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Der IDM-Obolus

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Vor wenigen Monaten hat sich der Landtag für die Zerschlagung der IDM ausgesprochen. Jetzt soll die
umstrittene Marketingorganisation über die Ortstaxe noch mehr Geld bekommen.

von Matthias Kofler

Die Ortstaxe, auch Gemeindeaufenthaltssteuer genannt, ist seit 2014 eine der Säulen der Tourismusfinanzierung in Südtirol. Die Ortstaxe wird pro Gast und Nächtigung von den Beherbergungsbetrieben eingehoben. Die Höhe dieser kommunalen Abgabe richtet sich nach der Kategorie des Betriebes und geht von 0,85 Euro für Kleinbetriebe über 1,20 Euro für Drei-Sterne-Betriebe bis 1,60 Euro für Vier- und Fünf-Sterne-Betriebe. Aus dem Einnahmentopf gingen anfänglich 90 Prozent an die Tourismusorganisationen vor Ort und zehn Prozent an die Tourismusverbände. Im Zuge Neuordnung der Tourismusorganisationen wurden 2018 die Tourismusverbände abgeschafft und die Einnahmen der Ortstaxe neu verteilt: 75 Prozent gehen seitdem an die lokalen Tourismusorganisationen und 25 Prozent an die neu geschaffene IDM.

Nun plant Landesrat Arnold Schuler eine neue Reform der Ortstaxe: Das Dreistufensystem soll in ein Zweistufensystem umgewandelt werden: Drei-Sterne-Betriebe und kleinere Betriebe sollen demnach 1,80 Euro pro Nächtigung einheben, ab Vier Sternen beträgt der Basisbetrag für die Ortstaxe 2,50 Euro. Zudem erhalten die Gemeinden die Möglichkeit, den Betrag auf maximal 5 Euro zu erhöhen.

Auch die Aufteilung der Gelder soll neue gestaltet werden. In Absprache mit den Interessensvertretern hat sich Schuler auf folgenden Schlüssel geeinigt, der ab 2024 greifen soll: 60 Prozent der Einnahmen des Basisbetrags sollen an die Tourismusvereine gehen und 30 Prozent an die IDM. Durch die Erhöhung des Ortstaxen-Anteils an die IDM soll der Landesanteil an die Marketingorganisation reduziert werden. Die restlichen zehn Prozent sollen wiederum in territoriale Projekte investiert werden, über die das dreiköpfige Präsidentenkollegium der Destinationsmanagementeinheiten (DME) befindet.

Mit dem Plan der Landesregierung überhaupt nicht einverstanden ist Paul Köllensperger, der wörtlich von einer „Respektlosigkeit“ spricht. Dem Team-K-Politiker stößt vor allem die Erhöhung der Beiträge an die IDM sauer auf. Mit dem Beschluss Nr. 632/22 habe das Hohe Haus das genaue Gegenteil beschlossen: nämlich die Zerschlagung der umstrittenen Marketingorganisation und die Übertragung der Kompetenzen an die Handelskammer und den NOI-Techpark. Nun verdopple sich der Anteil, der über die Ortstaxe an die IDM gehe, von 9 auf 18 Millionen Euro. „Damit kann die IDM munter weiter Werbung machen, mit ihren ,Performance‘-Kampagnen, für die sie mancherorts über 100 Euro braucht, um ein Hotelzimmer zu verkaufen. Mit ihrem sündteuren Südtirol-Portal, das im letzten Jahr lächerliche 2.444 Buchungen generiert hat. Jede private Agentur hätte angesichts solcher Zahlen schon längst zugesperrt“, tobt der Köllensperger. Der Oppositionsführer hat bereits eine Landtagsanfrage eingereicht und denkt laut über Protestaktionen wie einen Boykott der Gesetzgebungskommissionen nach, sollte die Landesregierung ihr Vorhaben nicht begraben und der Rest der Opposition mitspielen.

Landesrat Schuler kann die harsche Kritik an der Ortstaxen-Reform nicht nachvollziehen. „Wir dürfen nicht glauben, dass unsere Kirchentürme alle anderen überragen“, meint der SVP-Politiker. Das politische Ziel sei es, den Schritt von der Destinationsmarke Südtirol zur Regionalmarke zu schaffen, die nicht nur den Tourismus, sondern viele andere Bereiche wie Handwerk, Landschaft usw. betreffe. Hierfür leiste die Wirtschaftsstandortagentur IDM leiste einen wichtigen Beitrag, weil dort Kräfte gebündelt und Ideen entwickelt und weitergebracht würden.

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