Heiliger Bürokratius

Luis Durnwalder (Foto: Markus Perwanger)

Wie ein fehlendes Schulungszertifikat des Landes dazu geführt hat, dass Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder bei Urania Meran erst jetzt mit den Integrationskursen für Nicht-EU-Bürger beginnen kann.

von Karin Gamper

Er hat als Landeshauptmann über Jahrzehnte Südtirols Geschichte und Autonomie nicht nur begleitet, sondern auch maßgeblich gestaltet und geprägt.

Luis Durnwalder kennt jedes Gesetz und jede Durchführungsbestimmung, die unter seiner Ägide erlassen wurde.

Es ist sein politisches Lebenswerk und er ein Experte. Dennoch erlaubt es der Heilige Bürokratius dem Ruheständler nicht so ohne Weiteres, darüber auch Vorlesungen zu halten.

Das Ganze spielt vor dem Hintergrund der Sonderfonds-Affäre. 2021 wird der ehemalige Landeshauptmann zu zwei Jahren und sechs Monaten Sozialarbeit verurteilt. Laut Urteil des Überwachungsgerichts Trient muss der Landeshauptmann a.D. in dieser Zeit jeweils acht Stunden wöchentlich Sozialstunden leisten. Durnwalders Anwälte haben beantragt, dass ihr Mandant den Sozialdienst bei der Weiterbildungsorganisation Urania in Meran absolvieren darf. Das Gericht stimmte zu. Bei Urania sollte Durnwalder im Rahmen der Integrationskurse für Nicht-EU-Bürger über Südtirol referieren.

Doch dies gestaltete sich komplizierter als zunächst angenommen.

Der Grund: Das Landesamt für Integration hat festgestellt, dass Luis Durnwalder nicht den erforderlichen Befähigungskurs zur Abhaltung von Integrationsstunden absolviert hat und somit auch nicht über das Attest verfügt, welches ihn dazu berechtigt. Das führte zu einigen Zweifeln. Erst nach einigem Hin und Her haben die zuständigen Ämter dem langjährigen Politiker vor wenigen Tagen eine Sondergenehmigung erteilt. Damit kann Luis Durnwalder nun mit den Vorlesungen beginnen.

Bereits gestartet ist hingegen seine Referententätigkeit in verschiedenen Seniorenheimen, wo der ehemalige Landeshauptmann über die Geschichte unseres Landes spricht.

Auch diese Vorträge finden im Rahmen des Sozialprojekts satt. „Wir haben mehrere Heime angeschrieben und die Rückmeldungen waren sehr gut“, sagt Urania-Präsident Manfred Rainer, der sich über den prominenten und fachkundigen Neuzugang in seinem Referenten-Team freut.