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Die Forschungsoffensive

Arno Kompatscher mit Britta Siegmund, Simona Berardi Vilei und Georg Kaser (Foto: LPA/Guido Steinegger)»

Das Land Südtirol fördert im Dreijahreszeitraum 2023-2025 sieben neue internationale Forschungsprojekte mit rund 1,8 Millionen Euro.

Wie sich die Dürre auf Bergwälder auswirkt, wie der rasche Klimawandel den alpinen Geschiebetransport verändert, wie ökologische Bodenbiodiversitätsnetzwerke Weinberge überwachen und nachhaltigere Agrarökosysteme fördern können:

Mit diesen und weiteren wissenschaftlichen Fragestellungen können sich Forscherinnen und Forscher in den kommenden drei Jahren dank eines Beitrags des Landes Südtirol auseinandersetzen. Sieben neue internationale Forschungsprojekte werden im Dreijahreszeitraum 2023-2025 mit insgesamt rund 1,8 Millionen Euro gefördert. Es handelt sich um sogenannte „Joint Projects“, um Kooperationsprojekte Südtiroler Forschungseinrichtungen mit Partnern im Ausland, die dank der Abkommen zur gemeinsamen Förderung exzellenter Projekte, die das Land Südtirol mit verschiedenen europäischen Wissenschaftsfonds abgeschlossen hat, in diesem Jahr anlaufen.

Drei dieser Projekte setzen auf eine Partnerschaft in der Schweiz, zwei in Österreich und jeweils eines mit Partnern in Deutschland und Luxemburg. In Südtirol ist eines der sieben Projekte an der Eurac Research verortet, die anderen sechs Projekte an der Freien Universität Bozen, wobei eines davon auf eine Zusammenarbeit mit Eurac baut.

Erkenntnisse für Waldwirtschaft und Gewässermanagement

Bei den drei Projekten die im Rahmen des Abkommens mit dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) heuer starten, handelt es sich um drei naturwissenschaftliche Forschungsprojekte mit einem Budget von fast 780.000 Euro für die Südtiroler Partner.

Knapp 300.000 Euro sind für das Forschungsprojekt Caleidoscope (Calibrating Earth Observation-based impacts of drought on mountain forests by monitoring Carbon fixation and transpiration: from individual tree responses to regional scale extrapolation) bestimmt, in dessen Rahmen Claudia Notarnicola vom Eurac-Institut für Erdbeobachtung sich auf der Grundlage von Erdbeobachtung mit den Auswirkungen von Dürre auf Bergwälder durch Überwachung der Kohlenstofffixierung und -transpiration befassen und dabei mit dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos zusammenarbeiten wird. Die Erkenntnisse sollen für die Bewirtschaftung der Südtiroler Wälder nützlich sein.

Altroclima (Alpine bedload transport trends under rapid climate change) ist das Projekt von Francesco Comiti von der Universität Bozen überschrieben, bei dem in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne mit Hilfe der Daten der Elektroenergiegesellschaften quantifiziert werden soll, wie die Klimaveränderungen den Geschiebetransport im Alpenraum beeinflusst haben. Das Fluss- und Wildbachmanagement soll von den Ergebnissen der Studie profitieren, wobei der Südtiroler Projektanteil mit 280.000 Euro gefördert wird.

Für den Erhalt der alpinen Weideflächen

Mit knapp 200.000 Euro wird hingegen der Südtiroler Projektanteil des Forschungsprojektes Gupagras (Global pastures – ethnographic explorations of Alpine grassland connections) unter der wissenschaftlichen Leitung von Elisabeth Tauber von der Freien Universität Bozen unterstützt. Untersucht werden die naturnahen Weidelandschaften der Schweiz und Nordostitaliens als Nahrungsquelle für grasende Schafe, wobei die Aspekte der internationalen Futtermittelindustrie und des Tiermarkts unter die Lupe genommen werden, die das Überleben der Arten auf diesen Weideflächen beeinflussen. Diese anthropologische Studie will vor dem Hintergrund des Biodiversitätsschwunds die wichtigsten Faktoren ausmachen, die den Fortbestand von Gras- und Weideflächen in den Alpen begünstigen. Projektpartner sind HES-SO Valais Wallis und die Universität Lausanne in der Schweiz.

Nachhaltige Traubenproduktion

Bei den zwei Projekten, die in Partnerschaft mit dem österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) finanziert werden, handelt es sich zum einen um BioViSo (Ökologische Bodenbiodiversitätsnetzwerke zur Überwachung von Weinbergen und zur Förderung nachhaltigerer Agrarökosysteme), für das 300.000 Euro von Südtiroler Seite her vorgesehen sind. Dabei sollen abiotische sowie biotische Faktoren und Schlüsselarten identifiziert werden, um die biologische Vielfalt des Bodens und in der Folge die Traubenproduktion positiv zu beeinflussen. BioViSo wird von Luigimaria Borruso von der Freien Universität Bozen und Paul Illmer von der Universität Innsbruck koordiniert. Auch Eurac Research ist am Projekt beteiligt.

