„Der Jugend zuhören“
Arbeit, Familienleben und Freizeit – Was will die Jugend? Eine Studie des Jugendrings gemeinsam mit dem WIFO soll Antworten auf diese Frage liefern – und die Anliegen der Jugend in den Mittelpunkt rücken.
Tageszeitung: Frau Rainer, der Jugendring und das Institut für Wirtschaftsforschung führen gemeinsam eine Studie zum Thema „Was will die Jugend“ durch. Um die Probleme der jungen Menschen genauer zu beleuchten?
Tanja Rainer (SJR-Vorsitzende): Es geht darum, dass die Themen Arbeit, Wohnen, Mobilität und Ehrenamt genauer unter die Lupe genommen werden, wissenschaftlich vertiefter im Vergleich zur Jugendstudie, um danach den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft aufzeigen zu können, was die Jugend konkret will. Wir sprechen hier von einer anderen Generation, die einfach anders tickt und deswegen war uns wichtig, dass wir diese Studie gemeinsam mit dem WIFO machen, um weitere Entscheidungsgrundlagen zu bekommen.
Hat es so eine Studie schon einmal gegeben?
Nein, so eine Studie hat es noch nie gegeben. Die Handelskammer hat das heurige Jahr der Jugend gewidmet und deswegen ist schon letztes Jahr diese Ideen entstanden, weil auch die Handelskammer an diesen Ergebnissen interessiert ist – es ist ein Wandel im Gange.
Welche Aspekte beleuchtet die Studie?
Es geht um verschiedene Fragen, beispielsweise was Jugendlichen wichtig ist, wenn es um das Thema Arbeit, die Bezahlung, das Arbeitsklima usw. geht. Auch wird thematisiert, ob man lieber am Land oder in der Stadt wohnt, wie wichtig die Nähe des Wohnortes zum Arbeitsplatz ist, die Anbindung der Öffis usw. Es geht in dieser Studie aber nicht nur um allgemeine Fragen, sondern die Themen werden sehr vertieft, um wirklich neue, fundierte Erkenntnisse zu erhalten.
Der Jugendring hat bereits in Vergangenheit immer wieder auf die Schwierigkeiten für Jugendlichen aufmerksam gemacht. Werden die Anliegen der jungen Menschen zu wenig gehört?
Man muss leider oft sagen, dass wir uns ohnmächtig fühlen. Bestimmte Themen wie z.B. Junges Wohnen – was der Jugendring schon seit zehn Jahren in den Mittelpunkt rückt – kommen wirklich nur Schritt für Schritt weiter. Zudem werden junge Menschen in den Medien gerne nur negativ dargestellt: die Jugend trinkt zu viel, die Jugend nimmt Drogen, will nicht mehr arbeiten, hat andere Interessen usw. Aber das stimmt so einfach nicht, weil die Jugendlichen eigentlich nur der Seismograph der Gesellschaft sind, sie nehmen bestimmte Dinge nur schneller wahr. Wenn junge Menschen heutzutage sehen, was mit den älteren Generationen passiert – von Burnout bis keine Lust auf die Arbeit – dann nehmen sie das wahr und sagen einfach, dass sie eine andere Art zu arbeiten möchten. Es geht hier nicht nur um die 4-Tage-Woche oder mehr Freizeit, sondern darum, das Gefühl der Zugehörigkeit und Achtsamkeit zu erleben. Jugendliche wollen einfach angehört werden, wenn es um ihre Probleme geht. Erwachsene haben manchmal die Einstellung, aufgrund ihrer Erfahrungen zu wissen, was das beste für die Jugend sein könnte – aber das ist der falsche Weg. Die Jugend hat geniale Ideen und man muss ihr zuhören. Es ist eine Umbruchstimmung im Gange und man muss die Jugend mitnehmen.
Wird man die Ergebnisse dieser Studie auch in den Anliegenkatalog für die anstehende Landtagswahlen einfließen lassen?
Wahrscheinlich nicht, weil wir erst im Oktober erste Ergebnisse erhalten werden und der Landtagswahlkampf zu diesem Zeitpunkt schon vorbei ist. Die Auswertungen dauern immer etwas länger, weil es einfach aufwendig ist, aber wir werden sicher immer wieder Zwischenergebnisse bekommen.
Als Jugendring werden wir aber gemeinsam mit den Jugendorganisationen wieder einen Anliegenkatalog ausarbeiten und uns danach, sobald wir die Ergebnisse der Studie haben, sicher auch mit den Entscheidungsträgern austauschen und klar aufzeigen, wo es hingegen soll und was die Jugend will.
Interview: Lisi Lang
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