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„Ein feiner Mensch“

Mit Franz Spögler ist einer der letzten großen Alten der SVP gegangen, ein Mann, der an der Seite von Silvius Magnago sehr wesentlich am Aufbruch Südtirols beteiligt war.

von Arnold Tribus

Franz Spögler war ein überzeugter Verfechter des Pakets und hat sich der dramatischen Paketschlacht in Meran ganz klar und eindeutig gegen die Zögerer und Zauderer positioniert, aber auch gegen all jene, die jeden Kompromiss mit dem Staate ablehnten. Franz Spögler sprach immer von der dritten Partei, die auch bei einem besseren Ergebnis nicht abschließen wollten, weil man andere Ziele hatte. Es ging diesen Leuten nicht um mehr Zuständigkeiten, sondern um ein Akzeptieren oder Ablehnen der anderen.

Geboren wurde Franz Spögler am 5. Jänner 1927 in Lengmoos am Ritten, wo er auch aufgewachsen ist, sein Lebensmittelpunkt wurde dann aber Meran, wo er als Gemeintierarzt tätig war, bis der kluge und weitsichtige Mann in die Politik geholt wurde. Er selbst sah sich ja nie als Politiker, er sei zufällig dazugekommen, kokettierte er immer gern. Dass er es in der Politik gut gemacht hat, beweist auch die Tatsache, dass er von 1964 bis 1988 im Landtag saß und 20 Jahre lang in den Regierungen von Silvius Magnago die sehr wichtigen Ressorts  Fremdenverkehr, Handwerk und Sport verwaltete.

Franz Spögler war ein Kind des Krieges, hatte alle Abscheulichkeiten des Krieges an der Front miterlebt. 1944 wurde er zum Polizeiregiment Brixen eingezogen. Nachdem er mit dem gesamten Regiment dem Eid auf den Führer verweigerte, wurde er an die Ostfront in Schlesien geschickt, wo seine Einheit in die 31. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division integriert wurde. Er kam dann in sowjetische Kriegsgefangenschaft und kehrte erst 1945 nach Italien zurück, wo der dann seine Matura nachholte und in Parma sein Veterinärstudium abschloss.

Spögler hat am eigenen Leib miterlebt, wie zwei Diktaturen Menschen und Land zerstört haben, er war deshalb Zeit seines Lebens ein glühender und überzeugter Anti-Nazi und Antifaschist. Es war ihm deshalb ein großes Anliegen, am Aufbau dieses Landes mitzuwirken, das in den 50-60-Jahren wirtschaftlich darniederlag. Die Menschen hatte keine Arbeit, viele mussten ihr Glück in der Schweiz oder in Deutschland suchen.

Die Autonomiegeneration, zu der der Dableiber ja gehörte, hatte die Aufgabe, dieses Land aus der Armut herauszuholen, den Menschen wider Vertrauen und Hoffnung zu geben. Und wenn aus diesem armen Land Südtirol ein blühendes Land geworden ist, dann verdankt es das auch Leuten wie Franz Spögler, der Generation Aufbau.

Spögler war ein Pionier des Südtiroler Fremdenverkehrs, unter ihm entsteht das Fremdenverkehrsland Südtirol mit Garnis, Pensionen und Hotels. In den Tälern wurden Industrien angesiedelt, damit die jungen Südtiroler in der Heimat eine Arbeit finden und nicht mehr auswandern müssen. Viele haben sich in dieser optimistischen Phase auch übernommen, die unverschuldet Verschuldeten etwa, aber das Land emanzipierte sich, nabelte sich vom Vaterland auf, wurde selbständig, stolz und selbstbewusst. Franz Spögler gehörte zu den Akteuren und Protagonisten dieser Phase. Er hatte Visionen für dieses Land und genoss auch im Ausland großes Ansehen.

Er war ein stiller Genießer, ein Bonvivant, rauchte Toscanelli, war immer elegant.

Er lebte in Meran mit seiner Frau Hanny, die ihm sechs Kinder schenkte, und auf dem Weg in die Landeshauptstadt kehrte er immer bei Weißen Turm ein Gargazon ein, um sich mit Erich Walzl, auch einem Fremdenverkehrspionier, auszutauschen oder ein Karterle zu machen.

Ein feiner Mensch hat uns verlassen, Südtirol verliert einen Protagonisten, der Südtirol in die Moderne geführt hat.

Er ruhe in Frieden!

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • cosifantutte

    „Un signore“ sagen die Italiener. Das war noch vor der Zeit, seit der die Bauern und deren Derivat, die Touristiker, das sagen haben. Magnago hatte seine Nachfolge völlig falsch eingeschätzt. Was dann einsetzte, ist mit dem zu vergleichen, was Yuri Bezmenov als „Politische Subversion“ bezeichnete, mit der daraus folgenden Demoralisierung der Gesellschaft. Kompatscher verwaltet diesen Zustand.

  • stefanrab

    Danke Herr Tribus. Sehr schön geschriebener Nachruf auf einen bodenständigen Politiker und Mensch. Er möge ruhen in Frieden ️

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