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Depressives Fressen

Brendan Fraser in der aufwändigen Maske für „The Whale“

Darren Aronofsky macht dunkle Filme: Halluzinationen waren es in „Black Swan“, Herzinfarkte in „The Wrestler“ und jetzt ist’s depressive Adipositas in „The Whale“.

von Renate Mumelter

Brendan Fraser ist nicht so dick wie er aussieht. Er ist Schauspieler und hat sich die 272 Kilo der Story nicht angefressen. Das bewerkstelligten ein Fettanzug und eine oscarnominierte Maske.

Das große Fressen

Im engen 4:3 Format spielt „The Whale“ in einer dunklen Wohnung. Dunkel ist auch das Gemüt des Lehrers Charlie, und – wie’s zu Aronofsky passt – muss Charlie am Ende der Walfischgeschichte sterben. Er bringt sich fressend um.

Auch in Marco Ferreris Skandalfilm „Das große Fressen“ (1973) brachten sich die vier Protagonisten fressend um. Dort kam der Lebensüberdruss aus der Fülle. Fress- und Sexorgien sollten töten, und sie taten es. In „The Whale“ hingegen erdrückt Charlie das „Gewicht der Welt“ und er tut alles, um dieses Gewicht essend real herzustellen.

Dünne Story

Charlie hatte Frau und Tochter. Als Ellie acht Jahre alt war, verliebte er sich in einen Mann und verließ die Familie. Als sein Lebensgefährte starb, gab es kein Halten mehr. Er aß. Im Film ist er schon adipös. Teenie-Tochter Ellie sucht eine Annäherung, indem sie den Vater beschimpft. Die befreundete Krankenschwester Liz kümmert sich rührend um Charlie – eine Frustpartie, denn Charlie verweigert sich allem, nur nicht dem Essen, dem Schreiben und dem Lesen. Und dann zirkuliert noch ein junger Mann, der von Tür zu Tür missioniert. So spektakulär die Figur des Charlie auch sein mag und so meisterhaft die Rolle von Brendan Fraser auch gespielt wird, die Story an sich ist eher dünn. Vorlage für Aronofskys Film ist ein Theaterstück.

Brendan Fraser

Der Film lebt von Brendan Frasers vielschichtigem Spiel. Große Aufmerksamkeit bekam er zunächst nur wegen des Rollen-Dickseins und wegen der Tatsache, dass er Hollywood vor Jahren wegen einer Depression verlassen hatte. Jetzt ist er wieder da, und darf mit einer Hand nach dem Oscar greifen. Weitere Nominierungen gibt es für Hong Chau (beste Nebenrolle) als Liz und für Makeup und Frisur.

Rund um den 8. März

schaut der Filmclub gleich zwei Mal in den Iran und nach Afghanistan. Das ist kein Zufall, denn in diesen Ländern wird den Frauen gerade besonders übel mitgespielt.

„Climbing Iran“

begleitet am 7. März die Freikletterin Nasim vom Iran bis ins Trentino, wo sie neue Routen erschließen will. Außerhalb ihres Landes darf sie ohne Schleier gefilmt werden. Sicherheitshalber aber verkündet ein Insert im Abspann, dass sie sich im Land an alle vorgegebenen Regeln hält. Francesca Borghetti drehte den Dokumentarfilm. Im Anschluss an den Film gibt es ein Gespräch mit Südtirolerînnen aus dem Iran. Es moderiert Silvia Fabbi.

„Sonita“

dokumentiert den Kampf der afghanischen Rapperin Sonita Alizadeh gegen die Zwangsverheiratung, ihre eigene und die vieler anderer junger Frauen. Die Dokumentarfilmerin Rokhsareh Ghaem Maghami hatte Sonita in einem Projekt kennengelernt, das geflüchtete Mädchen in Teheran unterstützt. Sonita war von Afghanistan nach Teheran geflüchtet. Während der Dreharbeiten beschloss Sonitas Mutter, ihre Tochter zu verheiraten. Regisseurin Maghami entschied sich gegen das dokumentierende Zuschauen und unterstützte Sonita in ihrem Widerstand filmend. Sonita bekam ein Visum und ein Stipendium für eine Ausbildung in Utah.

Zu sehen am 8. März in der Reihe Female Views im Filmclub. Um 18h Buchvorstellung zum Thema Zwangsheirat und Gewalt gegen Frauen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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