Verschobene Entscheidung
Warum die Landesregierung keinen Beschluss zur Straße auf die Lahner Alm fasst. Und was die Umweltverbände zu sagen haben.
von Silke Hinterwaldner
Diese Entscheidung leitet so etwas wie eine Nachdenkpause ein:
Am Dienstag hat die Landesregierung den anstehenden Beschluss zur Zufahrt auf die Lahner Alm in Prettau ausgesetzt. Die Auseinandersetzung für oder gegen diese Straße wurde somit auf später verschoben.
Den Grund für diese Aufschiebung erläuterte Landeshauptmann Arno Kompatscher nach der Sitzung der Landesregierung: „Wir mussten feststellen, dass in der Beschlussvorlage nicht alle Elemente berücksichtigt wurden. Dieser Mangel muss behoben werden, weshalb die Unterlagen noch einmal an die zuständigen Ämter zurückgehen.“
In der Sache geht es um ein Gutachten zum Natura-2000-Schutzgebiet, das in den Unterlagen keinerlei Erwähnung findet. Dies allerdings sei verbindlich vorgesehen.
Würde man trotz dieses Fehlers eine Entscheidung treffen, könnte es Rekurse hageln, so die Befürchtung des Landeshauptmanns.
Arno Kompatscher erklärte auch, dass es sowohl für als auch gegen diese Erschließungsstraße gute Argumente gebe. Dies hat man offenbar auch in der Sitzung der Landesregierung angesprochen. Kompatscher sagt dazu nur: „Es gibt unterschiedliche Positionen innerhalb der Landesregierung.“ Das sei nicht weiter verwunderlich, schließlich seien auch die Gutachten der Ämter in der Dienstellenkonferenz zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen.
Nun herrscht also so etwas wie eine Patt-Situation im Wortgefecht um die Straße auf die Lahner Alm. Eines scheint aber auch klar zu sein: Kurz vor den Landtagswahlen wird man sich vor einem neuen Fall Antersasc hüten wollen. Insofern kommt die Verschiebung des Beschlusses auf unbestimmte Zeit gerade recht.
Dass die Fronten verhärtet sind und sich die Diskussion durchaus zuspitzen könnte, zeigt sich auch an einer Wortmeldung der Umweltorganisationen. Gestern haben Heimatpflegeverband, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Alpenverein und CAI noch einmal eine gemeinsame Stellungnahme abgegeben. Darin heißt es:
„Der Bau einer Forststraße zu der im Naturpark- und Natura-2000-Gebiet auf rund 2000 Metern Höhe gelegenen Lahner Alm ist schlichtweg überflüssig, weil es bereits eine Materialseilbahn gibt, weil die Alm über einen nur 20-minütigen Fußweg erreichbar ist, weil die Trasse landschaftlich exponiert und geologisch problematisch durch ein Naturidyll verlaufen würde, weil sich die Kosten dafür auf rund 400.000 Euro (großteils öffentliche Gelder) belaufen würden und weil die Alm von geringer landwirtschaftlicher Bedeutung ist und an einem Feuchtgebiet liegt, das keine intensivere Bewirtschaftung erlaubt.“
Die Vertreter der Umweltorganisationen hatten sich am Montag zu einer Aussprache mit Maria Hochgruber Kuenzer, Landesrätin für Raumordnung, getroffen. Ihre Position in dieser Angelegenheit ist hinlänglich bekannt: Sie möchte der Bauersfamilie aus Prettau den Bau einer Zufahrtsstraße gewähren, um die Bewirtschaftung der Alm zu garantieren.
Nach der Aussprache hatten die Vertreter der Umweltorganisationen den Eindruck, dass die Landesregierung die Fortstraße „trotz der negativen Gutachten der Dienststellenkonferenz und der zuständigen Landesämter und trotz der wiederholten Kritik an Sinnhaftigkeit, Verträglichkeit und Rentabilität des Projekts durchsetzen“ möchte.
Das Treffen verlief ergebnislos. Die Entscheidung wurde ohnehin verschoben.
Ähnliche Artikel
Kommentare (11)
Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.
stanislaus
Die Zerstörung von fast unberührter Natur und das zu einem Preis von fast 400000 öffentlicher Gelder… mit diesem Betrag könnten mehrere Familie beim Kauf/Bau ihres Eigenheims unterstützt werden…
robby
Wenn die befürwortenden Gemeinde- und LandespolitikerInnen in die Straße eingemauert werden wäre ich für diese Straße
pingoballino1955
Dümmere Ausrede hätte die Svp und der LH wohl nicht finden können,mit ihren X EXPERTEN! Wir mussten feststellen……..???? Angst vor Rekursen,scheint berechtigt!
cosifantutte
Laut dem gestrigen Beschluss des EU Parlaments, geht am 31.12.2034 der letzte Verbrenner in der EU vom Band. Das lang ersehnte Verbot des Verbrennungsmotors in Europa ist damit nahe und millionen Jobs sind endgültig Geschichte. Danach gibt nur mehr E- und Wasserstoffmobilität, die sich die wenigsten leisten können und für die es ja nicht ausreichend Strom gibt, da ja die AKWs auch auf der Abschussliste stehen. Wozu braucht man dann neue Straßen, schon gar auf eine Alm im Natura 2000 Gebiet? Für einen Eselkarren reicht der jetzige Weg. Es werden bestehende Straßen ja zurückgebaut werden müssen ,auch ins Ahrntal, damit die EU aussieht wie ein Agrarstaat im18 Jhdt. Gegen diesen Hintergrund ist hier nurmehr mit Nein zu stimmen.
sepp
Oh dei wahlen zach we willshstien holen dieser hoben jo geston schun sbeschte zuckerle krieg i hof f lei die leid wählen deibande nett
cosifantutte
Ja, Fritz6, es ist dasselbe wie auf dem Schachbrett, die Dame für die Manövriermasse Bauer zu opfern.
cosifantutte
Die indirekte Demokratie ist leider nicht dafür ausgelegt, die Perlen zu bewahren. In Athen, der Geburtsstätte der Demokratie, hatten nämlich nur die Aristokraten das Wahlrecht, nicht der ὄχλος.