„Sie wurde benutzt“
Jahrelang behauptete der Andreas-Hofer-Bund, Hermine Orian aus Schenna sei die „letzte Katakombenlehrerin“. Zwei Südtiroler Historiker glauben, dass sie nur instrumentalisiert wurde.
von Markus Rufin
Südtirol hat geschichtlich noch einiges aufzuarbeiten. Erst seit einigen Jahrzehnten setzen sich Historiker ernsthaft mit dem Nationalsozialismus in Südtirol und der ungenauen Aufarbeitung auseinander. Dementsprechend gibt es viele falsche Behauptungen, die sich bis heute gehalten haben.
Auch die Behauptung, dass Hermine Orian, eine 104-jährige Frau aus Schenna, die letzte noch lebende Katakombenlehrerin ist, dürfte wohl falsch sein. Der autodidaktische Historiker, Armin Mutschlechner, hat nun gemeinsam mit Leopold Steurer Belege dafür öffentlich gemacht.
Zur Erinnerung: Alois Wechselberger, Obmann des Andreas-Hofer-Bundes für Tirol machte im Dezember 2021 die Geschichte von Orian öffentlich. Sie sei 1919 in der Monarchie als österreichische Staatsbürgerin geboren, und wünscht sich, vor ihrem Tod wieder den österreichischen Pass zu erhalten. So weit, so richtig. Doch Wechselberger behauptetet auch, dass Orian mit 13 Jahren begonnen haben soll, die Kinder im Dorf zu unterrichten.
Zahlreiche Politiker und auch sämtliche Südtiroler Medien stürzten sich auf das Thema und machten aus ihr die „letzte Katakombenlehrerin“. Doch ausgerechnet das soll nicht stimmen.
„Ich wusste schon seit längerem, dass die Geschichte nicht stimmt“, erklärt Armin Mutschlechner. „Man hat versucht, Frau Orian zur Märtyrerin zu machen.“
Laut Mutschlechner sei es unmöglich, dass ein 13-jähriges Mädchen Ende der 20er- oder Anfang der 30er-Jahre als Katakombenlehrerin tätig war. Dieses sei zu dieser Zeit keinesfalls alleine durch das Dorf gegangen, sondern sei selbst unterrichtet worden.
Doch Mutschlechner und Steurer berufen sich auch auf historische Quellen: „Es gibt Listen, Verzeichnisse und Publikationen. In diesen Dokumenten wird belegt, dass eine Hermine Mayr – so ihr lediger Name – Lehrerin und Mitglied des Völkischen Kampfrings war. Das wurde von Norbert Mumelter abgesegnet, er war einer der Chef-Ideologen des VKS.“ Der Völkische Kampfring Südtirol war eine nationalsozialistische Organisation. Mutschlechner garantiert, dass seine Quellen hieb- und stichfest seien.
1978 seien die Katakombenlehrerinnen vom Land Südtirol geehrt wurden. Damals habe man auch die VKS-Notschullehrerinnen ausgezeichnet, dabei scheine ein Hermine Orian oder eine Hermine Mayr nicht auf.
Mutschlechner vermutet, dass Orian wusste, dass sie keine Katakombenlehrerin war, wurde nun aber im Alter von gewissen Personen instrumentalisiert.
Demgegenüber steht aber die Aussage von Wechselberger. Auch er beruft sich nicht nur auf die Aussage von Orian: „Es gibt eine Urkunde vom Land Tirol, wo die Frau Orian wegen ihrer Tätigkeit als Katakombenlehrerin geehrt wurde. Wir gehen davon aus, dass entsprechendes Quellmaterial gesichert wurde.“ Außerdem habe Wechselberger Bildmaterial, zudem seien nicht alle Katakombenlehrerinnen erfasst worden. Das Quellmaterial der beiden Historiker sei unvollständig. Auch die Tatsache, dass Orian als VKS-Lehrerin geführt werde, widerspreche nicht ihrer Tätigkeit als Katakombenlehrerin, da es Überschneidungen gegeben haben könnte.
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Kommentare (8)
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leser
Wo bleiben da die Ewiggestrigen Worte vom lang
Wie hat er es mit der Wahrheit?
vinschgermarille
Ganz unabhängig davon ob die Geschichte mit der Katakombenlehrerin stimmt , so wurden doch von einer Dreizehnjährigen zur damalige Zeit ganz andere Dinge verlangt/ erwartet als heute.Gab es mehrere Geschwister iund keine Mutter mehr, mußte man eventuell den Haushalt schmeißen oder bei fremden Leuten arbeiten. Das Alter ist für mich also kein Argument ,sondern wenn schon Fakten.
gaudenz
Beschämend wie selbst ernannte Historiker mit Hilfe der Medien eine 104 jährige Frau versuchen durch den Dreck zu ziehen und ihr indirekt Lügen unterstellen.
leser
Gaudenz
Genauso schlimm ist es auch, dass eben fanatisch vaterlandverzeidiger Leute, Menschen Mütter Kinder für sich vereinnahmen um ihre patriotischen Gedanken durchzudrücken
Ich denke die betagte Frau hat kein einziger von den gauklern gefragt ob sie diesen mehr oder weniger missbraucht haben will 8der nicht
robby
@gaudenz, dafür hat er sich selbstlos um Südtiroler Sexpartnerinnen für notgeile Immigranten bemüht.
andreas1234567
Hallo zum Wochenende,
es ist schon arg unfair der Frau Orian ihre Geschichte von der Katakombenleherin abzusprechen wegen diverser Mitgliedschaften in damaligen faschistischen Organisationen.
Vielleicht schaut der „autodidaktische Hobbyhistoriker“ sich einmal die Lebensgeschichten der Widerstandsgruppe um Sophie Scholl an und wo diese überall „mitgemacht“ haben.Reichsarbeitsdienst, Offizierslaufbahn, alles dabei.
In diesen Zeiten gehörte es sich zum Schein zu den Falschen zu gehören um insgeheim das Richtige zu schaffen.
Und Dreizehnjährige in diesen Zeiten haben teilweise ein Arbeitspensum absolviert wo heute eine feministische Stuhlkreisgruppe kollektiv mit Überlastungsburnout vom Hocker kippen würde.
Es ist seltsam wenn solche Forschungen erst angestellt werden wenn so ziemlich alle Zeitzeugen heimgegangen sind, in den vergangenen Jahrzehnten wurde diese Geschichte niemals nur im Geringsten angezweifelt, sogar linksradikale Postillen in A feierten die Dame als „antifaschistische Kämpferin“, wen es interessiert sucht nach „rote Fahne letzte Katakombenlehrerin“
Auf Wiedersehen in Südtirol
placeboeffekt
Sinn und Zweck von Geschichtsforschung sollte sein, aus Fehlern zu lernen und Ursachen von Übeln vorzeitig gegenzusteuern.
Deshalb hat man ja auch die UNO, die EU und den IWF ins Leben gerufen.
Welchem Zweck nun diese „Forschungsergebnisse“ im Kleinen oder im Großen dienen könnten erschließt sich mir nicht. Könnte eine 13-Jährige einem 6-jährigen Kind etwas beibringen? Sehr wohl! Und wenn es nicht so gewesen wäre, welchen Unterschied macht das?
Außer der Befriedigung, es Andersdenkenden gezeigt zu haben, ist der Nutzen dieser Erkenntnis für die Gegenwart gleich Null.