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Kleine Kämpfer

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Jährlich erkranken in Südtirol 20 Kinder und Jugendliche an Krebs. Vier von fünf werden wieder gesund, der Weg bis zur Genesung ist aber oft lang und belastend.

von Lisi Lang

Jährlich erkranken in Südtirol 2.900 Menschen an Krebs, über 20 davon sind Kinder oder Jugendliche. Die häufigste Krebserkrankung bei Kindern ist Leukämie.

Die gute Nachricht: Vier von fünf Kinder werden wieder gesund, der Weg bis zur Genesung ist aber oft lang und belastend. „Mit der Diagnose beginnt für die jungen Menschen und ihre Familien eine schwere Zeit mit intensiven und langwierigen Therapien und mit oft gravierenden körperlichen und psychischen Folgen“, sagt Michael Mayr, Kinderarzt und Präsident der Kinderkrebshilfe Peter Pan.

Eine Diagnose ändert von einem Tag auf den anderen das Leben und den Alltag der Familie. Das Leben der Familien spielt sich über Monate im Krankenhaus ab, die Kinder werden meist innerhalb von 24 Stunden nach der Diagnose in ein universitäres Zentrum nach Innsbruck oder Padova verlegt. Die alltäglichen Herausforderungen, wie Betreuung der Geschwister, Haushalt und Berufsleben sind zusätzlich zu meistern. Häufig treten finanzielle Probleme auf, da ein Elternteil das Kind während der Therapien begleitet und vorübergehend nicht arbeiten kann. „Wenn ein Kind an Leukämie erkrankt, dauert die erste Akuttherapie rund sechs Monate, dann beginnt eine zweite Therapiephase, die zwar leichter ist, aber die Kinder dürfen wegen des Infektionsrisikos immer noch nicht in die Schule. Nach einem Jahr kann das Kind dann fast wieder ein normales Leben führen – aber natürlich ist ein Jahr eine lange Zeit“, sagt der Präsident der Kinderkrebshilfe Peter Pan.

Genau in diesem schweren Moment will die Kinderkrebshilfe Peter Pan die Familien unterstützen – auch finanziell. Deswegen zahlt die Kinderkrebshilfe einen ersten Beitrag schon wenige Tage nach der Diagnose aus, um den Familien unter die Arme zu greifen. Zudem hat die Kinderkrebshilfe in Padova und in Innsbruck eine Wohnung angemietet, die Familien kostenlos nutzen können. „Nach dieser akuten Zeit rückvergüten wir auch alle Rechnungen, die im Zusammenhang mit der Krankheit stehen, z.B. Physiotherapie usw.“, erklärt Michael Mayr.

80-85 Prozent aller Tumorerkrankungen im Kindesalter sind heilbar, bei einigen Leukämieformen liegen die Heilungschancen sogar bei über 90 Prozent. „Wir sprechen zwar fast immer von bösartigen Tumoren, die aber wahrscheinlich, weil der Metabolismus bei Kindern etwas schneller ist, besser auf die Chemotherapie ansprechen als Erwachse“, so Mayr.

Trotzdem ist Krebs bei Kinder oft noch ein Tabu-Thema: Während man bei Erwachsenen immer wieder von Krebserkrankungen hört und redet, ist und bleibt die Krankheit bei Kindern laut Mayr ein großes Angst- und Schweigethema. „Viele sind einfach überfordert“, weiß der Kinderarzt. „Wir hören immer wieder von unseren Patienten, dass Leute die Straßenseite wechseln, wenn sie ihnen begegnen – aber nicht, weil man sie ausgrenzen will, sondern weil viele nicht wissen, was man dem Kind oder der Familie sagen soll und deswegen der Situation ausweichen wollen“. Das sei aber nicht der richtige Weg, sagt der Präsident der Kinderkrebshilfe. „Darüber reden ist sehr wichtig. Sonst entstehen schnell Barrieren und Missverständnisse. Mehr Offenheit entlastet die Betroffenen und hilft, besser mit Krebs umzugehen.“

Aber auch mit den Kindern zu reden, fällt vielen schwer: Die meisten Erwachsenen wollen Kinder vor emotionalen Belastungen schützen, viele trauen sich deshalb nicht, offen über Krebs zu sprechen. „Sie glauben, dass die Kinder mit der Erkrankung nicht umgehen können“, sagt Michael Mayr, der als Kinderarzt Familien in dieser Situation berät: „Die Kinder schützen zu wollen ist verständlich. Doch letztlich hilft es nicht weiter, wenn Erwachsene nicht über die Krankheit reden wollen. Kinder merken ganz genau, wenn etwas nicht stimmt.“ Und was sie sich in ihrer Fantasie ausmalen, sei dann oft schlimmer als in der Realität. „Kinder haben zudem einen sehr natürlichen Umgang mit der Krankheit und die Fähigkeit, in den Tag hineinzuleben“, erklärt der Kinderarzt, „und das gute an unseren Leukämie-Therapien ist, dass die Kinder eigentlich nie Schmerzen haben“.

Anlässlich des Weltkinderkrebstages plädiert der Kinderarzt und Peter Pan-Präsident dafür, offen über Krebs zu reden. Zudem ist es dem Kinderarzt wichtig, den Blick auf eine weitere Kategorie von Menschen zu lenken, an die nie gedacht wird, und für die es keine Anlaufstelle gibt: „In Italien gibt es 90.000 Kinder pro Jahr, die eine Krebserkrankung von einem Elternteil miterleben müssen – und das ist für die betroffenen Kinder und Jugendlichen wahnsinnig schwierig. Aber es gibt keine Anlaufstelle, die sich um Kinder erkrankter Eltern kümmert – hier müsste man vielleicht auch mal etwas tun.“

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