„Mutig nach vorne schauen“
„Mutig nach vorne schauen“: Diesen positiven Grundsatz hat die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund in den Mittelpunkt ihrer Landesversammlung am Samstag gestellt. Lebenserfahrung, Glaube und Vertrauen seien gerade für ältere Menschen wichtige Stützen.
Theresia Agreiter Larcher, die Landespräsidentin der Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund, richtete in ihrer Rede den Blick auf die aktuelle Zeit: „Von der Pandemie über Kriege und Katastrophen bis hin zum Klimawandel – es scheint sich alles zum Negativen hinzuentwickeln und die guten Zeiten sind scheinbar vorbei.“
Gerade in solchen Zeiten sei es wichtig, sich bewusst zu machen, was einem Halt gibt, Kraft schenkt und Freude macht.
„Es ist eine unserer zentralen Aufgaben als Senioren, anderen Menschen Mut zu machen. Jeder, der schon einmal eine solche Erfahrung gemacht hat, weiß, wie wertvoll es auch für einen selbst ist, wenn man jemandem Gutes tun kann. Nur wenn wir selbst unsere Kraftquellen kennen, können wir auch für andere eine Stütze im Leben sein“, betonte die Landespräsidentin.
Für Seniorinnen und Senioren sei eine solche Stütze die eigene Lebenserfahrung: „Wir alle haben im Laufe unseres Lebens auch Rückschläge und Schicksalsschläge erfahren und dabei gelernt, mit diesen umzugehen. Auf diese Erfahrungen müssen wir uns besinnen und diese so weitergeben, dass auch die nächsten Generationen nicht den Mut verlieren“, unterstrich Agreiter Larcher. Glaube und Vertrauen geben vor allem älteren Menschen Halt und Zuversicht. „Auch wenn der Glaube und das Vertrauen heutzutage nicht mehr so im Mittelpunkt stehen, ist es trotzdem wichtig, diese Werte vorzuleben und weiterzugeben“, ist die Landespräsidentin überzeugt.
Einen großen Halt gibt den Menschen auch die Gemeinschaft, wie sie die Seniorenvereinigung pflegt: „Ich komme viel im Land herum und erlebe und erfahre so aus erster Hand, was alles gemacht wird. Wenn ich sehe, wie viele Ideen und wie viel Mut ihr Funktionäre bei dem, was ihr tut, habt, dann macht mich das sehr stolz“, betonte Agreiter Larcher.
Festvortrag von Toni Fiung
Zum Tagesmotto „Mutig nach vorne schauen“ sprach der Familienseelsorger Toni Fiung: „Alt werden ist nichts Schlimmes, sondern ein Prozess. Alt werden ist ein Gewinn an Reife, an Lebenswissen und an Weisheit.“ Wichtig sei es, nicht nur zurückzublicken auf das, was früher vielleicht leichter und besser war, sondern auch mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken und auch von dem, was kommt, Positives zu erwarten.
Auch im Alter aktiv zu sein trage dazu bei, die Gesundheit und das Wohlbefinden zu erhalten. „Die Pflege sozialer Kontakte – mit der Familie, aber auch mit Gleichaltrigen – ist sehr wichtig. Der Mensch ist nicht dazu geschaffen, alleine zu sein“, betonte Fiung. Gut sei es auch, neugierig zu bleiben und offen für Veränderungen zu sein. „Trauen wir der Jugend zu, ihren Weg zu gehen und unterstützen wir sie dabei, auch wenn manches uns oft zu schnell geht“, lud Fiung die Seniorinnen und Senioren ein.
Auch im Alter sei es wichtig, sich Ziele zu setzen und darauf hinzuarbeiten, das gebe das Gefühl von Sinnhaftigkeit und schaffe Erfüllung. Die eigene Gesundheit zu pflegen, Zeit in der Natur zu verbringen, nach Unterstützung zu suchen und diese auch anzunehmen – all das nannte Fiung als wichtige Beiträge, die ältere Menschen für sich selbst leisten können, um mutig nach vorne zu blicken: „Schließlich tut es uns auch gut, den Humor zu behalten und auf Gottes Liebe zu vertrauen“, erinnerte Fiung.
Rückblick auf die Tätigkeit 2022
Worin die Tätigkeit der Seniorenvereinigung besteht, wurde im Rückblick der stellvertretenden Vorsitzenden deutlich: Rita Vantsch Verginer und Hansi Weissensteiner berichteten von den Themen, mit denen sich die Seniorenvereinigung sich im Jahr 2022 beschäftigt hat. Zu den Veranstaltungen gehörten das Landesalmfest, die Landeskegelmeisterschaft sowie die Jubiläumsfeiern im Bezirk Pustertal und mehreren Ortsgruppen.
Schwerpunktthemen waren unter anderem die Mobilität und die Digitalisierung. „Wir haben vor allem darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die Bevölkerung auf dem Weg der Digitalisierung mitzunehmen und künftig sowohl die digitale als auch analoge Schiene sowie Mittel für entsprechende Schulungen zur Verfügung zu stellen“, erklärte Vantsch Verginer. Zudem hat sich die Seniorenvereinigung auch im vergangenen Jahr bemüht, ihr Netzwerk zu Partnerverbänden innerhalb und außerhalb Südtirols auszubauen.
Grußworte der Ehrengäste
Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler appellierte an die Politik, älteren Menschen auch weiterhin die Mitarbeit am Hof zu ermöglichen, ohne dass dies negative Auswirkungen auf die Rente habe: „Wir klagen alle über Fachkräftemangel und haben die wertvollste Lösung dafür vor Ort auf dem Hof. Legen wir dem keine Steine in den Weg!“
Zudem erinnerte Tiefenthaler an die Landtagswahlen im Herbst: „Wir wissen: Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft. Wir wissen aber auch: Wer die Senioren hat, hat die Mehrheit! Wir brauchen eure Geschlossenheit und euren Zusammenhalt, um auch weiterhin gut im Landtag vertreten zu sein.“
Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer lud die Seniorinnen und Senioren ein, sich bei der Diskussion über die Zukunft der Landschaft mehr und aktiver einzubringen: „Ihr wisst besser als wir alle, was Landschaft ist. Wir haben oft verlernt, über Landschaften zu reden. Gebt euer Wissen und eure Erfahrung weiter!“, bat Hochgruber Kuenzer und rief die Anwesenden auch auf, politisch mitzudenken und mitzureden.
Landesrat Arnold Schuler erinnerte daran, dass es die jetzt ältere Generation war, die dafür gesorgt habe, dass Südtirol heute in fast allen Bereichen der Landwirtschaft die Region mit der höchsten Wertschöpfung pro Hektar sei. „Für euren Einsatz und euren Weitblick sind wir euch zu großem Dank verpflichtet!“, unterstrich der Landesrat.
Den Gottesdienst zum Auftakt der Versammlung feierte der Pfarrer von Nals, Richard Sullmann, musikalische Einlagen kamen von der Tanzlmusig Taisten.
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