! Danke.

  • andreas

    „Il lupo perde il pelo ma non il vizio“

    Wer das Video der schreienden Meloni in Spanien gesehen hat, eigentlich unglaublich, dass jemand sowas wählt, braucht nicht überrascht zu sein.

    Meloni zieht u.a. die Agenda von Draghi und ihrem Berater durch, so schlau ist sie wenigstens, sie selbst ist eine rechte und peinliche Marktschreierin, welche aber recht geschickt darin ist, leichtere Gemüter zu manipulieren und ihnen nach den Mund zu reden.

  • leser

    Ich bin froh, dass die SVP diesen Herbst ihr koallitionsspiel mit einer falschen Partei, (wie halt die letzten 45 jahre) nicht mehr durchdringt, da sie mit nur mehr max. 13 landtagsitzen keinen falschen techtsblock finden wird
    Diese versteckten avancen zur den italienischen Brüdern werden wohl umsonst sein und das ist gut so
    Aber genauso schlimm wird es wohl sein wenn eine rückgradlose Grünpartei um die sesselkleber sell sbarba und foppa in die Koalition drücken
    Was mit grünpolitik passiert können wir ja bei unserem großen deutschen Bruder (In) sehen
    Also kann das Motto nur lauten
    Nur die bauerntölpel können das Land noch retten

  • bernhart

    sein die Herrn selber schuld, man konn kon Volkshetzer mitlossn und wenn dann an der Leine nehmen, figura di merda hobs wieder gmocht.

    • leser

      Bernhard
      Das ist doch vollkommen egal was die machen spielt doch keine Rolle ausser dass eine Menge Steuergeld verbraten wird

    • heracleummantegazziani

      Haben Sie verstanden, dass die Einladung an alle Fraktionssprecher gerichtet war und dass Galateo Fraktionssprecher ist? Über sein politisches Wirken und seine Aussagen brauchen wir nicht zu diskutieren. Was soll von einem dem beschränkten Vertreter einer beschränkten Partei schon Sinnvolles kommen, aber formell konnte man ihn nicht ausladen.

  • pingoballino1955

    Wieso muass do a gonze Karawane noch Wian pilgern af insre Koschtn??? Im Gegnsotz zu Südtirol,kemmen in Wien lei drei zu di Gespräche! Mir homs jo gell,wenn die Ondern zohln. Wia üblich am meischtn SVP ler dabei,dei Do gor nix zu suchen hattn.( Renzler ,Noggler und Co.) Gilt a für die Oposition.

  • sougeatsnet

    FdI, ein Wolf im Schafspelz, das dürfen wir nie vergessen. Meloni hat gerade in der EU große Probleme Akzeptanz zu finden, da sind viele skeptischer als unsere Politiker. Im Gegensatz zu den sich selbst zerfleischenden Linken, scheint die derzeitige Regierung sonst wirklich zu arbeiten. Bei uns kommen einige über die „siamo in Italia“-Mentalität nicht hinaus.
    Ein Wechsel der Regierenden ist manchmal richtig gut, da dadurch auch einige verstaubte Bürokraten in den Hinterhöfen gewechselt werden. Ja, auch uns Südtirolern, würde ein Wechsel vermutlich gut tun.

  • eiersock

    Dei wern sichs in Wien guat gian lossn ! Superhotel ,Mega Essen ,Shoppen usw,
    FEIN!!!

  • nobodyistperfect

    Auf unsere Kosten oder einfach für die Katz ….

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