Judith Neunhäuserer
Judith Neunhäuserer befasst sich in der Ausstellung A Series of Clairvoyant Investigations in der Galleria Doris Ghetta mit okkulter Chemie und der Beziehung zwischen Wissenschaft und Religion.
Judith Neunhäuserer (1990, Bruneck) ist fasziniert von Symbolen und deren Wechselwirkung mit Sinnsystemen. Sie ergründet in ihren Werken die Beziehung zwischen Wissenschaft und Religion und analysiert die Art und Weise, wie wir die Welt lesen, interpretieren und erklären. Ausgehend beispielsweise von Mythen und Träumen, die neuen Entdeckungen zugrunde liegen, erforscht Neunhäuserer die Grenze zwischen Entzauberung und Mystik, Vorhersagen und Inspiration, Berechenbarkeit und Ritualismus.
Seit mehr als zwei Jahren beschäftigt sich die Künstlerin mit der okkulten Chemie. Mit dieser Disziplin wurde in der Vergangenheit der Zugang zu einem höheren Bewusstsein, zum Wissen der Zukunft, gesucht und mittels Praktiken, die heute als pseudowissenschaftlich gelten, die innere Struktur der chemischen Elemente des Periodensystems zu verstehen versucht. Im Rahmen von GARASC, einem Projekt der Galleria Doris Ghetta, das aufstrebenden Künstler_innen gewidmet ist, die mit dem Ökosystem Kunstgalerie experimentieren wollen, bringt Neunhäuserer einige ihrer jüngsten Ergebnisse zusammen, basierend auf Diagrammen aus einer Publikation von 1908 mit dem Titel Occult Chemistry: A Series of Clairvoyant Observations on the Chemical Elements (Okkulte Chemie: Eine Reihe von hellsichtigen Beobachtungen über die chemischen Elementen) von Annie Besant und Charles Webster Leadbeater. Die Künstlerin überlagert die Interpretationsebenen und verbildlicht den Weg zum Wissen, indem sie Holzplatte oder Papier mit einer ersten Schicht von Ölpastellkreiden bedeckt, die sie wiederum mit einer gleichmäßigen Schicht schwarzer Tusche überzieht, welche alles verdeckt. Anschließend ritzt Neunhäuserer in die Oberfläche und legt nach und nach einen Teil der Informationen frei, um in diesem Sinne Zugang zum Okkulten zu erhalten.
Neunhäuserer verbindet in ihrer Arbeit bildende Kunst, Kulturwissenschaften, naturwissenschaftliche Erkenntnisse und spirituelle Praktiken, um zu verstehen, wie die okkulte Chemie und im Allgemeinen die Beziehung zwischen Wissenschaft und Religion die Geschichte von zeitgenössischen Formensprachen und Symboliken erzählen und so die Modelle definieren, mit denen wir die Welt betrachten und gestalten. In der Auseinandersetzung mit Forschungsmethoden und der Art und Weise, wie Fakten produziert werden, zieht Neunhäuserer eine direkte Linie zur Esoterik, und zeigt, wie der Wunsch, über eine ausschließlich materialistische Sicht der Welt hinauszugehen auch heute noch von Bedeutung ist.
Termin: Eröffnung 1. März um 18.00 Uhr in der Galleria Doris Ghetta, Pontives 8. Bis 31. März.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.