„Es gibt Schlimmeres“
Die Diskussionen rund um die Aktionen der Umweltschützer im Naturmuseum und am Neptunbrunnen gehen weiter. Landeshauptmann Arno Kompatscher nimmt die Aktivisten nun in Schutz.
von Markus Rufin
Ein gesellschaftlich relevantes Thema braucht vor allem eines, damit man darüber spricht: Aufmerksamkeit. Das gilt auch für den Umweltschutz. Aus dieser Perspektive haben die Aktivisten von Extinction Rebellion, die das Aquarium mit scchwarzer Farbe übermalt haben und jene Unbekannte, die in der Nacht auf Montag die Neptun-Statue beim Brunnen auf dem Bozner Obstmarkt mit Müll „verzierten“ (TAGESZEITUNG berichtete) alles richtig gemacht. Die beiden Aktionen sorgen nach wie vor für Diskussionen.
Kontrovers diskutiert wird dabei vor allem über die Aktion mit dem Neptun-Brunnen, die unter anderem von Bürgermeister Renzo Caramaschi scharf verurteilt wurde. Doch auch die Aktivisten von Extinction Rebellion (XR) wurden von der Landtagsabgeordneten Ulli Mair kritisiert, obwohl es sich um eine abgesprochene Aktion handelte.
Darauf verweisen nun auch die Aktivisten selbst in einer Stellungnahme. Weder die Lebewesen im Korallenriffaquarium noch das Aquarium selbst haben durch die Aktion Schaden genommen. Gestern wurde die Farbe von XR wieder entfernt.
Weder die Letzte Generation noch XR seien Terroristen, da man sich bewusst für gewaltfreie Protestaktionen entscheide: „Dabei sind wir uns aber bewusst, dass diese Formen der Aktion für manche Menschen, wie Frau Mair und ein weiterer Teil der Bevölkerung, als gewalttätig und beleidigend empfunden werden könnten und bedauern dies.“
Gewalttätig ist für sie hingegen die derzeitige Umweltpolitik, die bereits jetzt die Lebensgrundlagen von Menschen raube und die die Freiheit zukünftiger Generationen enorm einschränken wird. Auch in Südtirol passiere noch immer deutlich zu wenig, um das Klima und die Biodiversität zu schützen. Zuletzt rufen die Aktivisten zu einem radikalen Kurswandel auf.
Lob für die Aktion gab es gestern bei der Pressekonferenz von Arno Kompatscher. Der Landeshauptmann antwortete auf die Frage, wie er zu den beiden Aktionen stehe, dass es ein großer Unterschied sei, ob man solche Proteste abspreche oder in Kauf nehme, die Exponate zu zerstören: „Die Klimakrise und die Zukunft unseres Planeten geht alle an. Was würde sich da eher für eine Protestaktion anbieten als das Naturmuseum. Ich teile also die Meinung des Direktors. Wenn man das abspricht, ist es eine gute Performance.“
Ähnlich bewertet der LH auch die Sachlage bei der Aktion rund um den Neptun-Brunnen, auch wenn er anfügt, dass er darüber deutlich weniger informiert sei: „Wenn es aber so ist, dass keine Personen und keine öffentlichen Einrichtungen beschädigt wurden, würde ich sagen, dass es Schlimmeres gibt. Ich kenne aber nicht den gesamten Kontext.“
Kommentare (23)
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