Um die fortschreitende Ausbreitung immergrüner Laubbaumarten infolge des Klimawandels geht es im Projekt TracEve (Tracing the evergreen broad-leaved species and their spread). Unter der Leitung von Stefan Zerbe von der Unibz wird ein Projektkonsortium aus Österreich und Südtirol gemeinsam mit dem Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale (Ispra) und der Universität Innsbruck das räumlich-zeitliche Ausmaß und die Triebkräfte dieses Phänomens untersuchen. Dem Südtirol Projektanteil werden 200.000 Euro zugewiesen.

Datenbank zu Tiroler Dialekten

DID (New Perspectives on Diphthong Dynamic) ist ein Forschungsprojekt, bei dem unter der wissenschaftlichen Verantwortung des Linguisten Alessandro Vietti von der Universität Bozen und in Zusammenarbeit mit der LMU München eine erste Datenbank zu Lauten von Tiroler Dialekten angelegt werden soll. Dokumentiert wird die Südtiroler Variante des Tirolerischen, für die es bisher keine Lautbeschreibungen auf Basis von Methoden und Werkzeugen der akustischen Phonetik gibt. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert, das Land steuert 210.000 Euro bei.

Weniger Elektromüll

Gemeinsam mit dem Luxembourg National Research Fund (FNR) finanziert das Land Südtirol schließlich mit knapp 290.000 Euro das Projekt V-SAFE (Vitrimer-based Sustainable Flexible Electronics). Unter der Federführung von Niko Münzenrieder von der Universität Bozen und in Zusammenarbeit mit dem Luxembourg Institute of Science and Technology wird angesichts der rasanten Verbreitung elektronischer Geräte nach umweltfreundlichen und nachhaltigen Technologien gesucht, um Dünnschichtgeräte mit innovativen Polymersubstraten, sogenannten Vitrimeren, zu integrieren. Ziel ist es, reparierbare und recyclingfähige elektronische Geräte herzustellen, um Elektroschrott zu reduzieren.

Bisher 5,5 Millionen Euro für 21 Forschungsprojekte

„Ein Ziel der Forschungsoffensive von 2017 war es, Südtirols Forschungslandschaft auf eine neue, internationalere Ebene zu heben“, betont Landeshauptmann Arno Kompatscher, der in der Landesregierung für Forschung und Innovation zuständig ist. Dies geschehe mittlerweile erfolgreich über die bilaterale Abkommen mit Forschungsförderungseinrichtungen in Partnerländern. „Seit der Unterzeichnung des ersten Kooperationsvertrages mit ausländischen Wissenschaftsfonds im Jahr 2018 wurden 21 dreijährige wissenschaftliche Forschungsprojekte mit einer Gesamtfördersumme von 5,5 Millionen Euro zugunsten in Südtirol ansässiger Forschungseinrichtungen bewilligt“, informiert der Landeshauptmann. Das Land Südtirol pflegt derzeit eine aktive Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Fonds für Wissenschaftliche Forschung (FWF), dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Luxemburgischen Nationalen Forschungsfonds (FNR).“ Die Abkommen mit DFG und SNF waren im vergangenen Sommer in Bozen verlängert worden, dabei wurden auch acht bereits erfolgreich angelaufene Projekte vorgestellt.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • olle3xgscheid

    Ich find’s erstaunlich das für alle möglichen Projekte solche Gelder in Millionenhöhe freigemacht werden und die Häuslebauer/käufer 4!!!! Jahre um deren Auszahlung warten.
    Danke an die Poltik dafür!!!!!!

  • kongo

    Erstens möchte ich mal die ganzen Ergebnisse dieser Projekte sehen, und zweitens, ja wir müssen nach aussen hin natürlich immer die besten sein.Was das eigene Volk anbelangt sprich Häuslebauer u.v.m. interesiert unseren (SVP) Politikern herzlich wenig.Brav Steuern zahlen, das richtige Kreuzchen machen und sonst die Klappe halten.Nach dem Moto,nicht ihr sondern wir sind die Besten.

  • leser

    Das sind nicht forscherprojekte sondern finanzielle Zuwendungen an den Apparat Eirac damit dieser Haufen eine überlebensberechtigung hat
    Wenn man an einen Arbeitspensum von vorgeschriebenen 8 Stunden 4 am kaffeautomaten verbringt kann man wohl schwer von Arbeitsleistung und schon gar nicht von Forschung reden
    Reine Geldverschwendung von steuergeldern

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