Kunstschnee & Schneekunst
Die Ausstellung Snowy in der Kastelruther Laechlergalerie präsentiert acht Positionen zum Thema Schnee und wagt einen Blick auf und hinter das leuchtende Weiß.
Von Brigitte Matthias
Er rieselt leise, er taucht die Welt in Watte, er weckt die schönsten Kindheitserinnerungen: Schnee. Aber von dieser romantischen Seite mal abgesehen, ist er ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den alpinen Tourismus – ausschlaggebend ist ebenso die ökologische Bedeutung ganzjähriger Schneereserven in den höheren Berglagen. Schnee evoziert aber auch einen lähmenden Gefühlszustand, die Angst davor, dass etwas mächtiger ist als wir selbst. Viele Emotionen, viele Denkrichtungen: In Zusammenarbeit mit dem Verein Kubatur zeigt Kuratorin Adina Guarnieri acht Kunstschaffende aus dem In- und Ausland zum Thema Schnee. Etablierte Positionen treffen auf Nachwuchstalente, großformatige Gemälde auf Videokunst, Installationen auf collagierte Malerei. Einige Arbeiten sind eigens für die Ausstellung entstanden, wie jene von Susanne Burchia, die auf langen Stoffbahnen mit Terpentin und Öl blassblaue Eindrücke aus dem ewigen Eis einfängt. Die Boznerin ist auch mit einer Installation vertreten, die Ausschnitte einer verschneiten Dachlandschaft evoziert. Durchaus lyrisch zeigt sich auch die Stoffarbeit der Französin Sophie Eymond. Wie in einer Eishöhle ragt der Eiszapfen aus dem Boden. Entstanden ist er in minutiöser Kleinstarbeit aus einem alten Leintuch. Mit Nadel und Faden wurde es drapiert, gestopft, zusammengezogen, bis daraus eine verspielt sinnliche Komposition entstand.
Malerei ist mit Jörg Hofer vertreten: Große helle Flächen, von dunklen Farben durchzogen, die das Fließen des Schmelzwassers und das Absterben der Gletscher einfangen. Seine Werke entstehen aus Marmorstaub und Eitempera auf Leinwand, grob bearbeitet mit einer Gartenharke, bis die Oberflächen von tiefen Furchen durchzogen sind. Benno Simma bringt indes ein Diptychon nach Kastelruth, zwei Acrylarbeiten, die er dem Schneeballeffekt widmet. Mit energischen Pinselstrichen schafft er zwei Zeitbomben, die sich lautstark ihren Weg bahnen. Wen werden sie auf ihrer Reise überrollen?
Einen ironischen Ansatz verfolgt das Künstlerduo Gregor Passens / Torsten Mühlbach mit einer Kerze in Schneemannform, die sich wie ein wächserner Antiheld langsam auflöst. Kritischer ist „Iluliaq“ (Grönländisch für Eisberg) von Passens allein, wo im Verlaufen der Aquarelle die gesamte Tragweite des Klimawandels zum Ausdruck kommt. Schnee als seltenes Phänomen – diesem Zukunftsszenario scheinen auch die Fotos von Simon Terzer entsprungen, wenn er uns einen weiß gekleideten Mann zeigt, der in einem Museum eine gemalte Schneelandschaft bestaunt. Es war einmal der Schnee: so lautet der Anfang seiner Erzählung.
Die Schau wartet auch mit zwei Videoarbeiten auf. Fast schon Kultstatus hat „Der Schneemann“ von Michael Fliri. In einem Schneemannkostüm watet der Künstler durch einen leeren Raum. Schritt für Schritt verliert er dabei Styroporgranulat, bis er sich vor lauter „Schnee“ in sich selbst auflöst. „Bellavista“ nennt sich hingegen das Video von Felix Tschurtschenthaler, in dem er mit Skiern unaufhörlich eine weiße Rampe erklimmt. Statt gewöhnlicher Felle hat er Schleifpapier unter seinen Brettern, sodass allmählich eine Spur auf dem weißen Untergrund entsteht. Worum es sich dabei handelt?
Das sehen Sie noch bis 26. Februar in Kastelruth. Und wer es ganz genau wissen möchte: am 18. Februar findet um 10 Uhr eine kostenlose Führung mit der Kuratorin statt. Öffnungszeiten: täglich 16.30 – 18.30 Uhr, Samstag zusätzlich 10 – 12 Uhr.
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