Der Rekord-Jänner

(Foto: LPA/ schoeneben.it)
Der Wintertourismus in Südtirol steuert auf eine neue Rekordsaison zu. Alleine im Jänner gab es über drei Millionen Nächtigungen und damit fast neun Prozent mehr als vor Corona. Dennoch planen Skigebiete bereits jetzt weitere Preiserhöhungen.
von Markus Rufin
Es ist als hätte es Corona nie gegeben. Im heurigen Winter waren Südtirols Skigebiete sehr gut besucht. Vor allem in der Hauptsaison herrschte unglaubliches Treiben auf Südtirols Skipisten.
Auch ohne offizielle Daten war spätestens seit der Faschingsferienwoche klar, dass Südtirols Wintertourismus auf einen neuen Rekord zusteuert. Die Daten aus dem Januar, die gestern veröffentlicht wurden, bestätigen dies. 3.125.777 Nächtigungen und 665.524 Ankünfte wurden in ganz Südtirol verzeichnet. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Plus von 36,9 beziehungsweise 36,5 Prozent. Doch selbst die Daten vor Corona werden deutlich übertroffen. Im Vergleich zum Jahr 2020, als Südtirol bis zum Ausbruch der Pandemie (Anfang März) auf ein Allzeithoch zusteuerte, steht in der Zwischenbilanz sowohl bei den Nächtigungen als auch bei den Ankünften ein Plus von über acht Prozent zu Buche (siehe Tabelle).
Doch nicht nur die Nächtigungszahlen bestätigen, dass der Wintertourismus in Südtirol heuer boomt, auch die Skigebiete liefern entsprechende Zahlen. Der Skiverbund Dolomiti Superski zog bereits letzte Woche eine Zwischenbilanz und spricht bereits jetzt von einer „sehr guten Wintersaison“.
Zum 6. März 2023 stehen die Liftdurchgänge bei +15 Prozent, die Erstzutritte bei +14,3 Prozent und die verkauften Skitage bei +17,1 Prozent im Vergleich zur letztjährigen Wintersaison. Es werden Zuwächse bei allen wichtigen Skipasstypen verzeichnet, wie etwa +41 Prozent Tagesskipässe, +15 Prozent bei den Sechs-Tage-Skipässen und +26 Prozent bei den Saisonkarten. Im Vergleich zur letzten Saison vor Covid (zum Stichtag 5.3.2020) werden derzeit +3,6 Prozent verkaufte Skipasstage verzeichnet.
Das Wort Rekord wird bei Dolomiti Superski wird nicht in den Mund genommen, doch Marketingdirektor Marco Pappalardo berichtet, dass die Erwartungen deutlich übertroffen wurden: „Im Herbst waren die Prognosen wegen der hohen Energiekosten, wegen der Inflation und wegen des Ukraine-Krieges deutlich düsterer. Die Zahlen sind nun aber ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Lust am Skifahren zurückgekehrt ist. Es könnte sich aber auch nur um einen kurzweiligen Trend handeln.“
Was die Herkunft der Gäste betrifft, so deuten die offiziellen Zahlen darauf hin, dass sich der Markt internationalisiert. 38,5 Prozent der Nächtigungen entfällt auf die inländischen Gäste und 35,8 Prozent auf die Gäste aus Deutschland. Der drittgrößte Anteil an Nächtigungen mit 3,7 Prozent machen die Gäste aus Polen aus.
Auch Pappalardo spricht von einer zunehmenden Internationalisierung: „Der prozentuelle Anteil an Italiener ist bei uns zurückgegangen, weil der Zuwachs eben international ist. Märkte wie Russland und Ukraine sind zwar weggefallen, allerdings kommen mehr Gäste aus Übersee, also aus Kanada und Amerika.“
Zu tun habe das laut Pappalardo vor allem mit dem für Amerikaner vorteilhaften Kurswechsel von Dollar zu Euro. Keinen besonderen Trend habe Dolomiti Superski bei der Anzahl der einheimischen Skigäste bemerkt, allerdings könne man anhand des Zuwachses bei den Family-Cards und Saisonpässen darauf schließen, dass es auch hier einen Zuwachs gab.
Da die Preise wohl auch im Jahr 2023 weiter steigen werden, hat Dolomiti Superski bereits eine Preissteigerung für die Tages- und Mehrtageskarten von acht Prozent beschlossen. Die Saisonskipässe sollen hingegen um 3,9 Prozent erhöht werden. Das heißt, im Klartext: eine Tageskarte bei Dolomiti Superski wird im kommenden Winter rund 80 Euro kosten. Auch die jeweiligen Skigebiete werden mit den Preisen nachziehen. Doch Pappalardo verweist auf die vielen Zusatzangebote wie die Family Card oder den Preisnachlass bei Onlinebuchungen von fünf Prozent.
Grund für die frühzeitige Festlegung auf diesen Preis ist laut Pappalardo die internationale Entwicklung. Man bekomme bereits jetzt Buchungen aus dem Ausland, die Partnerorganisationen in den USA würden kommende Woche sogar mit dem Verkauf der Karten für die nächste Saison beginnen. Bereits vor zehn Jahren habe man sich so früh auf einen Preis festlegen müssen.
Doch warum erhöht Dolomiti Superski den Preis für Tages- und Mehrtageskarten gleich um acht Prozent: „Wir haben uns hierfür mit der Inflation auseinandergesetzt. Prognosen gehen davon aus, dass diese 2023 bei sieben bis acht Prozent liegen wird. Wir sind leider dazu gezwungen, diese Entscheidung zu treffen.“
Dabei ist es aber sogar im Bereich des Möglichen, dass die Skigebiete durch den Rekord in der heurigen Saison sogar trotz der Inflation mehr verdienen als in den vergangenen Jahren. Pappalardo kann dazu keine Auskunft geben, glaubt aber, dass die Preissteigerungen zu Buche schlagen werden.
Immerhin haben die Skigebiete, die zum Skiverbund Dolomiti Superski gehören, für Strom- und Energiekosten im Durchschnitt drei Mal mehr bezahlt als im vergangenen Jahr, sagt der Marketingdirektor. Es gebe aber auch einige Skigebiete, die von den Preissteigerungen so gut wie gar nicht getroffen wurden, da sie bereits vor einigen Jahren Verträge zu fixen Preisen vereinbart haben. Um welche Skigebiete es sich handelt, weiß Pappalardo nicht.
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