Freundlichkeit
Freundlichkeit ist derzeit nicht gerade der Renner. Wie Freundlichkeit zum Filmthema werden kann, zeigen die Banshees in Irland und Neptun in Bozen.
von Renate Mumelter
Im Bozner Rathaus war von minderjährigen Vandalen die Rede, grad so als ob Minderjährige automatisch Vandalen wären. Einige Medien packten nächtliche Messerstecher dazu, andere holten Klimaklebende ins Boot, vermischten alles miteinander, und die Plattform fürs unfreundliche Aufregen war erstellt. Dabei war alles ganz anders, wie Bürgermeister Caramaschi und sein Vize Walcher bald einsehen mussten.
Die Rede ist vom mülldekorierten Neptunbrunnen am Obstmarkt. „Wir wollten ein starkes, inklusives, freundliches Zeichen setzen“, sagt Remi Leist, ZeLIG-Student und einer der Akteure. Freundlich eben, aber mit Freundlichkeit weiter zu kommen, ist gar nicht so leicht, wie auch der mehrfache Oscar-Kandidat „Banshees of Insiherin“ zeigt. Davon später.
Die Anti-Müll-Aktion auf den Talferwiesen, die am Neptun ihren mediatischen Höhepunkt erlebte, ist Teil eines Projektes der Filmschule ZeLIG, das wiederum Teil einer Ausstellung im Museion sein wird. Dort gibt es ab 17. März im Rahmen von „Sonic Youth Pavilion“ Ton- und Videoarbeiten von jungen Kunstschaffenden u.a.. in Zusammenarbeit mit ZeLIG. Das Team um Remi Leist dokumentierte für den Übungsfilm zum Thema „My Bolzano“ was geschieht, wenn mit Freundlichkeit auf die Problematik der Ozeane hingewiesen wird. Die Überreaktion ist bekannt, der Friedensschluss mit dem Bürgermeister wurde festgehalten, ein Bewusstwerdungs-Prozess scheint in Gang gekommen zu sein. Gut so, denn Aufgabe von Dokumentarfilmen ist es zu zeigen, was geschieht.
The Banshees of Inisherin
hat auch Freundlichkeit zum Thema, diese geht aber in abgehackten Fingern unter. Irgendwie schade. Padraic und Colm sind zwei Freunde im tristen Irland 1923. Eines Tages beschließt Colm, dass er Padraic nicht mehr mag nur mehr seine eigene Musik, um damit unvergesslich zu werden. Das traurige Fazit des freundlichen Padraic dazu: niemand wird wegen seiner Freundlichkeit unvergesslich.
Abgesehen von Colms Unfreundlichkeit geht es in dem Film von Martin McDonagh vor allem um den Tod, der in Irland von schwarzen Frauen, den Banshees, angekündigt wird. Eine solche lebt auch in Inisherin. Daher der sperrige Filmtitel. So interessant wie die neun Oscar-Nominierungen vermuten lassen, ist der Film aber nicht. Er kommt zu oft mit klischeehaften Elementen daher.
Ingmar Bergman
war einer der ganz großen Regisseure (1918-2007). Heute ist er zu Unrecht in Vergessenheit. Dabei sind nicht nur seine Filme interessant sondern auch seine Arbeitsweise. Schreibend bereitete er die Filme vor. Für den 5 Mal oscarnominierten „Schreie und Flüstern“ (1973) gab es kein Drehbuch sondern einen 50-seitigen Brief an die Hauptdarstellerinnen. Bergmans Arbeitstagebücher 1955-2001 wurden jetzt von seiner Übersetzerin Renate Bleibtreu unter dem Titel „Ich schreibe Filme“ herausgeben. Sie stellt das Buch am 1. März im Filmclub vor. Es folgt „Das siebente Siegel“ einer der früheren Bergman-Filme.
Massimo Troisi
Direkt von der Berlinale kommt Mario Martones Dokumentarfilm „Laggiù qualcuno mi ama“ nach Bozen. Im Mittelpunkt steht der neapoletanische Schauspieler Massimo Troisi, der 1994 zu früh an einem Herzinfarkt verstarb. Er hatte eine Operation wegen der Dreharbeiten zu „Il Postino“ verschoben. 1996 wurde Troisi posthum für den Oscar nominiert wie James Dean, Spencer Tracy, Heath Ledger.
Tatort
Und ausnahmsweise noch ein Hinweis auf den viel versprechenden Tatort am Sonntag, bei dem Evi Romen Regie geführt hat.
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